27.2.14

Es gibt soo viele gute Lehrerblogs ...

Warum kennt man dann nur so wenige? (Die bekanntesten sind übrigens durchaus nicht durchschnittlich, sondern alle in ihrer Weise sehr gut, finde ich.)
Zugegeben: die Frage ist eine rhetorische. Denn guten Unterricht halten, all den Verwaltungskram erledigen, ein nicht allzu defizitäres Privatleben führen und einen brauchbaren Blog schreiben, lässt sich für die wenigsten unter einen Hut bringen. Wie soll man daneben noch viele Lehrerblogs kennen lernen und gar noch dafür Reklame machen?
Der Lehrerfreund hat es 2009 getan. Doch niemand hat es ihm nachgetan.
Ich selbst bin schon einige Zeit aus dem Berufsleben draußen und bin erst jetzt auf den Gedanken gekommen, es zu versuchen. Freilich das wird sehr unzulänglich bleiben, wenn andere nicht dabei helfen.

Drei Wege sind vorbereitet:
1. eine Lehrerblog-Schau, in der jeder per Kommentar seinen eigenen oder einen Blog, der ihm gut gefällt, melden kann.
2. eine ZUM-Wikiseite, auf der man solche Blogs eintragen kann (Ich selbst versuche mich schon seit einigen Tagen daran, aber irgendwie tauchen immer mehr Blogs auf irgendwelchen Listen oder in Blogkommentaren auf.)
3. Die Wahl zum Lehrerblog des Jahres 2014. Bei der Wahl soll nicht der objektiv beste Blog herausgefunden werden - wie sollte das auch geschehen? -, sondern deutlich werden, welche Blogs von manchen Lehrerlesern besonders geschätzt werden. Und so sollen Anregungen zur eigenen Lektüre gegeben werden.

Wie kann man dazu beitragen?
1. Blogs melden und den subjektiv besten für die Wahl nominieren
2. möglichst viele Blogs auf der ZUM-Wikiseite eintragen
3. Ab dem 16.3. über den besten der bis zum 15.3. nominierten Blogs abstimmen

4. Auf dem eigenen Blog Blogs vorstellen, die einem gefallen. (Ich will meinerseits auch so bald wie möglich damit anfangen.)

Bildungswirt sagte bei Lehrerfreund am 4. März 2009 über die Zusammenarbeit von Lehrerbloggern:
"Also ihr Veteranen und Etablierten aller Länder vernetzt, verlinkt, kontaktiert, was das Zeug hält, damit die Säuglinge auf die Beine kommen und ihren Eigensinn entwickeln können."

Ich darf die Aufforderung knapp 5 Jahre darauf weitergeben.

Eine aktuellere Schau auf Lehrerblogs bietet Hanjo (Nov. 2015) (pdf)

21.2.14

Wahl zum Lehrerblog des Jahres 2014

Die Wahl zum Blog des Jahres wird diesmal nicht mit Preisen honoriert, aber Gold-, Silber- und Bronzemedaille sollte es schon geben. Vielleicht findet sich ja jemand, der sie entwirft. Sonst muss ich auf in der Wikipedia übliche Auszeichnungsbilder zurückgreifen.
Bei der Wahl geht es freilich nicht nur um die Ehre, sondern bei dieser Gelegenheit soll auch auf besonders interessante Blogs aufmerksam gemacht werden.

Kandidatenliste:
Die Reihenfolge der Kandidaten folgt dem Eingang der Kandidaturen. Von Bloggern neu vorgeschlagene Kandidaten sind mit ihrer url aufgeführt, der Lehrerfreund, der bei der letzten Wahl als Ausrichter nicht teilgenommen hat und die Teilnehmer der Endrunde von 2009, die noch bloggen, aber nicht ausdrücklich wieder vorgeschlagen worden sind, mit den
Namen ihrer Blogs. 


So kannst Du teilnehmen:
Schreibe einen Kommentar und wähle darin einen Blog!

Die Abstimmung läuft!
Nur ausgewiesene Lehrerbloggerstimmen zählen (dazu gehören auch Lehramtsstudenten, -kandidaten und Referendare/Lehrer im Vorbereitungsdienst). Jeder darf mitzählen und berichten. 
Und natürlich darf man auch für seine Favoriten Reklame machen.

Wenn die Kommentarfunktion nicht funktioniert, kann man über diesen Link auf apanat.wordpress wechseln und dort abstimmen. (Freilich wird jede Stimme nur einmal gezählt.)

Jetzt gibt es noch eine dritte Möglichkeit abzustimmen und zwar hier. Auch hier gilt: von welcher Abstimmungsart auch immer. Man darf nur eine Stimme abgeben. (Übrigens ein Test, welche Abstimmungsart am besten ankommt und funktioniert. Das kann bei späteren Abstimmungen berücksichtigt werden.)

Erste offizielle Auszählung Anfang April.
Verkündung der Sieger nach den bayerischen Sommerferien. 
Der Ausgang steht vermutlich schon lange vorher fest. Da habe ich mich getäuscht. (19.7.14)
Zwischenbilanz 19.7.14

Zur Vorgeschichte, die zur Wahl führte:
2009 hat Lehrerfreund 70 Lehrerblogs vorgestellt und zur Wahl des Lehrerblogs 2009 aufgerufen, für die eine Reihe von Experten die Vorauswahl getroffen haben.

In den Kommentaren zu dem Artikel, in dem der Sieger vorgestellt wurde, wurde immer wieder nachgefragt, wann Lehrerfreund die nächste Wahl durchführen werde. Meines Wissens fand aber keine zweite Wahl zum Lehrerblog des Jahres statt.

Ich denke, dass ein Abstand von fünf Jahren eine neue Wahl rechtfertigt und rufe hiermit dazu auf.
(Zum Ablauf sieh unten!)

Um es mir einfach zu machen, vertraue ich auf die Weisheit der vielen und lasse keine Vorauswahl durch Experten treffen, sondern bitte jeden, der etwas von der Wahl mitbekommt, in einem Kommentar den Blog, den er vorschlagen möchte (es darf freilich nicht der eigene sein) zu benennen. Stimmberechtigt sind alle, die im Kommentar ihren eigenen Blog verlinkt haben, so dass erkennbar ist, dass sie sich nicht selbst vorschlagen.

Weil es einige Zeit dauern wird, bis diese Wahl bekannt wird, setze ich noch keinen Zeitpunkt für das Wahlende fest, verspreche aber, spätestens Ende März/Anfang April die erste Auszählung vorzunehmen.
Das Praktische an diesem Verfahren scheint mir zu sein, dass es ziemlich transparent ist, denn jeder kann ja nachprüfen, ob ich richtig gezählt habe.

Mögliche weitere Wahlen:
Es gibt aber gewiss sinnvollere Verfahren und deshalb bitte ich jetzt schon eine(n) Freiwillige(n) um die Organisation der Wahl des Lehrerblogs 2015.

Falls es dafür mehrere Interessenten geben sollte, schlage ich jetzt schon vor, auch einen Bildungsblog (wie z.B. dieser und die dort verlinkten), einen Schülerblog (Beispiele) und einen Klassenblog des Jahres 2014 zu wählen und diese Wahlen in regelmäßigen Abständen zu wiederholen. Wenn auf diese Weise eine Bildungsolympiade in verschiedenen Disziplinen entstehen sollte, soll es mir recht sein.
Eine Disziplin, die noch nicht olympisch ist, weil es meines Wissens nur einen Bewerber dafür gibt, ist die der Bildungs-Chat-Blogs. Der einzige mir bekannte Vertreter ist der #EdchatDe, auf den ich auf diese Weise hinweisen möchte. (Es gibt auch andere Bildungs-Chats, aber meiner Kenntnis nach haben sie keinen eigenen Blog.)

Sieh auch: Endspurt zur Wahl des Lehrerblogs 2014?

Lehrerblog-Schau - Aufruf zu einer Blogparade

Hinweis vom 2.11.2021:
Der Aufruf, von dem hier die Rede ist, stammt von 2014. Die Lehrerblogseite, die daraufhin entstand, ist inzwischen etwas überholt und wird demnächst gelöscht. 
Hier ist die aktuelle Seite zu finden.

Es ist nicht so selbstverständlich, wie ein Lehrer, der schon einige Zeit lang bloggt, annimmt, dass jeder die Blogs kennt, die Lehrerfreund 2009 vorgestellt hat.
Freilich, wer sich zu diesem Blog verirrt hat, kennt gewiss den Sieger der damaligen Umfrage, das Lehrerzimmer von Herrn Rau. Ob wirklich alle die (viel häufiger als meiner gelesenen) Blogs von Frau Freitag und Fräulein Krise kennen, bin ich mir schon nicht mehr so sicher, weil diese interessanten Blogs einem etwas anderen Genre angehören.
Der damalige Zweite niemehrschule hat offenbar am 9.7.2012 aufgehört und der damalige "Säugling" (Blogs, die 2007/8 gegründet wurden) , Herr Larbig, ist inzwischen weit erwachsener als mein Blog, der zu den "Etablierten" (2006 gegründeten) Blogs gerechnet wurde.
Die 2001 bis 2005 gegründeten Blogs hießen damals bei Lehrerfreund die "Veteranen", ein Name, den sie sich inzwischen, so weit sie durchgehalten haben, redlich verdient haben, auch wenn sie vom (Blog)-Lebensalter her mit 9 bis 13 Jahren großenteils noch nicht einmal als Teenager gelten können.
Gut gegliedert in aktive, weniger aktive und diverse andere Blogarten stellt Herr Rau seine Blogroll vor.
Was soll da meine Lehrerblog-Schau?

Die Lehrerblogszene ändert sich ständig und kein einzelner kann über längere Sicht den Überblick behalten. Aber es gibt eine einfache, relativ unaufwendige Methode, einen Überblick herzustellen. Deshalb bitte ich jeden, der auf diesen Artikel aufmerksam wird, in einem Kommentar seinen Blog mit seinem Entstehungsjahr zu nennen. Das ist freilich noch unzureichend. Zusätzlich bitte ich jede(n), die Zeit und Lust hat, auf diese Blogger-Schau aufmerksam zu machen und andere Lehrerblogger zur Eintragung aufzufordern. Am besten nutzen sie die Gelegenheit auch dazu, Blogs, die ihnen gefallen, vorzustellen und auf die Wahl des Lehrerblogs 2014 aufmerksam zu machen, zu der ich im folgenden Artikel aufrufen werde.

Ich meinerseits verpflichte mich, wenn mindestens 20 Blogger sich hier gemeldet haben, eine Lehrerblogliste im ZUM-Wiki anzulegen, die vollständiger ist als die bisherige Beispielliste.
Damit man innerhalb der vielen Blogs eine gewisse Orientierung erhält, bitte ich darum, außer dem Entstehungsjahr auch Kurzhinweise auf die Ausrichtung des Blogs zu geben (wie z.B. Schulart/stufe oder Fächer). Bei der Gelegenheit noch eine Klarstellung: M.E. sollten sich bei den Lehrerblogs außer Referendaren auch Studierende für das Lehramt melden, da sie weitgehend dasselbe Problemfeld behandeln wie die fertigen Lehrer. Außerdem soll die Wahl des Lehrerblogs 2014  zur Orientierung dienen. Aus der Menge der dort für die einzelnen Blogs abgegebenen Stimmen kann man auf die Beliebtheit schließen und bekommt vielleicht eine Anregung, sich bisher noch unbekannte Blogs anzusehen.

Eine aktuellere Schau auf Lehrerblogs bietet Hanjo (Nov. 2015) (Pdf)

15.2.14

Whistleblower

Weil es um sie stiller geworden ist, möchte ich auf einige von ihnen aufmerksam machen. Ausführlicheres findet man über die Links.

Margrit Herbst  warnte vor BSE und wurde entlassen.

Sherron Watkins, Vizepräsidentin von  Enron machte auf Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen aufmerksam, die Bilanzen waren absichtlich gefälscht. und der Kozern ging bankrott.

Anders Koustrup Kærgaard dokumentierte Kriegsverbrechen im Irak.

Inzwischen gibt es einen Internationalen Whistleblower-Preis, der ein Gegengewicht dazu bilden soll, dass Whistleblower meist große Nachteile in Kauf nehmen müssen, wenn sie auf Missstände aufmerksam machen.

Meine früheren Texte zu Whistleblowern

13.2.14

"Frau Kurtz kann jetzt nicht, die spielt mit uns Verstecken. Aber ...

 wenn Sie wollen, dürfen Sie mitspielen!" sagen die Kinder dem Direktor, der mit einer Lehrerin sprechen will. - So berichtet Frau Kurtz im SZ-Lehrerblog.

Fontanefan  kann jetzt nicht, deshalb spielt er hinter Frau Kurtz verstecken.
Außerdem schreibt sie auch viel unterhaltsamer und anschaulicher als er.

9.2.14

Gedankenexperiment zur Steuerhinterziehung

Ich stelle mir vor, Dietrich Bonhoeffer hätte Steuern hinterzogen. - - -

"Ja und?" werden Sie jetzt wohl fragen. Soll das an meinem moralischen Urteil etwas über ihn ändern? Er hätte die Steuern doch einem Unrechtsregime hinterzogen. Eben.

Weil er aber an andere hohe moralische Ansprüche gestellt hat, hat er sich durchaus Gedanken gemacht, ob er nicht bei seinem Widerstandskampf große Fehler macht. Er ist zum Schluss gekommen, dass er mit diesem Kampf Schuld auf sich lädt, aber dass seine Schuld noch größer wäre, wenn er ihn unterließe.
Gegenüber dem Kant'schen kategorischen Imperativ hat er sich damit gerechtfertigt, dass Wahrheit sagen im moralischen Sinne nicht bedeute, Aussagen zu machen, deren Inhalt mit der Realität übereinstimmt, sondern Aussagen, die den menschlichen Verhältnissen gerecht werden. (Präziser formuliert findet es sich in Bonhoeffers Aufsatz.)

Was hat das mit Steuerhinterziehern von heute zu tun?
Wenn Steuerhinterzieher aufgrund einer Selbstanzeige straffrei ausgehen, aber trotzdem dem Hohn und der Verachtung der Menge preisgegeben werden, dann passiert ihnen nichts Schlimmeres, als es den Widerstandskämpfern des 20. Juli geschah: Öffentliche Herabsetzung, Verfolgung der Familienangehörigen, Entfernung ihrer Kinder aus der Familie und Verbringung in nationalsozialistische "Obhut".
All das kam zu der erwartenden Todesstrafe hinzu. Doch sie hatten ein gutes Gewissen angesichts der Güterabwägung. Ihnen konnte das moralische Urteil der Menge, ihr guter Ruf, - vergleichsweise - gleichgültig sein, vor ihrem Gewissen konnten sie bestehen.

Bei den heutigen prominenten Steuerhinterziehern sieht es anders aus.
Was nützen mir alle Erfolge meines Vereins, wenn mir mein guter Ruf doch wichtiger ist als die?

Deshalb fühle ich mit den Steuerhinterziehern mit: Wenn fast alle aus meinen Kreisen es machen und fast alle straffrei ausgehen, warum gerade ich? Und noch dazu gerade dann, wenn ich mit der Angst vor dem Entdecktwerden endlich Schluss machen wollte?

Ja, es ist ungerecht.

Aber der Stachel im Fleisch ist, dass man selbst gerecht behandelt wird und nur die anderen bevorzugt.

Insofern war ein Widerstandskämpfer besser dran, auch wenn er gefoltert wurde und seine Familienangehörigen einem ungewissen Schicksal ausgesetzt sah. Er konnte sich für schuldig im Sinne der Anklage erklären und doch für moralisch gerechtfertigt.

Ja, was soll das alles?
Es soll rechtfertigen, dass ich mit den Steuerhinterziehern, die jetzt am Pranger stehen, Mitleid empfinde.

Man wird nicht erwarten, dass ich sie - wie die Widerstandskämpfer - auch noch bewundere.


6.2.14

Wie lange kann ein historisches Ereignis dauern?

Bei gutefrage.net fragt kirc89, ob es eine Liste von historischen Ereignissen geordnet nach ihrer Dauer gibt. Er gibt Beispiele und zählt dabei die Zeitdauer auf, die Lazarus im Grab lag, bis er wieder auferweckt wurde, und schlägt vor, in dieser Weise Ereignisse aufzulisten bis zu Ereignissen von 365 Tagen.

Frage und Antwortversuch führten mich auf meine Frage? Gibt es eine bestimmte Zeitdauer, bei der man nicht mehr von einem historischen Ereignis sprechen kann, sondern von einem historischen Geschehen, das aus vielen Ereignissen besteht?

Ich zitiere meine Antwort auf gutefrage.net:

Nach der Wikipedia ist ein Ereignis "das Auftreten eines beobachtbaren Geschehens".
Interessanterweise kennt sie freilich keine historischen Ereignisse.
Deine Frage halte ich für sehr nützlich. Mit "bis 365 sollte das dann schon gehen" deutest du nämlich an, dass die Renaissance für dich kein Ereignis ist, vermutlich auch nicht der Holocaust, dann auch nicht der Erste Weltkrieg. Warum aber der Sechs-Tage-Krieg?
Kann man ein Geschehen, das eine große räumliche und zeitliche Ausdehnung hat, beobachten?
In der Geschichte unterscheidet man zwischen Anlass und Ursache eines historischen Geschehens. Anlass kann ein Ereignis sein, die Ursache wird stets ein komplexerer Zusammenhang sein.
Wenn du bekannte historische Geschehen nach ihrer Dauer ordnest, wirst du bald darauf stoßen, dass jedes deiner Ereignisse in viele Ereignisse zerfällt. Was war die Mondlandung? Der Flug zum Mond samt Rückkehr??? Das Aufsetzen der Fähre? Der Schritt von Neil Armstrong? - In der Wikipedia kann man die dortige Definition nachlesen. Danach geschah die erste Mondlandung nicht 1969, sondern 1966. Der Vorgang von 1969 aber zerfällt in Einzelereignisse mit einer Dauer von einer bis wenigen Sekunden bis zu Ereignissen, die vielleicht Stunden dauerten. Welches Ereignis kann einen ganzen Tag dauern? - Eine Hinrichtung, eine Geburt? Wann setzt eine Geburt ein? Bei welchen Wehen? ...
Ich denke, da gibt es Anlass für eine fruchtbare Diskussion.
Ich behalte mir vor, bis es zur Diskussion kommt, die Überlegungen noch etwas fortzuführen.

Ein historisches Ereignis ist ein Vorgang, dem von Historikern Ereignischarakter zugeschrieben wird.
Vielleicht das eindrucksvollste Beispiel ist die Entdeckung Amerikas. Allgemein spricht man nicht von der Entdeckung Südamerikas und Nordamerikas, die man dann klar getrennt einerseits Columbus, andererseits den Wikingern zuschreiben könnte. Außerdem spricht man davon, Columbus habe Amerika entdeckt, nicht der Ausguck, der zuerst Land sah. Zwar hat der Ausguck das Land als erster gesehen; aber der entscheidende Vorgang ist für die Historiker offenbar die offizielle Inbesitznahme für den spanischen König, und die konnte nicht ein einzelner Matrose vornehmen, sondern nur der Kommandant.

Offenkundig ist ein historisches Ereignis meist ein etwas komplexerer Vorgang; also die Thronbesteigung, nicht der Augenblick, wo die Krone den Kopf des neuen Herrschers berührt. Aber dieser Vorgang muss als Gesamtereignis wahrgenommen werden, nicht als viele Einzelvorgänge. Also Geburt und Tod, nicht der Sterbeprozess; Schlacht, nicht Krieg; Entdeckung, nicht Eroberung; Einmarsch, nicht Besetzung.

Freilich, die Öffnung der Mauer am 9.11.1989 schließt die Öffnung aller Übergänge, die an dem Tag geöffnet wurden, ein. Sie kulminierte wohl beim ersten Schritt eines DDR-Bürgers ohne Visum über die Grenze; doch kein Historiker würde behaupten, der hundertste oder der tausendste wäre bei der Öffnung der Mauer nicht dabei gewesen.

2.2.14

Ab wann zählt ein Ereignis zur Weltgeschichte?

So wird auf gutefrage.net gefragt. Dort findet man auch verschiedene Antworten.

Meine findet sich auch hier:
Wenn ein Ereignis für längere Zeit auf eine große Zahl von Personen Einfluss hat.
z.B. 9.11.1989; 11.9.2001. Andererseits hängt es natürlich vom Zeitabstand ab (wie lange bleibt es als Ereignis bewusst, ab wann kennt man nur noch die Folgen).

Beispiele: Mord von Sarajewo 1914, Prager Fenstersturz 1618, Luthers 95 Thesen, ob sie an der Kirchentür angeschlagen waren oder nicht.

Die Erfindung des Rades war wichtiger; aber sie erfolgte auch mehrmals.* Doch ist uns nicht genau bekannt, wann und wo sie geschah. (Immerhin gibt es aber Anhaltspunkte.)
Interessant, dass in der Neuen Welt das Rad zwar erfunden wurde, aber nicht für Transportaufgaben, wo es doch seine größte welthistorische Auswirkung zu haben scheint.

An der folgenden Passage des Artikels Menschheitsgeschichte kann man für sich erproben, welche Ereignisse man für mittelfristig oder gar langfristig für welthistorisch hält oder nicht:
In den USA ging Barack Obama, der erste schwarze Präsident, 2009 in deutlicher Abkehr von seinem VorgängerGeorge W. Bush zu einer kooperativen Außenpolitik über,[61] und trieb die atomare Abrüstung voran. Innenpolitisch erzielte er 2010 mit seiner Gesundheitsreform einen ersten und mit den Maßnahmen zur Regelung desFinanzmarktes[62] einen zweiten Erfolg.
Neben die G 8 trat als internationales Konsultationsforum die G 20, der neben anderen Schwellenländerninsbesondere China und Indien angehörten. Diese gewannen bei Beratungen über die Finanzkrise ab 2007 verstärkte Bedeutung[63] und machten auch sonst immer häufiger als Großmächte ihre nationalen Interessen geltend, z. B. auch auf der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen 2009, die deshalb und wohl auch aufgrund unzureichenden Engagements der USA scheiterte.[64][65]Ende 2010/Anfang 2011 kam es zu Protesten und Revolutionen in der Arabischen Welt. Diese zeitigten zwar manche Erfolge[66], führten aber in Libyen und Syrien zum Bürgerkrieg. 2013 kam es zu Protesten in der Türkei und in Brasilien. (Seite „Menschheitsgeschichte“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. Januar 2014, 11:44 UTC. URL:http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Menschheitsgeschichte&oldid=126385451 (Abgerufen: 2. Februar 2014, 09:04 UTC))
*Für den Historiker zeugt insofern der Spruch, man brauche das Rad nicht zweimal zu erfinden von einem relativ (!) eng begrenzten Horizont. - Besonders häufig geschah eine andere welthistorische Erfindung: die Erfindung der Schrift. Dabei sind freilich die Einflüsse von vorhergehenden Schriften oft so stark, dass man nicht von eigenständigen Erfindungen sprechen darf. Aber die Hieroglyphen, die Keilschrift, die ideographische Schrift der Chinesen und die Schrift der Mayas sind doch verhältnismäßig unabhängige Erfindungen. Aus der Bilderschrift die Buchstabenschrift zu entwickeln, darf man wohl auch als eine eigene Erfindung rechnen, jedenfalls wenn man sie mit Erfindungen, wie heute als patentwürdig gelten, vergleicht.

Eine Übersicht über die Weltgeschichte auf einer Seite.