"Wenn Institutionen mehr Aufgaben übernehmen müssen, dann brauchen sie auch ein erweitertes Personal und multiprofessionelle Teams. Man müsste auch Anreize schaffen, damit Pädagogen in sinnvollem Umfang, etwa einer halben Stelle, auch im Rentenalter weiterarbeiten. Wichtig wäre zudem mehr Unterstützung von außen. Wenn sich nur jeder zehnte Babyboomer ehrenamtlich oder als Honorarkraft im Bildungsbereich engagieren würde, dann wären das mehr Menschen als alle derzeit tätigen Erzieherinnen und Grundschullehrer zusammen. Als Lesepate oder Mentorin, durch Sport-, Musik- oder Handwerksangebote – es gäbe unheimlich viele und zum Teil notwendige Bereiche für Engagement. [...]"
" [...] Da kommt man in eine Klasse, auf dem Papier gibt es dort einen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund von 60 Prozent, und man denkt: Das ist für eine Großstadt durchschnittlich und müsste doch hinzukriegen sein! Aber dann erfährt man, dass dort zwölf Muttersprachen gesprochen werden, sieht an den Stecknadeln auf der Weltkarte an der Wand, dass die Familien aus drei Kontinenten kommen und verschiedensten Religionen angehören. Man trifft auf Hatice, vierte Generation, die sagt, sie sei Türkin, aber sie zählt per definitionem genauso wenig zu den 60 Prozent wie die schwarze Sandra. Und dann kapiert man, dass der Begriff Migrationshintergrund die Realität nicht mehr angemessen beschreiben kann. Stellen Sie sich ein zugewandertes ukrainisches oder syrisches Kind vor, das in so einem Klassenzimmer sitzt: Wie nimmt es dieses Land wahr? Für dieses Kind sind seine Klassenkameraden aus aller Welt Deutschland. Und mit dieser Brille merkt man schnell: Im politischen Berlin werden Debatten über Integration und Migration geführt, die 1990 sinnvoll gewesen wären. [...]"