Einem Bericht der New York Times zufolge hat das Schreiben von SMS in den USA, da es kostenlos geworden ist, im letzten Jahr bei Teenagern so zugenommen, dass sie jetzt im Durchschnitt monatlich 2 272 Botschaften senden und empfangen, das bedeutet 80 pro Tag.
Da es üblich ist, sofort zu antworten, schafft das eine gewaltige Unruhe. Die meisten Jugendlichen stellen das Handy nämlich praktisch nie aus, und viele sind auch nach dem Schlafengehen noch darauf eingestellt, auf eine eintreffende SMS zu reagieren. Als ein Reporter berichtete, dass eine 13jährige über 14 000 Botschaften im Monat erhielt, stieg im nächsten Monat die Zahl ihrer Nachrichten auf über 20 000. Die Eltern glaubten, nun müssten sie doch gezwungen eingreifen. Sie führten die Regel ein, dass sie nicht mehr als 5000 SMS im Monat schreiben dürfe (also "nur" 166 pro Tag) und dass sie wochentags zwischen 21:00 und 6:00 keine SMS schreiben dürfe.
Die Tochter Reina ist unzufrieden und meint: "Meine Mutter ist doch selbst ständig mit dem Handy zugange. Da sollte sie mehr Verständnis haben."
Hat Reina Recht?
29.7.09
11.7.09
Universitätspädagogik und Lehrertätigkeit
In Schulverwaltungen scheint die Vorstellung zu existieren, Lehrer brauchten die Ergebnisse der Universitätspädagogik nur 1:1 umzusetzen. Die Praxis sieht anders aus.
Jean-Pol Martin formuliert es so:
Die Konzepte der Wissenschaftler kann man brauchen zum besseren Konzeptualisieren, aber nicht dazu, sie in der Form, wie sie von Ministerien weitergeleitet werden, 1:1 umzusetzen. Die Helene-Lange-Schule in Wiesbaden hat die Vorschriften des Hissischen Kultusministeriums einfach beiseite gelassen. Jetzt wird sie als Vorzeigebeispiel herumgereicht.
So sehr ich mit Martins Lernen durch Lehren sympathisiere, ich könnte es 1:1 umsetzen, schon weil ich eine andere Lehrerpersönlichkeit bin. Aber dies Konzept scheint mir geeignet, Lehrern, die es nicht einfach übernehmen wollen, ein viel größeres Spektrum an Unterrichtsgestaltung zu eröffnen.
Da in der LdL-Community verschiedene Varianten mit best practice und lessons learned vorgestellt werden, ergibt sich eine weit bessere Voraussetzung für Lehrer, die dazu lernen wollen, aber bisher von Universitätsprojekten, die sich nie unter Normalbedingungen in der Schule bewähren mussten, abgeschreckt worden sind. Es würde nicht schaden, wenn die Ministerien nicht nur einzelne Stichworte aus dem Vokabular des Wirtschaftsmanagements übernehmen würden, sondern wenn sie ernsthaft eine Verbesserungskultur, wie sie im Wissensmanagement entwickelt worden ist, verfolgen würden. (Einige Instrumente sind hier genannt.)
Jean-Pol Martin formuliert es so:
Der Weg ist a) Probleme in der Praxis erleben und unter dem Leidensdruck b) Probleme lösen und das Ganze konzeptualisieren.
Die Konzepte der Wissenschaftler kann man brauchen zum besseren Konzeptualisieren, aber nicht dazu, sie in der Form, wie sie von Ministerien weitergeleitet werden, 1:1 umzusetzen. Die Helene-Lange-Schule in Wiesbaden hat die Vorschriften des Hissischen Kultusministeriums einfach beiseite gelassen. Jetzt wird sie als Vorzeigebeispiel herumgereicht.
So sehr ich mit Martins Lernen durch Lehren sympathisiere, ich könnte es 1:1 umsetzen, schon weil ich eine andere Lehrerpersönlichkeit bin. Aber dies Konzept scheint mir geeignet, Lehrern, die es nicht einfach übernehmen wollen, ein viel größeres Spektrum an Unterrichtsgestaltung zu eröffnen.
Da in der LdL-Community verschiedene Varianten mit best practice und lessons learned vorgestellt werden, ergibt sich eine weit bessere Voraussetzung für Lehrer, die dazu lernen wollen, aber bisher von Universitätsprojekten, die sich nie unter Normalbedingungen in der Schule bewähren mussten, abgeschreckt worden sind. Es würde nicht schaden, wenn die Ministerien nicht nur einzelne Stichworte aus dem Vokabular des Wirtschaftsmanagements übernehmen würden, sondern wenn sie ernsthaft eine Verbesserungskultur, wie sie im Wissensmanagement entwickelt worden ist, verfolgen würden. (Einige Instrumente sind hier genannt.)
Labels:
HKM,
LdL,
Lehrer,
Pädagogik,
Wissensmanagement
7.7.09
Bildung 2.0 in www.kreativregion.de
Ich erlebte erstmals das Arrangement von Videoübertragung, parallel laufendem Blog und der Einbeziehung von Twitternotizen in diesen Blog und darüber bedingt auch in die Diskussion. Das war interessant. Leider aus Gründen nicht funktionierender Technik (Skype) und weil die Zahl der Studiogäste sehr groß war, auch recht chaotisch.
Ich gebe Melanie Gottschalk recht mit ihrer Aussage:
Web 2.0 bietet Schülern, Lehrern und Gesellschaft größerer Vernetzung. In einer Stunde kann man nicht alle 33 Schüler zu einer Frage zu Wort kommen lassen. Im Weblog können alle 50 Beteiligten einbezogen werden. (Eine Beobachtung, die im Studio bestätigt wurde, weil zu viele zu Wort kamen.)
Dennoch: die Vorstellung, web 2.0 wäre als blended learning die Lösung unseres Bildungsproblems, ist für mich ein Irrtum. Der sinnvolle Umgang mit web 2.0 setzt sehr viel mehr Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, voraus, als sie der Durchschnittslernende in Schule und Medien bisher erwirbt.
Meines Erachtens bleibt von Hentigs Motto richtig: Die Menschen stärken, die Sachen klären.
Die Menschen müssen dadurch gestärkt werden, dass sie genügend persönliche Zuwendung erfahren, dass ihre Neugier über ihr Sicherheitsdenken und ihre Konzentration über die Ablenkungen siegen kann.
Sie müssen dadurch gestärkt werden, dass sie lernen, ihren Lernprozess und den der Gruppe mitzugestalten (Selbstwirksamkeit).
Dann kann greifen, dass das Klären der Sachen technisch erleichtert wird und dass der Kontakt mit ähnlich Interessierten durch das Internet räumlich viel stärker ausgreifen kann, durch die Wikimethode die Zahl der Mitarbeiter an einem Projekt immens erhöht werden kann.
"Noch nie war die Diskussion im Café so asynchron mit der im begleitenden Weblog", stellte der Liveblogger fest. Das lag an der Überforderung der Moderation im Café sowie dem Scheitern der Skype-Interviews und der daraus resultiernden Unruhe im Netz, weil man das Thema web 2.0 vermisste.
cervus brachte es bei Twitter auf die Formel: "die heidelberger kreativregion.de ist leider an skype gescheitert. web2.0 ist noch nicht schulreif."
Doch zu Recht hat er zuvor Sina Kaufmann zitiert mit ihrem Hinweis auf die Chance: "Das Internet kann die allgemeine Resignation vor den großen Aufgaben der Weltgemeinschaft durchbrechen." und ihrer von Adrian Kreye in der SZ übernommenen Warnung vor einer Ideologiesierung des Netzes:
Ein interessanter Abend.
Ich gebe Melanie Gottschalk recht mit ihrer Aussage:
Web 2.0 bietet Schülern, Lehrern und Gesellschaft größerer Vernetzung. In einer Stunde kann man nicht alle 33 Schüler zu einer Frage zu Wort kommen lassen. Im Weblog können alle 50 Beteiligten einbezogen werden. (Eine Beobachtung, die im Studio bestätigt wurde, weil zu viele zu Wort kamen.)
Dennoch: die Vorstellung, web 2.0 wäre als blended learning die Lösung unseres Bildungsproblems, ist für mich ein Irrtum. Der sinnvolle Umgang mit web 2.0 setzt sehr viel mehr Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, voraus, als sie der Durchschnittslernende in Schule und Medien bisher erwirbt.
Meines Erachtens bleibt von Hentigs Motto richtig: Die Menschen stärken, die Sachen klären.
Die Menschen müssen dadurch gestärkt werden, dass sie genügend persönliche Zuwendung erfahren, dass ihre Neugier über ihr Sicherheitsdenken und ihre Konzentration über die Ablenkungen siegen kann.
Sie müssen dadurch gestärkt werden, dass sie lernen, ihren Lernprozess und den der Gruppe mitzugestalten (Selbstwirksamkeit).
Dann kann greifen, dass das Klären der Sachen technisch erleichtert wird und dass der Kontakt mit ähnlich Interessierten durch das Internet räumlich viel stärker ausgreifen kann, durch die Wikimethode die Zahl der Mitarbeiter an einem Projekt immens erhöht werden kann.
"Noch nie war die Diskussion im Café so asynchron mit der im begleitenden Weblog", stellte der Liveblogger fest. Das lag an der Überforderung der Moderation im Café sowie dem Scheitern der Skype-Interviews und der daraus resultiernden Unruhe im Netz, weil man das Thema web 2.0 vermisste.
cervus brachte es bei Twitter auf die Formel: "die heidelberger kreativregion.de ist leider an skype gescheitert. web2.0 ist noch nicht schulreif."
Doch zu Recht hat er zuvor Sina Kaufmann zitiert mit ihrem Hinweis auf die Chance: "Das Internet kann die allgemeine Resignation vor den großen Aufgaben der Weltgemeinschaft durchbrechen." und ihrer von Adrian Kreye in der SZ übernommenen Warnung vor einer Ideologiesierung des Netzes:
In einem Land aber, in dem die Politik das Internet mit Begriffen wie Sucht, Pornographie und Verbrechen besetzt, wird es schwer sein, das Internet in Schulen zu bringen und dort eine Generation für digitale Berufe zu erziehen. Das aber ist kein kultureller oder gesellschaftlicher, sondern ein volkswirtschaftlicher Schaden, der den Weg in die Bildungs- und Innovationswirtschaft erschwert.
Ein interessanter Abend.
Als das Wünschen noch geholfen hat ...
Es war einmal ein junger Kerl, der ließ sich als Soldat
anwerben, hielt sich tapfer, und war immer der vorderste
wenn es blaue Bohnen regnete. Solange der Krieg dauerte,
gieng alles gut, aber als Friede geschlossen ward, erhielt
er seinen Abschied ...
nachzulesen bei den Brüdern Grimm. Wer will, darf mit korrigieren.
In der Tat durften Offiziere ihre Soldaten immer wieder mal entlassen und für sie den Sold einkassieren. Die Soldaten mussten sich dann als Tagelöhner durchschlagen.
Labels:
Brüder Grimm,
Friede,
Krieg,
Märchen,
Soldat
3.7.09
Stolperstein Langstadt-Stern
Karl Langstadt (*12.3.1868 in Vosswinkel), Sohn des Metzgemeisters Joel Langstadt heiratete am 25.10. Johanna Stern (*23.5.1880 in Kamen). Karl war im Vorstand der Synagogengemeinde, Mitglied im Wirtschaftsausschuss des Stadtparlaments, DDP-Fraktion, 1942 nach Westerbork gebracht, am 14.5.1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet.
1.7.09
Twitter und die IMs
Twitter ist ein sehr geeignetes Instrument, um mit Internetbekanntschaften in Verbindung zu bleiben und sich über gegenwärtige Interessen und Arbeiten auszutauschen.
Andererseits hat es als Nachrichtenmedium des Privatmanns die SMS ergänzt. Kamen beim Zusammenbruch des Welthandelszentrums 2001 die letzten SMS aus den Türmen, so wurde bei dem Hotelanschlag in Mumbai getwittert.
Bei Nachrichtenmedium merkt man freilich, dass BILD dabei seine Privatreporter gewonnen hat, die es nicht sehr erfolgreich und begleitet von - berechtigter - Empörung in den Medien gesucht hat.
Twitterer lassen sich wunderbar als informelle Mitarbeiter jedes Beobachtungsdienstes ausbeuten, sei es BILD, sei es Presse allgemein oder ein Staatssicherheitsorgan. Ein Beispiel dafür lieferte ein Tweet von sachark: "Am Nebentisch im ICE sitzen zwei prominente Spielerberater und ein Anwalt. Sie diskutieren seit 15 Minuten einen Ballack-Transfer zum HSV." Ich habe ihn gelesen, kurz "Wer glaubt's?" gedacht und weiter nach etwas Interessantem gesucht.
Binnem kurzen gingen Nachrichten vom Blog Nur der HSV, von BILD, Express und rp-online (ich werde viele übersehen haben) hinaus.
Twitter wird wahrgenommen, und mit seiner Suchfunktion (am rechten Rand dieses Blogs) ermöglicht es, alle Tweets gezielt zu Stichwörtern, die einen interessieren, zu durchsuchen. Hat man jemanden gefunden, der zu dem Stichwort schreibt, das einen interessiert, kann man all seine Tweets auf das hin durchgehen, was einen sonst noch an ihm interessieren könnte. Zum Thema Fluchtabwehr wird man nicht viel finden, aber man könnte ja auch andere Stichwörter eingeben.
Nicht, dass man mit dieser Methode Terroristen herausfinden könnte. Aber sie kann einen vergleichsweise unaufwändig über das informieren, was jetzt zigtausende von Stasiakten füllt: Unbewiesenes, Banales über Privatleben, was man benutzen kann, um zu verunsichern und so seine Ziele gegen den Abgeschöpften durchzusetzen.
Andererseits hat es als Nachrichtenmedium des Privatmanns die SMS ergänzt. Kamen beim Zusammenbruch des Welthandelszentrums 2001 die letzten SMS aus den Türmen, so wurde bei dem Hotelanschlag in Mumbai getwittert.
Bei Nachrichtenmedium merkt man freilich, dass BILD dabei seine Privatreporter gewonnen hat, die es nicht sehr erfolgreich und begleitet von - berechtigter - Empörung in den Medien gesucht hat.
Twitterer lassen sich wunderbar als informelle Mitarbeiter jedes Beobachtungsdienstes ausbeuten, sei es BILD, sei es Presse allgemein oder ein Staatssicherheitsorgan. Ein Beispiel dafür lieferte ein Tweet von sachark: "Am Nebentisch im ICE sitzen zwei prominente Spielerberater und ein Anwalt. Sie diskutieren seit 15 Minuten einen Ballack-Transfer zum HSV." Ich habe ihn gelesen, kurz "Wer glaubt's?" gedacht und weiter nach etwas Interessantem gesucht.
Binnem kurzen gingen Nachrichten vom Blog Nur der HSV, von BILD, Express und rp-online (ich werde viele übersehen haben) hinaus.
Twitter wird wahrgenommen, und mit seiner Suchfunktion (am rechten Rand dieses Blogs) ermöglicht es, alle Tweets gezielt zu Stichwörtern, die einen interessieren, zu durchsuchen. Hat man jemanden gefunden, der zu dem Stichwort schreibt, das einen interessiert, kann man all seine Tweets auf das hin durchgehen, was einen sonst noch an ihm interessieren könnte. Zum Thema Fluchtabwehr wird man nicht viel finden, aber man könnte ja auch andere Stichwörter eingeben.
Nicht, dass man mit dieser Methode Terroristen herausfinden könnte. Aber sie kann einen vergleichsweise unaufwändig über das informieren, was jetzt zigtausende von Stasiakten füllt: Unbewiesenes, Banales über Privatleben, was man benutzen kann, um zu verunsichern und so seine Ziele gegen den Abgeschöpften durchzusetzen.
Bildungsstreik 2
Einen gewissen Überblick über die Reaktionen auf den Bildungsstreik vermitteln die Nachdenkseiten. Dabei liefern sie auch Links, die freilich vornehmlich auf CDU und RCDS verweisen. Interessant erscheint dabei auch der auf Peter Grottian.
Abonnieren
Posts (Atom)