26.6.21

Hochschulkarriere

KEINE ALTERNATIVE 

Ein Gastbeitrag von Kerstin Krieglstein ZEIT 24.6.21 

Unter dem Hashtag #IchbinHanna wehren sich Forscher gegen das Befristen von Arbeitsstellen. Zu Recht?

[...] Die Institutionen und Vorgesetzten müssen den Forscherinnen und Forschern am Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn transparent und ehrlich über die Vertragssituation Auskunft geben – und ihre Position, Chancen und Möglichkeiten im Wissenschaftssystem aufzeigen. Das ist nicht nur eine Frage der Personalentwicklung, sondern des Respekts."

Im Anschluss an den Beitrag finden sich  (im Augenblick) 119 Kommentare

Da gibt es kluge und weniger kluge Beiträge und natürlich widerstreitende Interessen.

Offenkundig ist: Es gibt Alternativen, wie sie in den verschiedenen Wissenschaftssystemen anderer Länder praktiziert werden.

Der Nachteil des Systems aus meiner Sicht: 

1. Projektfinanzierung durch private Unternehmen, Einwerbung von Drittmitteln bindet zu viele Energien von "Nachwuchs"-Wissenschaftlern, die mit öffentlichen Geldern finanziert werden,  an die Erzeugung privaten Prestiges und Profits .

2. Es wandern zu viele hochqualifizierte Wissenschaftler vorzeitig ab, zu wenige bleiben für universitätsinterne Aufgaben im Bereich von Verwaltung und Lehre erhalten.


Privat: Ich bin froh, dass mein Sohn nicht die Universitätskarriere gewählt hat, weil er in der "freien Wirtschaft" weit bessere Arbeitsbedingungen gefunden hat. 

24.6.21

Bildung in der Corona-Krise : "Warum Kinder in den Sommerferien nachsitzen müssen"

 Warum Kinder in den Sommerferien nachsitzen müssen 

"Digitaler Unterricht hat versagt. Eltern und Kinder müssen nun den Stoff in den Ferien nachholen – wenn sie können. Viele haben das Vertrauen in das Schulsystem verloren." Von  Die ZEIT 23. Juni 2021

"[...] Was Millionen Eltern in den vergangenen Monaten im coronabedingten Distanzunterricht längst ahnten, ist nun ausgewertet worden und damit offiziell. Laut einer Studie der Frankfurter Goethe-Universität stagnierten die Leistungen von Schülerinnen und Schülern komplett. Der Lerneffekt in dieser Zeit sei mit dem von sechs Wochen Sommerferien gleichzusetzen, er liege bei "nahezu null". [...]"

[...] Auch der bereits Anfang März veröffentlichte Familienbericht des Bundesfamilienministeriums legt nahe: Wer Zeit hat, mit seinem Kind zu lernen, kann dessen Bildungs- und Aufstiegschancen aktiv verbessern. "In Deutschland sind Bildungserfolge seit jeher eng mit der sozialen Herkunft der Eltern verknüpft", heißt es darin. Diese Bildungsungerechtigkeit könne normalerweise eine egalitäre Schulbildung auffangen. Die Teilnahme an Ganztagsschulen kann laut Familienbericht sogar zu "erwarteten Leistungssteigerungen und einer Kompensation von Bildungsungleichheiten" führen. [...]"

Soweit meine Auszüge aus dem angegebenen ZEIT-Artikel.

Bei ntv (21.6.21) heißt es über dieselbe Studie:

"Besonders stark seien Kompetenzeinbußen bei Kindern und Jugendlichen aus sozial schwachen Elternhäusern. "Hiermit sind die bisherigen Vermutungen durch empirische Evidenz belegt: Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich während der ersten Corona-bedingten Schulschließungen noch weiter geöffnet", schlussfolgerte Frey. Allerdings gebe es auch erste Anhaltspunkte dafür, dass die Effekte der späteren Schulschließungen ab Winter nicht zwangsläufig ebenso drastisch ausfallen müssen: Inzwischen habe sich die Online-Lehre vielerorts verbessert." (Hervorhebung von Fontanefan)

Meine persönlichen Quellen bieten ein anderes Bild: So ein ausführlicherer Artikel in der Druckausgabe der ZEIT, die Aussagen von Lehrerbloggern über ihre Unterrichtserfahrungen, Berichte und Umfragen im "Twitterlehrerzimmer", Berichte aus meiner ehemaligen Schule, Berichte von Eltern und Lehrer*innen (kurz: LuL) aus meinem persönlichen Umfeld (stark lehrerlastig).

Völlige Übereinstimmung in folgenden Aussagen: Ein Großteil der LuL war auf Distanzunterricht (über Internet) unzureichend vorbereitet, und die Schere zwischen den Schüler*innen (kurz: SuS), die von zu Hause schon vorschulisch stark gefördert worden sind, die mit Geräten versorgt und mit ihrem Umgang vertraut sind und denen. die die häusliche Förderung fehlte (und für die wegen des Lockdowns ehrenamtliche Hausaufgabenhilfe fortfiel) hat sich enorm aufgetan.

Was - nicht nur von mir - sofort als unbedingt erforderlich erschien: den Präsenzunterricht in kleinen Gruppen ganz auf die benachteiligten SuS zu konzentrieren, um die Lücken für diese Gruppe möglichst gering zu halten  (und womöglich ein wenig zu verringern), hat meiner Kenntnis nach so gut wie gar nicht stattgefunden.

Stark verkürzt kommt das in einer Twitteranekdote zum Ausdruck: 

"k[ind]1: Mama, der X nennt mich und meinen Freund Streber. 

me: oh...war das doof für Dich? 

k1: nein. ich hab ihm gesagt, dass ich kein Streber bin sondern ein Nerd und dass Nerds die Zukunft erfinden." [Quelle: Hafensängerin

Dagegen halte ich folgende Passage aus dem oben genannten ZEIT-Artikel für wenig glaubwürdig:

"Er ist fünf Kilo schwer, 30 Zentimeter hoch – der Stapel, der erst mir und dann meinem neunjährigen Sohn die Tränen in die Augen treibt. Als wir Mathearbeitsbücher und Übungshefte aufschlagen, auf dem Boden des Kinderzimmers, wird es mit jeder Seite stiller in uns. Unbearbeitete leere Blätter, Arbeitsseiten halb ausgefüllt, mit falschen Ergebnissen. Meine Fassungslosigkeit nimmt zu, ich blättere schneller. Mein Sohn sieht mich panisch an. An diesem Tag mussten alle Kinder der dritten Klasse ihre Mathesachen des ganzen Schuljahres nach Hause bringen. Hefte, die ich teilweise noch nie gesehen habe. Mein neunjähriger Sohn hat ein Jahr Mathe verpasst. "Das musst du nachholen. In den Ferien", sage ich leise. "Ich weiß", sagt er. Wir weinen beide." (Warum Kinder in den Sommerferien nachsitzen müssen - Hervorhebung von Fontanefan)

Es gibt zwar solche Helikopter Eltern, aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie in der ZEIT schreiben und nicht wissen, wie leicht versäumter Schulstoff nachzuholen ist, wenn es gelingt, ein Kind zu motivieren, das ist doch zu unwahrscheinlich.

Bekanntlich haben die Kurzschuljahre keine Bildungskrise ausgelöst. 

Dennoch ist klar, dass mit wenigen Ausnahmen Grundschüler im Distanzunterricht schlechter lernen als im Präsenzunterricht, während in der Mittel- und Oberstufe viele Schüler davon profitieren, wenn sie in ihrem eigenen Lerntempo arbeiten können. 


Digitale Bildung in Krisenzeiten

Digitale Bildung in Krisenzeiten: WirLernenOnline  (Suchmaschine für offene Bildungsinhalte (OER)

"[...] Genau diese Open Educational Ressources (OER) findet man über die Plattform „WirLernenOnline“. Die Suchmaschine, die im Frühjahr 2020 gelauncht wurde, führt auf über 130.000 freie Materialien. „Die schiere Masse an Erschließungen ist einmalig“, so Bernd Fiedler, bei Wikimedia Projektmanager Politik. „Zuvor gab es kein zentrales Verzeichnis für deutschsprachige OER-Materialien“. Alle wichtigen Quellen für Lehr- und Lerninhalte unter freier Lizenz konnten für die Plattform zugänglich gemacht werden. [...]"

13.6.21

Austausch über Lehr/Lernerfahrungen 2020/21 online 30.6. 9-16:00

 Ich selbst habe mit dem Präsenzbarcamp in Bad Wildbad am 7./8.2.20 gute Erfahrungen gemacht. Jöran ist ein Allrounder, Experten sind immer dabei


Vorstellung, Programm, Workshops
u.a. Vorabendprogramm am 29.6. ab 19:30 
Natürlich darf man alles ausprobieren, sich aber auch auf eine einzige Veranstaltung beschränken. 

Anmeldung (Veranstaltung kostenlos)
https://dialog.joeran.de/688546?newtest=Y&lang=de

1.6.21

Entrechtete Lehrer?

 Hiermit weise ich auf die folgende Artikelserie von News4Teachers. Das Bildungsmagazin hin: 

1. Entrechtete Lehrer:: Wie das Beamtengesetz den Grundrechtsschutz seiner Staatsdiener einschränkt

2. Entrechtete Lehrer: Was das „besondere Gewaltverhältnis“ im Schuldienst bedeutet

3. Entrechtete Lehrer: Wie der eingeschränkte Grundrechtschutz von Beamten auf die Arbeitsbedingungen in der Schule wirkt

4. Kommentar von „kanndochnichtwahrsein“: Entrechtete Lehrer: „Allein die Tatsache, dass wir hier nicht mit unseren Klarnamen schreiben (uns trauen zu schreiben), sagt viel aus!“

Interessant ist sie bestimmt für Lehrer, aber auch für die breitere Öffentlichkeit  von Bedeutung. 

Mein Kommentar:

Der Passus "Dies gilt nicht, wenn das dem Beamten aufgetragene Verhalten strafbar oder ordnungswidrig und die Strafbarkeit oder Ordnungswidrigkeit für ihn erkennbar ist oder wenn das ihm aufgetragene Verhalten die Würde des Menschen verletzt." hat für mich in meiner Amtszeit sichergestellt, dass ich mich in meiner Würde nicht verletzt fühlte.

Das mag mit den besonderen Verhältnissen (Zeit, Bundesland, Vorgesetzte, Schule, meine persönlichen Ansichten) in Zusammenhang stehen.