27.7.11

International

Der Verteidiger des norwegischen Attentäters erklärt, sein Mandant sei geisteskrank und teilt mit, dass er internationale Verbindungen mit Gleichgesinnten habe.
An die Spitze der Deutschen Bank tritt Anshu Jain, ein Investmentbanker. Helmut Schmidt unterteilt die Menschen - verkürzt gesagt - in drei Kategorien: Normalmenschen, Verbrecher und Investmentbanker und fährt fort: "Dabei ist das Wort Investmentbanker nur ein Synonym für den Typus Finanzmanager, der uns alle, fast die ganze Welt in die Scheiße geritten hat und jetzt schon wieder dabei ist, alles wieder genauso zu machen, wie er es bis zum Jahre 2007 gemacht hat."
Robert von Heusinger schreibt in der FR vom 27.7.11: "So handeln Jains Leute etwa Kreditausfallsversicherungen auf die deutsche Staatsschuld. Das ist irre, weiß doch jedes Kind, dass die Deutsche Bank pleite ist, wenn Deutschland seine Schulden nicht mehr zahlen kann. [...] das würde nichts machen, wenn die Deutsche Bank ein globales Unternehmen wäre, das pleite gehen könnte. Doch das kann es nicht Und da es den globalen Steuerzahler nicht gibt, ist es doch unsere Bank. Und diese Bank hat ein Bilanzvolumen von 1,9 Billionen Euro, was fast der gesamten Wirtschaftsleistung der Republik entspricht. Dieses Risiko liegt bald in den Händen eines Händlers."
Mancher hat sich über Angela Merkels Kurs bei der griechischen Schuldenkrise gewundert. Angesichts des Bilanzvolumens der Deutschen Bank sollte man sich nicht wundern.
Der deutsche Bundeskanzler schwört bei Amtsantritt, er wolle sich dafür einsetzen, "Schaden" vom deutschen Volk "wenden" werde (Art.56 GG).

Josef Ackermann und Anshu Jain haben keinen solchen Eid geschworen. Wie sollten sie auch?

Ich bin dankbar, dass das Institut Finance Watch gegründet worden ist, das Politikern unabhänige Informationen zum Finanzmanagement anzubieten versucht.

23.7.11

Finance Watch

Mein Dank gilt 22 Europaparlamentariern, dass sie die Intiative ergriffen haben, und Thierry Philipponnat, dass er sich bereit erklärt hat, die Organisation Finance Watch aufzubauen.
Sie arbeitet darauf hin, dass Finanzdienstleister Gewinne machen können, ohne die Realwirtschaft zu gefährden. (mehr dazu in einem Interview mit Philipponnat in der FR vom 23.7.11)
Das Problem der meisten Kritiker des Verhaltens der Banken in den Finanzkrise ab 2007 ist, dass sie die Feinheiten der technischen Vorgänge bei Optionsgeschäften nicht verstehen. Das haben die Europaabgeorneten, die über Finanfragen zu entscheiden hatten, als Problem erkannt und Abhilfe zu schaffen gesucht.
Haben ähnliche Initiativen auch auf nationaler Ebene stattgefunden? Wenn nicht, dann wäre das ein sehr starkes Argument für die Wichtigkeit des Europaparlaments.

21.7.11

Spiele als Motivationshilfen?

pro: taz vom 19.7.11
contra: Comic

Die Beispiele der taz können mich nicht recht überzeugen. Wenn der Guardian die Möglichkeit anbot, Politikern auf die Spur zu kommen, die bei ihren Spesenabrechnungen Schmu gemacht hatten, so bot er durchaus eine intrinsische Motivation. Recht genau die, die die Mitarbeiter von Guttenbergplag dazu motivierte, eine Arbeit zu erledigen, die in so kurzer Zeit kein einzelner Professor hätte bewältigen können.
Und damit ist eine zweite Motivation bezeichnet: Wenn eine Aufgabe so umfassend ist, dass sie von wenigen gar nicht, von sehr vielen aber - vergleichsweise - leicht bewältigt werden kann, dann spornt das zur Mitarbeit an. Das zeigte sich bei der Wikipedia.
Ein spielerisches Moment kann dabei durchaus unterstützen, vor allem bei langweiligen Aufgaben. Aber entscheidend für die Motivation ist es bei dieser Art von Aufgaben nicht.
Etwas anderes liegt vor, wenn in der Chemie besondere Passungen von Molekülen gesucht werden, die bestimmte Kriterien erfüllen. Hier ist wichtig, dass zunächst an einfacheren Spielen getestet wird, ob der Spieler ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen hat, bis ihm dann die schwierigen Aufgaben gestellt werden, die die Wissenschaftler zu bewältigen haben und die nur von vielen und mit besonderer Ausdauer gelöst werden können.

2.7.11

Gerechtigkeit und Frieden

Vor dem Tod sind alle gleich. Vor ihm gilt kein Verdienst. Seine Gerechtigkeit ist die totale Gleichheit. Entsprechend gibt es beim Kirchhofsfrieden, wo alle Unzufriedenen getötet werden, keinen Streit mehr um Gerechtigkeit.
Ein Kirchhofsfriede kann geschaffen werden durch einen Diktator und seine Geschöpfe, die er alle töten kann. Durch eine Clique, durch eine Minderheit, durch eine Mehrheit.

Auch beim Burgfrieden, bei der Abwehr eines äußeren Feindes, gibt es keinen Anspruch auf Gerechtigkeit, der wird auf später vertagt.
Der Feind kann die Not sein. Dann bekommt der Pharao alle Rechte, weil er allein Not fernhalten kann (vgl. auch Königsheil). Hält er die Not nicht fern, versucht sich ein neuer an der Aufgabe.
Not könnte auch der Klimawandel sein. Jedenfalls versuchen Atomkraftbefürworter ihn manchmal in diesem Sinne auszunützen, seit Fukushima mit sinkendem Erfolg.

Geht es einem besser, will man einen positiven Frieden, die Abwesenheit struktureller Gewalt, gleiche Chancen für alle. Und dann gibt es Dauerstreit, weil jeder will, dass es ihm gerecht gemacht wird. Der Blinde, der Rollstuhlfahrer, der Ingenieur und der Künstler. (Der braucht Mäzene, also am besten bodenlos Reiche. Der Arme braucht Spiele/Opium, also Stars. Am besten gleiche Chancen, Superstar zu werden. Dafür spielt man Fußball oder geht zum Casting.)

Nachtrag:
Bibelstellen: Ps 85,11; Jes 32,17; Röm 14,17; Jak 3,18