30.5.13

Wie auf gutefrage.net Schülern geholfen wird (Textanalyse im Geschichtsunterricht)

Im vorliegenden Fall beeindruckt mich, wie ausführlich und sachkompetent die Antwort gegeben wird, ohne dass der Schüler sie einfach übernehmen könnte. (http://www.gutefrage.net/frage/geschichtsanalyse)
Dabei steht am Anfang gleich eine deutliche Kritik an der vorgelegten Arbeit und der Hinweis, dass ohne die Kenntnis des zu behandelnden Textes "nicht viel Hilfestellung möglich" sei.
Dann aber folgt eine Hilfe, wie sie ein Lehrer angesichts der Arbeitssituation nur im Ausnahmefall geben kann.

Auch wenn viele Schüler sich dort billige Abschreibhilfe erhoffen: nicht selten treffen sie auf gezielte Anleitungen zum Weiterdenken. Freilich gibt es sie selten auf dem Niveau wie in diesem Beispiel.

Meiner Meinung nach ließen sich die beiden Texte zusammen mit dem Quellenauszug aus den Memoiren von Louis de Rouvroy (http://www.gutefrage.net/frage/geschichtsanalyse auf dem Foto weit unten) als Übungsaufgabe für die Textanalyse verwenden.
Albrechts Fragenkatalog zur äußeren Quellenkritik scheint mir vorbildlich.

19.5.13

Zwei Artikel aus "Lehrerfreund" und ein Hinweis in eigener Sache

Interview mit "dem" "ipad-Lehrer"

Texterkennung mit Google Drive  (eine - wie so vieles bei Google - etwas problematische Entwicklung zur "cloud")

Mein Hinweis: 
Schon länger habe ich vor, Stefan Zweigs faszinierendes Werk über das ausgehende 19. Jahrhundert und das beginnende 20. "Die Welt von Gestern" zu empfehlen, und komme nicht dazu. U.a. weil ich auch weitere Werke von Zweig vorzustellen suche.
Zweig gibt "Die Welt von Gestern" als Autobiographie aus. Es ist aber viel mehr. Das wird mir von anderen Lesern bestätigt. Schaun Sie selbst mal kurz rein.

4.5.13

Hüther und Hattie

Prechts Schulkritik (hier zwei Kommentare von erfahrenen Lehrern) kann man als Lehrer vielleicht ignorieren, er ist kein Fachmann. Aber Hüther und Hattie sind - jeder in seiner Weise - Spezialisten für Lernen. Ihre Erkenntnisse und Überlegungen sollte man zumindest zur Kenntnis nehmen. Zu Hattie habe ich mich schon geäußert, doch werde ich weiter unten auf sein Interview in der ZEIT vom 2.5.13 zurückkommen. Zu Gerald Hüther (Neurobiologe) finden sich zwei Blogposts bei Lehrerfreund:
*  Gerald Hüther über das System Schule
* »Warum ich mich Gerald Hüther nicht (gleich) an die Brust werfe«
Hüthers Positionen sehe ich kritischer als die von Hattie und begnüge mich deshalb mit dem Hinweis auf diese beiden Texte.

John Hattie (Visible Learning) überzeugt mich mit dem Hinweis auf die wichtige Rolle des Lehrers und mit seinem Hinweis,dass er mehr sein muss als nur Moderator (Hattie spricht davon, er solle Regisseur des Lernprozesses sein).
Er muss nämlich bei den Schülern das Gefühl von Selbstwirksamkeit erreichen (der beste Schutz vor Demotivierung) und dazu gehört, dass die Schüler nicht zu stark angeleitet werden (dazu sehr energisch J-M Klinge), aber auch, dass sie nicht unterfordert oder wesentlich überfordert werden.
Dafür muss der Lehrer den Schülern Feedback geben. Zum einen, damit sie immer neue Aufgaben vor sich sehen, zum anderen, damit sie nach Misserfolgen nicht sich als Person die Schuld geben, sondern Fehlerquellen erkennen und Instrumente zur Beseitigung gewiesen bekommen.
Er muss aber auch das Feedback der Schüler einholen, um für seine Arbeit ganz entsprechend Verbesserungspotentiale zu erschließen. Dazu gehört auch der Austausch mit Kollegen, damit er nicht nur aus eigenen Erfolgen und Misserfolgen, sondern auch aus denen von Kollegen lernen kann.

Bei zwei anderen Positionen Hatties stimme ich nur bedingt zu:
Dass die Variable Klassengröße unwichtiger ist als die Variable Lehrer, gebe ich ohne weiteres zu.
Die Studien, die das ergeben, zweifle ich in keiner Weise an. Denn ein sehr guter Lehrer wird auch bei 40 oder 50 Schülern weit erfreulichere Ergebnisse erzielen als ein Lehrer mit 15 Schülern, der sie demotiviert.
Aber wie wichtig ist die Klassengröße für die Möglichkeit von gegenseitigem Feedback? Bei 30 Schülern braucht es mehr Zeit als bei 20, von dem Vergleich zwischen 15 und 40 zu schweigen.
Außerdem: Könnte es nicht sein, dass ein Lehrer, der nie Klassen von mehr als 25 Schülern zu unterrichten hatte, auch noch nach 35 Jahren ein sehr guter Lehrer im Sinne von Hatties Studie ist, einer, der ständig 30 bis 35 zu unterrichten hatte, aber schon nach 15 Jahren nicht mehr so rundum alle Kriterien des sehr guten Lehrers erfüllt?
Der beste Lehrer, den ich je kennengelernt habe, schied deutlich vor seinem 50. Lebensjahr wegen Arbeitsunfähigkeit aus dem Dienst.
Dann zur Gruppenarbeit: In Lerngruppen in England finden laut Hattie "nur in zwei  Prozent der Unterrichtszeit tatsächlich auf Lernziele ausgerichtete Gruppenaktivitäten" statt. - Wie viel Prozent sind es bei anderen Unterrichtsformen, wie produktiv ist das, was in den genannten 2% stattfindet?
Vor allem aber: Ist der Lehrer wirklich überzeugt, dass Gruppenarbeit erforderlich ist, oder setzt er sie nur ein, weil es von ihm erwartet wird? (vgl. Evaluation an deutschen Schulen und die gegenwärtige Praxis an Hochschulen)
Lange Zeit war ich recht unzufrieden mit der Effektivität von Gruppenarbeit, schon der häufigere Einsatz des Gruppenpuzzles hat sie (aus meiner Sicht) deutlich erhöht. - Aber dies ist ein Kapitel, das so rasch nicht erschöpft werden kann.

Nachtrag vom 8.5.13:
Ein Bericht der SZ über Precht bei Jauch