29.11.12

Der Mann, der die Wüste aufhielt

Diesen Blogartikel verdanke ich Andrea Jeskas Bericht "Der Mann, der die Wüste aufhielt" in der ZEIT vom 29.11.12, S.17-19. Da ich diesen Bericht zunächst nicht verlinken konnte, habe ich einiges aus dem Internet über Yacouba Sawadogo zusammengetragen. Das kann aber die Lektüre ihres weit inhaltsreicheren Artikels nicht ersetzen.

Yacouba Sawadogo hatte keinen Erfolg auf der Koranschule, aber er kultivierte die Wüste, säte Hirse und  Bäume am Rand der Wüste, indem er traditionelle Techniken, Zaï-Löcher und Steinreihen, fortentwickelte.

Hier der Trailer zum Film, der über ihn gedreht wurde: The Man who stopped the Desert.

1953 schrieb Jean Giono über einen Bruder im Geiste von Yacouba Sawadogo:  L'Homme qui plantait des arbres Text - französisch (Der Mann, der Bäume pflanzte). Giono hat diesen Mann nie getroffen, er hat ihn erfunden, um die Liebe zum Pflanzen von Bäumen zu entfachen.

Yacouba Sawadogo ist real. Er begann seine Arbeit in Burkina Faso knapp 30 Jahre, nachdem Giono seinen Helden erfunden hatte. Er wurde für verrückt gehalten. Seine Felder wurden niedergebrannt, doch er machte weiter. Dann wurde der holländische Geologe Chris Reij  auf ihn aufmerksam und publizierte 2004 eine Studie über seine Arbeit. Dennoch beschloss 2008 die benachbarte Stadt Ouahigouya das von ihm fruchtbar gemachte Land zu beschlagnahmen und  ihm fast nichts davon übrig lassen. Er gab nicht auf. Der Präsident der Yatenga Province wurde auf ihn aufmerksam. 2010 wurde der oben erwähnte Film über ihn gedreht. Inzwischen arbeiten viele Tausend, vielleicht Millionen von kleinen Bauern nach seiner Methode. Die größten Erfolge wurden in Niger erzielt, wo "seit den achtziger Jahren" über "200 Millionen neue Bäume gepflanzt" (ZEIT, S.19) wurden, nach Chris Reijs Schätzung die jährliche Getreideernte über 500 000 t erhöht wurde, wovon jetzt  "2,5 Millonen Menschen" ernährt würden. (ZEIT, S.19)  Reij sagt über Yacouba: "Yacoubas Einfluss ist größer als der aller nationalen und internationalen Experten zusammen." (zitiert nach ZEIT, S.18)

Der Landraub, den die Stadt Ouahigouya versuchte, geschieht tausendfach nicht nur in Afrika. Kleinbauern werden um ihr Land gebracht. Man nimmt ihnen die Ernährungssouveränität, das Recht, selbst für ihre Ernährung zu sorgen.

In Andrea Jeskas Bericht heißt es gegen Schluss:
"[...] tauchten Leute auf, denen irgendein Beamter das Land zur Ansiedlung versprochen hatte. Sie begannen,  Yacoubas Bäume zu fällen und Häuser zu bauen, wo Yacoubas Hirse wächst."
Den Schluss kann man in der ZEIT vom 29.11. nachlesen.

Armutsbericht der Bundesregierung

Im Vergleich zur ersten Fassung fehlt im Bericht über Armut und Reichtum in der Bundesrepublik der erste Satz «Die Privatvermögen in Deutschland sind sehr ungleich verteilt».

Die Süddeutsche Zeitung kommentiert:
Selbst die FDP wird keinen Wissenschaftler finden, der diesen Satz widerlegen kann. Trotzdem wurde die Passage gestrichen, genauso wie andere kritische Stellen. Das sagt mehr über den Zustand der Koalition aus als über die Situation der Armen in Deutschland. 
 Außerdem berichtet sie:
In der ersten Variante stand: "Während die Lohnentwicklung im oberen Bereich positiv steigend war, sind die unteren Löhne in den vergangenen zehn Jahren preisbereinigt gesunken. Die Einkommensspreizung hat zugenommen." Diese verletze "das Gerechtigkeitsempfinden der Bevölkerung" und könne "den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden".
Stattdessen wird nun angeführt, dass sinkende Reallöhne "Ausdruck struktureller Verbesserungen" am Arbeitsmarkt seien. Denn zwischen 2007 und 2011 seien im unteren Lohnbereich viele neue Vollzeitjobs entstanden, und so hätten Erwerbslose eine Arbeit bekommen.
Ich konzentriere mich in diesem Blog auf pädagogische Fragen. Daher weise ich darauf hin, dass dieser Vorgang sich sehr gut für die Behandlung im Sozialkundeunterricht eignet. Da wird man den vollen Wortlaut des Berichtes und auch Reaktionen darauf (Focus, Deutschlandfunk, ZEIT) heranziehen können.

Doch leugne ich nicht, dass mir auch unabhängig von Unterricht die Nachricht sehr wichtig erscheint.
Natürlich stimmen Ressorts sich untereinander ab. Natürlich wird in Regierungserkärungen eher geschönt als dramatisiert. Aber man kann auch zu weit gehen.
Ob man es Zensur nennt oder Wirklichkeitsverleugnung, für mich ist eine solche Regierung nicht mehr hinnehmbar.

23.11.12

Tod und Trauer im Internet (Blogparade)


Zunächst fand ich Gedenkseiten mit Kerzen anzünden auf Internetseiten nur schlecht. Aber inzwischen hat die Zahl der Personen, mit denen man nur über das Netz Kontakt hält, doch so zugenommen, dass ich jetzt die Blogparade zu schätzen weiß, zu der Jörg Eisfeld-Reschke und Birgit Aurelia Janetzky aufgerufen haben. (Was eine Blogparade ist, erklärt Jörg in seinem Artikel.)

Das Wichtigste an diesem Artikel ist also der Verweis auf den Link, über den man zu der Blogparade gelangen kann.
Meine Gedanken scheinen mir weniger interessant, doch um das Thema vorzustellen, möchte ich doch zwei Gedanken anführen:

1. Überlegungen für Situationen nach dem Tod betreffen an sich nur die Angehörigen und Freunde. Ob nach dem Tod nur tote Materie oder die Seele oder sonst etwas von einem übrig bleiben, alle das wird für das Internetnachleben nur wenig Interesse haben. Insofern also geht es nur um das, was für Angehörige und Freunde wichtig ist.

2. Angehörige und Freunde haben zumeist die Postadresse und können von den nächsten Angehörigen informiert werden. Geschäftspartner können über die E-Maildienste, bei denen die Adresse hinterlegt ist, informiert werden, wenn wichtige Geschäfte anstehen sollten, die über E-Mail angebahnt wurden.
Etwas weiter entfernte Netzbekannte wie z.B. Personen, die intensiv an gemeinsamen Arbeitsprojekten mitgearbeitet haben, müssen sich halt damit abfinden, dass keine Nachrichten mehr übers Netz laufen, so wie man früher ein "Empfänger nach unbekannt verzogen" erhalten hat, auch wenn das "unbekannt" außerhalb unserer Lebenswelt und daher besonders unbekannt war.
(Das heißt nicht, dass ich die Möglichkeit der Netzsuche und des Wiederherstellens von verloren geglaubten Verbindungen nicht zu schätzen wüsste. Aber vorbereitete Botschaften, die nach dem Ableben ins Netz gestellt werden, halte ich für unangemessen.)

Eine Übersicht der bis 28.10. erschienenen Beiträge zu dieser Blogparade findet sich hier.
Ausdrücklich hervorheben möchte ich zwei Beiträge:
Rechtsfolgen des Todes im Internet (allgemein)
(von Stephan Dirks)
Der digitale Nachlass in sozialen Netzwerken
(von der Kanzlei Markentiger)

17.11.12

LED-Lampen sind auch nicht ungefährlich

A study published in late 2010 in the journal Environmental Science and Technology found that LEDs contain lead, arsenic and a dozen other potentially dangerous substances.
So berichtete Scientific American am 15.9.2012

Der Wikipediaartikel zu Leuchtdiode vom 8.11.12 klingt weniger dramatisch:
Defekte oder ausgediente LED-Leuchtmittel müssen in Deutschland aufgrund des ElektroG im Elektronikschrott entsorgt werden. Das Galliumarsenid des eigentlichen LED-Kristalls ist giftig und umweltgefährlich, außerdem enthält das eingebaute Vorschaltgerät des Leuchtmittels weitere elektronische Bauteile. Die Schadstoffmenge in den Leuchtmitteln ist – wie bei den Kompaktleuchtstofflampen auch – aber im Vergleich zur Schadstoffbelastung durch die Produktion gering. Das prinzipiell mögliche Recycling von Galliumarsenid aus LEDs (Urban Mining) ist zur Zeit (2012) noch nicht rentabel. Galliumarsenid wird außerdem nur für LEDs mit Wellenlängen >570nm eingesetzt. Weiße LEDs enthalten kein giftiges Galliumarsenid.
Wer sich ein eigenes Bild machen will, sollte die Studie von 2010 lesen. Vermutlich gibt es auch schon Gegengutachten. LED-Autoscheinwerfer, die besonders bruchgefährdet sind, stellen wohl schon ein erhöhtes Risiko dar. Ich bin gespannt auf weitere Berichterstattung.

Morgenweb 17.11.12 (sehr besorgt - "Atemmaske" bei Entsorgung)
Ökotest 28.10.11
Umweltinstitut München (ohne Datumsangabe) klingt noch ganz unbesorgt, verweist aber auch auf die Notwendigkeit, die Lampen auf dem Wertstoffhof zu entsorgen.


Kosovo

Das Volkseinkommen des Kosovo, so wird kolportiert, beruhe zu 30% aus Unterstützungsgeld von internationalen Regierungen und anderen Ländern, zu 30% aus Geldtransfers von Auslandkosovaren in ihre Heimat, zu 30% aus Kriminalität und nur zu 10% aus Wirtschaftsleistungen im Kosovo selbst.

Ca. 50% der Kosovaren sind unter 18 Jahren. Der Unterricht findet in vielen Schulen in drei Schichten statt, weil es an Gebäuden fehlt. Während des Krieges und davor und danach fand weithin kein regulärer Unterricht statt, so dass für etwa 10 Jahrgänge so gut wie keine Ausbildung möglich war.
Die Statistik führt 1 Lehrer pro 19 Schüler an. Die Klassengrößen liegen aber weit höher. Es fehlen 10 Jahrgänge von Lehrern mit einer soliden Grundausbildung.

Die Landschaft ist sehr beeindruckend. Freilich verbinden sich mit manchem eindrucksvollen Bild auch Erinnerungen an die Leiden des Krieges.

Das Amselfeld ist mit der Schlacht, die dort 1389 stattfand, im serbischen Geschichtsbewusstsein als die große Abwehrschlacht gegen die Osmanen in Erinnerung und den Abwehrerfolgen bei Wien durchaus gleichzusetzen. Die Osmanen setzten danach ihren Vormarsch zunächst nicht weiter fort. (Weil die Osmanen später weiter vorrückten, galt die Schlacht später als osmanischer Erfolg. Heute gilt der Schlachtausgang in der internationalen Geschichtsschreibung als unentschieden.)
Insofern ist sie ein zentraler Bestandteil der nationalen Identität der Serben, die sich als mittelalterliches Bollwerk gegen das Vordringen des Islam auf dem Balkan verstehen.

Im Kosovo stehen eine ganze Reihe kunsthistorisch wichtiger serbischer Klöster, u.a. ein UNESCO-Weltkulturerbe. Der Norden des Kosovo um Kosovska Mitrovica ist ein recht geschlossenes serbisches Siedlungsgebiet. Außerdem gibt es im Kosovo eine Reihe serbischer Enklaven.

Der serbisch-albanische Gegensatz war nicht allein Ursache für den Kosovokrieg und die blutigen Auseinandersetzungen danach, sondern führt auch heute noch zu manchen recht absurden Situationen. Zum einen zu Grenzkontrollen innerhalb des Landes, aber auch dazu, dass zumindest eine Fabrik auf serbischem Gebiet ihre Produkte nicht ausführt, weil sie dem Staat Kosovo keine Einnahmen gönnt. Dafür nimmt man sogar die Zahlungsunfähigkeit in Kauf.

Der (oder das) Kosovo erhielt gegen Ende der kommunistischen Periode eine recht weitgehende Autonomie, bis Milosevic sie wieder einschränkte und damit sowie mit seiner Amselfeld-Rede von 1989 die Auseinandersetzungen im Kosovo auslöste.

Die Republik Kosovo wurde von 93 von 193 UN-Mitgliedstaaten anerkannt, insofern ist die Souveränität umstritten.

Wenn man das aus Denkmälern, Großplakaten und Gedenkstätten schließen darf, gibt es drei Nationalheilige : die UCK-Kämpfer, Mutter Teresa und Bill Clinton.

Es gibt wohl nur wenige Gebiete in Europa, wo die Müllentsorgung so schlecht klappt wie im Kosovo. Zeitweise ist die Oberfläche von Flüssen unter den darauf schwimmenden Plastikflaschen nicht auszumachen.

Die Währung des Kosovo war die D-Mark. Heute ist es der Euro, ohne dass der Kosovo Mitglied der Eurozone wäre.

Die hier wiedergegebenen Informationen verdanke ich weitgehend einem Vortrag von Jürgen Mescher. Für Fehler trage ich die Verantwortung. 



9.11.12

Ist Google mächtiger als China?

In der ersten Kollegstunde des Funkkollegs "Medien - Wirklichkeit 2.0" wird Claus Leggewie mit einer provozierenden Aussage zitiert: "Ich glaube, dass Google mächtiger ist als China".
Wenn man Macht als die Fähigkeit versteht, "Ziele zu erreichen, ohne sich äußeren Ansprüchen unterwerfen zu müssen" (Wikipedia), liegt er in seinem Glauben sicher falsch. Denn Google hat gegenüber China nachgegeben, gegenüber den USA und sogar gegenüber Bettina Wulff.
Doch wenn man Macht als "Macht über" (im Sinne von E.O. Czempiel als "kluge Macht") versteht, nämlich als die Fähigkeit,  "auf das Verhalten und Denken von Personen und sozialen Gruppen einzuwirken" (ebenfalls Wikipedia), dann hat Google diese Fähigkeit wohl in einem größeren Umfang als die chinesische Regierung, weil es schon mehrere Milliarden fortwährend beeinflusst.

Die erste Machtdefinition hat man auch als die Fähigkeit, nicht lernen zu müssen, und insofern als "dumme Macht" bezeichnet. Von dieser Macht hat der angeblich mächtigste Mann der Welt, Obama, unsäglich wenig (während G.W. Bush davon erstaunlich viel hatte). Wenn Obama nur direkt auf seine Ziele losgesteuert wäre und sich dabei auf einen engen Beraterkreis von Leuten seines Meinungspektrums verlassen hätte, wäre er gewiss gescheitert. So ist es ihm immerhin gelungen, als erster schwarzer Präsident der USA seine Wiederwahl zu erreichen und einen - kleinen - Teil seiner Ziele.
Bush war erfolgreicher im Zerstören, Obama erfolgreicher darin, trotz schwindender harter Macht ("Macht zu") der USA, andere Personen dazu zu bringen, das zu tun, was in seinem Sinne ist. Nicht Bush hat die Demokratisierungsversuche des arabischen Frühlings ausgelöst.

Doch in der Fähigkeit "neue Strukturen [zu] schaffen, die den eigenen Interessen besser dienen" (kluge Macht) bleibt Obama weit hinter Google zurück. Das liegt freilich daran, dass Google sich weitgehend auf die Strukturen beschränkt, auf die es unbeschränkten Einfluss hat, während Obama mehr "Macht zu" brauchte, um die Ziele zu erreichen, die er sich während seiner Feldarbeit in Chicago gesetzt hatte. Weit mehr "Macht zu", als sie ein intelligenter Präsident der USA je haben wird.
Die Tragik eines wohlmeinenden Präsdenten der USA liegt darin, dass er für - nahezu - unendlich viel Verantwortung übernehmen muss, was er nicht will, wenn er auch nur einen kleinen Teil dessen erreichen will, was seine eigentlichen Ziele sind.
Das ist freilich die Situation jedes verantwortlichen Politikers, für den das Erreichen seiner Ziele oberste Priorität hat.
Gustav Heinemann ist einen anderen Weg gegangen und hatte als oberste Priorität, auch als Politiker nichts verantworten zu müssen, was er für absolut unverantwortlich hielt. Das bedeutete freilich für lange Zeit eine Abstinenz von zentralen politischen Positionen. Und Bundeskanzler hätte er bei dieser Einstellung gewiss nicht werden (oder zumindest nicht länger als 100 Tage bleiben) können.

Heinemanns Einstellung ist vorbildlich, aber für einen heutigen US-Präsidenten kann sie es kaum sein.

Ich glaube, dass Obama in seiner ersten Amtszeit schwere Schuld auf sich geladen hat, aber dass kein anderer Mensch, von dem wir wissen, von den USA und von unserer Welt so viel Unheil abgehalten hat, wie es ihm schon in seiner ersten Amtszeit gelungen und für die zweite Amtszeit zu hoffen ist. (Dazu vgl. FR vom 9.11.12 und 8.11.12)

8.11.12

Monitor Lehrerbildung

Ich habe meinen Freund aus dem Saarland beneidet, weil er an der Universität studieren konnte, was er an der Schule für den Unterricht brauchte. In Niedersachsen und Hessen war das nur sehr bedingt der Fall.
Auch habe ich nie recht einsehen wollen, weshalb man das Abschreckungsprogramm für Anfangssemester des Mathematikstudiums in voller Schärfe auch auf Maschinenbauer und Lehramtsstudenten niedergehen ließ.
Deshalb habe ich große Sympathie für den Monitor Lehrerbildung, der auf die sanfte Tour über öffentliche Information versucht, an den Universitäten eine größere Offenheit für Studenten zu schaffen, die keine wissenschaftliche Karriere anstreben und daher zwar wissenschaftliches Arbeiten lernen sollten, aber nicht unbedingt nur im Bereich der Steckenpferde ihrer Dozenten.
Fachdidaktiker sollten daher an der Universität nicht als Wissenschaftler zweiter Klasse gelten (vgl. dazu die Lebenserinnerungen von Jean-Pol Martin). Von daher haben Zentren für Lehrerbildung einen Sinn.

Wenn Ekkehard Winter, der Geschäftsführer der Deutschen Telekom Stiftung, in der ZEIT Nr.46 vom 8.11.12, S.77 allerdings schreibt: "Die Zentren für Lehrerbildung gehören dazu, an manchen Hochschulen existieren sie bereits in erweiterter Form als Schools of Education" (Hervorhebung von mir), wird mir freilich etwas anders. Gerade weil ich die englische Sprache liebe, wittere ich in jedem überflüssigen Einsatz der englischen Sprache einen Etikettenschwindel. Und was ich über die Folgen der Aufteilung der Lehrerbildung in Module von Ausbildern und LIVs (Lehrern im Vorbereitungsdienst) gehört habe, hat mich sehr skeptisch gemacht.
Besonders skeptisch macht mich freilich, wenn man meint, nur über eine Veränderung der Ausbildung und nicht auch über eine Veränderung der Strukturen ließe sich ein besseres Lernklima an Schulen herstellen.

Dennoch scheint mir Monitor Lehrerbildung ein Schritt auf dem richtigen Weg zu einer sachgerechteren Lehrerausbildung.

5.11.12

Meine Eindrücke vom ZUM-Treffen 2012

Die ZUM hat zwei wichtige und aufwändige Umstellungen relativ unauffällig bewältigt, und das, ohne dass eine unerträgliche Überforderung entstanden ist.
Im Ergebnis ist mittelfristig eine Entlastung für besonders wichtige Funktionsträger zu erhoffen, zumal die laufenden Ausgaben abgenommen und die laufenden Einnahmen zugenommen haben.
So kann für spezielle Projekte durchaus Geld eingesetzt werden, ohne dass der ZUM-Haushalt ähnlich unsolide würde wie der Bundeshaushalt. (Offenbar ist Klaus doch die bessere schwäbische Hausfrau als Angela. ;-))
Das World Café war diesmal noch effektiver als beim letzten Mal. Der Vorstand, der schon Vieles in die Hand genommen hat, wurde mit Anregungen für die Weiterarbeit versorgt. Doch ging die Stimmung eher in die Richtung "Es ist ja schön, was ihr alles macht, und wir können uns noch alles mögliche wünschen; aber nehmt euch nicht zu viel vor." Oder war mein Eindruck falsch?

Dass der Vorstand nebenher noch Interviews geben konnte und bei wechselndem Vorsitz die Linie immer klar blieb, hat mich besonders beeindruckt.
Auch wenn gewisse Leute weiterhin unersetzlich sind, hatte ich den Eindruck, dass sich eine gewisse Arbeitsteilung recht gut eingespielt hat.

So war ich mit der Tagung sehr zufrieden, auch wenn ich eine Person sehr vermisst habe. Aber die kommt morgen aus dem Krankenhaus!
Hoffentlich ist sie mit dem Treffen ähnlich zufrieden wie ich.

Eigentlich habe ich im Laufe der Zeit schon einiges über die Geschichte der ZUM mitbekommen. Aber was Margit über die ersten Jahre noch zusätzlich zu berichten hatte, hat meinen Respekt für sie noch weiter erhöht. Ein dreifaches Hoch auf unsere Ehrenvorsitzende! (Sie braucht - auch ohne diese Hochs - gar kein Podest, um die Größte zu sein. ;-))

Anhang:
Was bisher nur in einem anderen Blog steht, sei hier noch angehängt:

Interview zum Jubiläum mit Karl Kirst

Kleine Chronik der ZUM

Erste Bilder vom Jubiläumstreffen in Königswinter
Präsentation des Zum-Vorstandes beim Jubiläumstreffen

Tweets vom Jubiläumstreffen (und von danach)

Ein Film wird entstehen, der besser wiedergeben wird, was vor sich gegangen ist, als ich es könnte.

Trotzdem schon einmal zwei Bilder: Entstehungsprozess und Ergebnis

Wie kann man die Kommunikation zwischen Mitgliedern und Vorstand verbessern?
Ideensammlung im World Café

1.11.12

Motivation durch Bindung an eine Bezugsperson

Man weiß, dass Säuglinge und Kleinkinder sich an eine Bezugsperson binden. Berühmt sind die Berichte von Konrad Lorenz über die Graugans, die auf ihn "geprägt" wurde und für die er die "Mutterrolle" übernahm.

Linda Tutmann berichtet in ZEIT online von jugendlichen Flüchtlingen, die ohne jeden Familienkontext in Deutschland eintreffen und für die beste Lernvoraussetzungen geschaffen werden sollen.
In der Lernforschung gibt es eine Theorie, die oft unter dem Stichwort »Lernen durch Bindung« zusammengefasst wird. Besonders in der Frühförderung, so hat die Wissenschaft herausgefunden, ist eine stabile emotionale Bezugsperson wie zum Beispiel die Mutter oder ein Erzieher entscheidend dafür, wie sich ein Kleinkind entwickelt. Aber auch in der Schule wird mehr und mehr die Persönlichkeit der Lehrer oder Schulleiter in den Fokus der Forschung gerückt. Lernen braucht Persönlichkeit, das glauben viele. Es gibt Neurobiologen wie Joachim Bauer, die sagen, dass die stärkste Motivationsquelle für junge Menschen ein anderer Mensch ist. »Dadurch dass die Kinder alleine nach Deutschland kommen, brauchen sie umso mehr ein Vorbild, jemanden, der die emotionale, soziale und kulturelle Lücke schließt«, erklärt der Migrationsforscher Anderson. Eine ganzheitliche Förderung sei wichtig, die Lehrer müssten wissen, woher der Schüler komme, seine Situation kennen, seine Probleme, seinen kulturellen Hintergrund.
Diese Flüchtlinge, berichtet sie,  "sprechen kaum oder gar kein Deutsch, manche sind durch die Flucht traumatisiert und leben ohne ihre Familie in einem fremden Land. Manche von ihnen können besser mit einer Kalaschnikow umgehen als mit dem Alphabet ihrer Muttersprache."

Woher soll ihre Motivation kommen?
Michael Stenger, der erfolgreich mit diesen Flüchtlingen arbeitet, meint über sich selbst:
»Ich bin ein Motivationskünstler.« Zu seinen Schülern sagt er Sätze wie diese: »Ihr seid die Zukunft Deutschlands. Ihr seid wichtig für die Gesellschaft.«

Der vollständige Artikel von  Linda Tutmann in ZEIT online enthält weit mehr zum Thema Flüchtlinge. Hier habe ich das zusammengestellt, woraus man erkennen kann, dass er eine Art Gastbeitrag zu unserem Thema "Wie motiviert man Unmotivierte?" ist.