30.3.22

Motivation für Paralympics und anderes

 Woher kommt Ihr Ehrgeiz, Verena Bentele? – "Mein Handicap spornt mich an" 

"Die zwölffache Paralympics-Siegerin über ihr Aufwachsen bei furchtlosen Eltern, das Heimweh im Internat der Blindenschule – und Platzwunden. [...] 

Bentele: Diese Identitätsdebatten bergen die Gefahr, dass man als Mensch auf etwas festgelegt wird, aber mich kennzeichnet ja nicht allein, dass ich nicht sehen kann. Es gibt ebenso die Sportlerin Verena Bentele, die Politikerin und jetzt die Lobbyistin für die Rechte sozial Benachteiligter. 

ZEIT: Wann wurde Ihnen das erste Mal bewusst, dass Sie anders sind als andere Kinder? Ihr älterer Bruder Michael, mit dem wir zur Vorbereitung dieses Interviews sprachen und der die gleiche genetisch bedingte Sehbehinderung hat wie Sie, sagte uns, ihm wurde das erst in der Schule klar.

Bentele: Das war bei mir ähnlich. [...] 

ZEIT: 2009 hatten Sie während der Deutschen Meisterschaft einen schweren Unfall. Ihr Begleitläufer gab Ihnen eine falsche Richtung vor, und Sie sind einen Hang hinuntergestürzt, haben sich mehrere Brüche zugezogen und eine Niere verloren. Nach langer Pause und mit einem neuen Begleitläufer haben Sie weitergemacht, gegen Angst und Schmerz angekämpft und am Ende bei den Paralympics fünf Goldmedaillen geholt. Was haben Sie in dieser Krise gelernt?

Bentele: Dass ein negatives Erlebnis eben nicht das Ende bedeutet, sondern dass wir Menschen vieles, was wir gelernt haben, im Laufe unseres Lebens speichern und nicht auf einen Schlag verlieren.

ZEIT: Erinnern Sie sich an den Moment, als Sie das erste Mal wieder auf Skiern standen? Bentele: Sehr genau. Ich musste auf der Münchner Theresienwiese einen Hügel herunterfahren und hatte so viel Angst, dass mich mein Begleiter an die Hand nehmen musste. Stück für Stück ging es dann besser. Ein paar Monate später bin ich auf dem Gletscher wieder allein schnelle Abfahrten runter.

ZEIT: Als Sehende fragen wir uns auch: Das Schießen beim Biathlon, wie funktioniert das für Sie?

Bentele: Über Töne. Am Schießstand setzen blinde Sportlerinnen und Sportler einen Kopfhörer auf – und je näher man mit dem Gewehr dem Infrarotsignal des Ziels kommt, desto höher wird der Ton. Bei einem Treffer ertönt ein hohes Klingeln, bei einem Fehlschuss ein tiefer Brummton. 

"Zu sehen macht vieles einfacher im Leben" 

ZEIT: Bevor Sie die Leitung des Sozialverbands VdK übernommen haben, waren Sie Behindertenbeauftragte des Bundes – und damit Politikerin. Ihr Bruder sagte, Sie seien zuvor gar nicht so politisch gewesen?

Bentele: Politisch interessiert war ich immer schon, aber lange Zeit gab es tatsächlich vor allem meinen Sport und das Engagement für bessere Bedingungen für Athleten in Deutschland. Doch dann hat mich erst der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude gefragt, ob ich sein Wahlkampfteam unterstützen wolle, und schließlich kam die Anfrage von Andrea Nahles, ob ich in die Bundesregierung als Beauftragte kommen will. Ich habe kurz gezögert, denn die Sozialgesetzbücher kannte ich nicht in allen Details aus dem Effeff. Aber ich habe selten zu einem Risiko Nein gesagt.

" (ZEIT 3.2.22)

12.3.22

Es kommt auf unsere Glaubwürdigkeit an

Demonstrationen für Frieden sind richtig, Sanktionen für Aggressoren auch.

Wie aber steht es um das Finanzieren von Angriffskriegen? Das ist doch wohl eher abzulehnen, oder?

Warum aber zahlt die EU Russland nach seinem Überfall auf die Ukraine täglich rund 500 Millionen Euro für Öl und Gas? Weil Handelsverträge bestehen und weil wir auf diese fossilen Energieträger angewiesen sind.

Das kann ich verstehen, und es wird kaum einen Regierungspolitiker geben, der wagt, die Importe von sich aus sofort zu stoppen. Denn zu viele Bürger hätten unter dieser Entscheidung zu leiden, und - wie man hört - könnte das Volkseinkommen um 3 Prozent zurückgehen.

Lieber verkündet der Kanzler, er wolle 100 Milliarden Euro mehr für Rüstung ausgeben (die dann für den Klimaschutz fehlen), als dass er vorschlägt, durch Einsparung von Energie einerseits den Klimaschutz voranzutreiben und andererseits Putins Kriegskasse zu schädigen, indem wir ihm weniger fossile Energieträger abkaufen.

Dabei wurden und werden eine Menge Modelle angewendet, Energie einzusparen, die einzelne Bürger einsetzen können und die Staaten schon erfolgreich eingesetzt haben: Eine Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen, autofreie Sonntage, Verbot von umweltschädlichen Motoren (vgl. Katalysator) haben bei vielen Millionen von Europäern Anklang gefunden. Die privaten Energiesparmethoden sind zahllos. Wenn sie eingesetzt würden, würde klar, dass die Europäer bereit sind, für den Frieden Opfer zu bringen.

Dann erst würden unsere Rufe nach Frieden glaubwürdig.

Dazu:

Süddeutsche Zeitung: "Wir sind nicht machtlos" 12.3.22

https://www.deutschlandfunk.de/juergen-trittin-krieg-ukraine-russland-100.html