24.11.10

Geschichte der DDR, der SED, der PDS und ihrer Nachfolgeparteien

Bisher besteht noch wenig Klarheit darüber, was an Schulen über die Geschichte der DDR unterrichtet werden sollte. Es ist klar, dass eine reine Faktengeschichte nicht viel bringen kann. Es kommt auf die Setzung von Schwerpunkten an. Später dazu mehr.
Einen Schwerpunkt hat sich Hubertus Knabe gesetzt: Behandlung von Unrecht, das in der DDR geschehen ist. In seinem neusten Buch "Die Wahrheit über die Linke" betrachtet er nun die Vorgeschichte und die Nachgeschichte der SED, der Staatspartei der DDR. (Rezension in berlinerliteraturkritik.de)
Wenn auch seine Darstellungsweise zu Recht umstritten ist und er sich zu so merkwürdigen Vorstellungen versteigt wie die, dass Gewerkschaftler nicht parteipolitisch aktiv sein sollten (S.377), so ist doch das, was er an Material zusammenträgt, für den Gegenstand Nachgeschichte der SED sehr interessant. So stellt er im einzelnen dar, wie die PDS versucht hat, Geldbestände (von am 1.10.1989 6,3 Milliarden Mark) und Sachwerte von 6-10 Milliaerden Mark für die Partei zu erhalten (S.158 ff), er geht auf die Einnahmen der SED aus dem Geschenkedienst Genex und auf die Putnik-Affäre ein und referiert Untersuchungsergebnisse der unabhängigen Kommission des Bundestages zur Untersuchung des Verbleibs des SED-Vermögens.
Die - undurchsichtige - Rolle Schalck-Golodkowskis und die "kommerzielle Koordinierung" kommt dabei m.E. freilich zu kurz.

14.11.10

Eindrücke von der ZUM-Tagung am 13./14.11.2010

Ungewöhnlich war an der Tagung, wie viele Gäste sie bereichert haben. Freilich kein Wunder, wenn man ihr Motto kennt: "Erfahrungen austauschen – Kontakte knüpfen – Schule weiterdenken".So waren gleich zwei Vertreter von 4teachers gekommen, Rüdiger Hamm und Bernd Dumser. Und sie verstanden sich mitnichten als Rivalen der ZUM, sondern waren an Zusammenarbeit interessiert. Und dazu wird es wohl schon deswegen kommen, weil Bernd Dumser Mitglied der ZUM werden will.
Interessant war es, abends bei Bier und Wein zu hören, wie sie zum Programmieren des ersten Internetauftritts von 4teachers gekommen waren ...
Christian Ebel, streng genommen eigentlich kein Gast mehr, stellte uns sein Vielfalt-lernen-Wiki vor und verwies uns darauf, dass mit zunehmender Heterogenität der Schüler (gegenwärtig haben etwa 30% der Schüler Migrationshintergrund, und die Tendenz weist eindeutig nach oben) individuelle Förderung immer wichtiger werden wird.
Jürgen Wagner bot uns an, auf seinem Forum, einer gemeinsamen Initiative von Schleswig-Holstein und Saarland, online Fortbildungsveranstaltungen der ZUM abzuhalten. Eine hat schon stattgefunden, ohne dass es den ZUM-Mitgliedern recht bekannt geworden ist, denn Ralf Klötzke hat dort schon online über Wiki im Fremdsprachenunterricht referiert.
Thomas Rau, der Verfasser des Blogs Lehrerzimmer berichtete darüber, wie er zum Bloggen kam. (Er dürfte einer der wenigen Internetfreaks sein, die von ihrer Frau darauf gestoßen worden sind, ihr weniger zu erzählen und mehr im Netz über seine Erlebnisse zu berichten.) Ihm geht es darum, an seiner Schule Web 2.0 voranzutreiben. Dafür schämt er sich nicht, Vorzeigbares aus seinem Schulalltag und was ihm dabei Spaß gemacht hat, zu präsentieren und auf Blogs von Schülern und Kollegen hinzuweisen, ist aber mit dem Erfolg seiner Bemühungen noch nicht so ganz zufrieden.
Uwe Kohnle ist bei der ZUM wie auch die folgenden Präsentatoren nichts weniger als ein Gast, doch wies er kurz auf seine Lernmodule hin, die man auch auf der eigenen Webseite einbinden kann.
Heinz-Willi Jansen stellte die Homepage seiner Schule vor und wies darauf hin, wie es ihnen gelungen ist, Schülerkommunikation im Netz über ihre Homepage laufen zu lassen.
Robert Roseu kam erst später dazu, seine Idee vom USB-Stick, der den Schüler durch seine Schullaufbahn begleitet, vorzustellen und ermöglichte dabei nebenbei auch Einblick in seine Materialien bei der ZUM.

Diskussionspunkte waren:

* ZUM-Unity: Dazu vgl. meinen Blogbeitrag zum ZUM-Unity-Wunschzettel

* Förderung von Web 2.0 in der Bildung: Dabei wurde zum einen auf online Fortbildungsveranstaltungen, die die ZUM halten könne, zum anderen auf den Tag des digitalen Lernens hingewiesen, den man noch mehr als bisher für Öffentlichkeitsarbeit nutzen sollte. (2011 liegt er am 2. März.)

Außerdem ging es um eher vereinsinterne Fragen, die hier von weniger Interesse sind.

Richtig spannend wurde es bei einem Beitrag von Mario Hupfeld, der jetzt die ZUM-Seite seines Vaters (zu Biologie und etwas Mathematik) betreut. Er schlug vor, Rezensionen von populärwissenschaftlichen Arbeiten zu schreiben. Als Ort dafür erschien manchen die Seite ZUM-Buch geeignet, manche dachten eher an die ZUM-Unity, weil dort auch gleich eine Diskussion über Buch und Rezension stattfinden könne. Gleich wo das Projekt durchgeführt wird, es verspricht interessant zu werden.

Foto vom ZUM-Treffen 2010


Zwei Fotos vom Treffen 2009 mit dem gegenwärtigen Vorstand und einem Gruppenfoto von den damals vertretenen ZUM-Mitgliedern:


Nachtrag zu Jürgen Wagner:
Eben habe ich von Jürgen Wagner noch einige weitere interessante Links erhalten.

- Mitschnitte der bisherigen Online-Fortbildungen
- Wagners Blog
- seine Homepage mit anderen Materialien und Linksammlungen
- sein Newsletter
- sein Bericht über das ZUM-Treffen

4.11.10

Konzentrationstöter Neuigkeit

Ein Unternehmensgründer war so mit den vielen neuen E-Mails beschäftigt, dass er ein Angebot, seine Firma zu kaufen, 12 Tage lang übersah.
Die neuen Nachrichten regen so an, dass die Konzentration auf das Wesentliche verloren geht. Dabei ist entscheidend, dass dieser Mangel an Konzentrationsfähigkeit auch nach Abschalten des Computers noch anhält.
Nora Volkow vom National Institute of drug abuse sagt:, diese Technologie verändere unsere Gehirne. Sie sei allerdings nicht mit Drogen zu vergleichen, eher mit Essen und Sexs. In Maßen stimuliere sie positiv, aber im Übermaß werde sie gefährlich.
Mehr dazu in der New York Times in einem Artikel von Matt Richtel vom 7.6.2010

Roger Walshe, Leiter der Abteilung Lernen der British Library, erklärt, Studenten nutzten Material in Bibliotheken und Archiven nicht, weil sie sich nicht bewusst seien, wie viel davon im Netz nicht greifbar ist.
Deshalb macht die Bibliothek ein Lernstudio zu Materialien auf, die nicht im Internet zu finden sind: z.B. Dichter aus dem 1. Weltkrieg, Zeitungen aus dem 17. Jahrhundert, viktorianische Plakate.
Dabei soll ihnen ermöglicht werden, sich fruchtbare Fragestellungen zu erarbeiten und dann danach zu suchen, wo sie Antworten darauf finden. (Quelle: Artikel der Times vom 14.8.2010 von Nicola Woodlock: Google-eyed pupils keep missing the point")

Jedes Kind hat das Recht ...

Kinderrechte werden oft missachtet. Millionen von Kindern führen ein Sklavendasein.
Doch der Kinderrechtskonvention sind mehr Staaten beigetreten als jeder anderen UN-Konvention (nur die USA und Somalia nicht).
Die UN-Behindertenrechtskonvention gibt jedem Kind den Anspruch auf gemeinsames Lernen. Inklusion und inklusive Pädagogik sind daher von den Menschenrechten her, die Konsequenz.

Dieser rechtlich unanfechtbare Anspruch stößt freilich da an seine Grenzen, wo Kinder die Unterrichtssituation nicht aushalten oder wo Lehrer außerstande sind, für eine spezielle Zusammensetzung von Schülern eine Lernsituation zu schaffen. Extrem verhaltensauffällige einerseits und psychisch schwer kranke Schüler andererseits können es auch methodisch auf Inklusion vorbereiteten Lehrern unmöglich machen, Lernsituationen für die Gruppe zu schaffen.
Mit der Frage, wo die Grenze zwischen aus Bequemlichkeit abgelehnter Inklusion und angesichts der gegebenen Situation undbedingt notwendiger Trennung liegt, beschäftigt sich heute Martin Spiewak in der ZEIT vom 4.11.10, S.39f. in seinem Artikel "Die Not ist riesengroß".

Wenn in Deutschland 80% der Schüler mit einem Handicap in Sonder- oder Förderschulen unterrichtet werden, international im Durchschnitt aber nur 15%, dann wird entweder hier oder dort etwas falsch gemacht.
Über methodisch Ansätze, die inklusives Lernen in höherem Maß, als bisher üblich, sinnvoll machen, informiert u.a. das Wiki "Vielfalt lernen".
"Jedes Kind hat das Recht auf Bildung" bedeutet noch nicht "jedes Kind hat das Recht darauf, seine Bedürfnisse in einer Unterrichtssituation auszuleben".

Dass aber mehr als 15% der behinderten Kinder die Chance auf Inklusion bekommen, dafür lässt sich noch einiges tun.