Ich möchte auf OpenCourse 2011 aufmerksam machen, eine Internetveranstaltung, die von der Uni Frankfurt ausgeht und sich folgende Ziele gesetzt hat:
Blick auf Lernen in der Mediengesellschaft
Möglichkeiten
und Gefahren/Herausforderungen
Alles Weitere findet sich dort und unter dem Twitteraccount http://twitter.com/#!/search/opco11
Die Video-Streaming-Plattform findet sich hier: http://www.ustream.tv/channel/opco11
Da ich einen Teil der Beteiligten kenne, verspreche ich mir anregende Beiträge. Wie weit ich mich an der Diskussion beteiligen kann, übersehe ich bisher noch nicht.
Zwar habe ich schon vor zwei Jahren mein medienpädagogisches Konzept formuliert und so einige Artikel zu Lernen 2.0 und Web 2.0 geschrieben. Ich hoffe, dass ich angeregt werde, umzudenken und neue Positionen einzunehmen.
29.4.11
28.4.11
Aufmerksamkeit
Die Aufgabe muss ein genügend hohes Anforderungsniveau haben, um interessant zu sein, und nicht so schwierig, dass sie unsere Frustrationstoleranz überfordert. Dann gelingt es uns meist recht gut, unsere Aufmerksamkeit darauf zu konzentrieren, es sei denn ein bewegtes Objekt in schreienden Farben, ein plötzlicher Lärm oder ein überfallartiger Schmerz bringen uns davon ab.
Auf der Basis dieser Erkenntnisse findet ein fortwährender Kampf zwischen Individuum und Werbeträgern statt: das Individuum beim Versuch, sich auf seine eigenen Prioritäten (oder: noch schwieriger: die vom ungeliebten Arbeitgeber oder gar Lehrer vorgegebenen) zu konzentrieren, die Aufmerksamkeitsheischer beim Versuch, diese Konzentration zu verhindern.
So ähnlich schreibt es die ZEIT in der Titelgeschichte ihrer neusten Nummer - aufmerksamkeitsheischend.
Es wäre doch verrückt, wenn es noch kein Computerprogramm gäbe, das dem Individuum verspricht, sein Ziel problemloser zu erreichen. Hier stellt Spiegel online es vor.
Das Hessische Kultusministerium meint, die Stiftung Lesen habe geeigente Instrumente dafür.
Habe ich Sie jetzt genügend von Ihrer Arbeit abgelenkt, dass Sie nicht mehr wissen, worum es ging?
Dann habe ich ja mein Ziel erreicht. (Die Methoden werden immer perfider! ;-))
Auf der Basis dieser Erkenntnisse findet ein fortwährender Kampf zwischen Individuum und Werbeträgern statt: das Individuum beim Versuch, sich auf seine eigenen Prioritäten (oder: noch schwieriger: die vom ungeliebten Arbeitgeber oder gar Lehrer vorgegebenen) zu konzentrieren, die Aufmerksamkeitsheischer beim Versuch, diese Konzentration zu verhindern.
So ähnlich schreibt es die ZEIT in der Titelgeschichte ihrer neusten Nummer - aufmerksamkeitsheischend.
Es wäre doch verrückt, wenn es noch kein Computerprogramm gäbe, das dem Individuum verspricht, sein Ziel problemloser zu erreichen. Hier stellt Spiegel online es vor.
Das Hessische Kultusministerium meint, die Stiftung Lesen habe geeigente Instrumente dafür.
Habe ich Sie jetzt genügend von Ihrer Arbeit abgelenkt, dass Sie nicht mehr wissen, worum es ging?
Dann habe ich ja mein Ziel erreicht. (Die Methoden werden immer perfider! ;-))
21.4.11
Netzgespür oder Internetkompetenz?
Sascha Lobo schreibt in Spiegel online über Netzgespür.
Ehrlich gesagt: ich lese in dem Artikel nur, dass Netzgespür heuristisch und haptisch ist. Das erste gebe ich zu. Das gilt für jede Tätigkeit, für die man Erfahrung braucht. Kleinkinder haben dabei den Vorzug, dass sie mit wenigen Erfahrungen nicht so viele falschen Vorerwartungen haben können.
Haptisch aber ist das Netz nicht, sondern die Touchscreen.
Alle anderen Aussagen sind Details, die mir zwar weitestgehend bekannt sind, aber deren Zusammenhang mit Netzgespür mir nicht erklärt wird. Offenbar braucht man zum Verständnis des Textes ein Netzgespür, das ich von anderen Texten her kommend nicht habe.
Faszinierend ist für mich, wie man das Ein- und Ausschalten von Geräten zu einer Sache von Gespür gemacht hat. Jede Rationalität ist abgeschafft, bis zum Abschalten eines Gerätes überhaupt nur noch ein ausgelagerter Schalter taugt. Kein Wunder, dass wir unseren Energieverbrauch nicht in den Griff bekommen.
Zu Internetkompetenz, die mehr ist als Netzgespür, gehört auch eine Ahnung über die Gefahren im Netz (vgl. u.a. Adamek: Die Facebook-Falle). Die bekommt man bei der heuristischen Vorannahme, dass es keine beachtenswerten Gefahren gibt, immer erst zu spät mit, so wie gegenwärtig die japanische Gesellschaft die Gefahren der friedlichen Nutzung der Kernkraft.
Gute Hilfen zum Erwerb von Fähigkeiten zur Gefahrenabwehr bietet Klicksalat (mein Dank an Karl und Jörg!).
Zum Umgang mit dem Netz vgl. auch Die Institution und der Dämon über Kontrollverlust.
Ehrlich gesagt: ich lese in dem Artikel nur, dass Netzgespür heuristisch und haptisch ist. Das erste gebe ich zu. Das gilt für jede Tätigkeit, für die man Erfahrung braucht. Kleinkinder haben dabei den Vorzug, dass sie mit wenigen Erfahrungen nicht so viele falschen Vorerwartungen haben können.
Haptisch aber ist das Netz nicht, sondern die Touchscreen.
Alle anderen Aussagen sind Details, die mir zwar weitestgehend bekannt sind, aber deren Zusammenhang mit Netzgespür mir nicht erklärt wird. Offenbar braucht man zum Verständnis des Textes ein Netzgespür, das ich von anderen Texten her kommend nicht habe.
Faszinierend ist für mich, wie man das Ein- und Ausschalten von Geräten zu einer Sache von Gespür gemacht hat. Jede Rationalität ist abgeschafft, bis zum Abschalten eines Gerätes überhaupt nur noch ein ausgelagerter Schalter taugt. Kein Wunder, dass wir unseren Energieverbrauch nicht in den Griff bekommen.
Zu Internetkompetenz, die mehr ist als Netzgespür, gehört auch eine Ahnung über die Gefahren im Netz (vgl. u.a. Adamek: Die Facebook-Falle). Die bekommt man bei der heuristischen Vorannahme, dass es keine beachtenswerten Gefahren gibt, immer erst zu spät mit, so wie gegenwärtig die japanische Gesellschaft die Gefahren der friedlichen Nutzung der Kernkraft.
Gute Hilfen zum Erwerb von Fähigkeiten zur Gefahrenabwehr bietet Klicksalat (mein Dank an Karl und Jörg!).
Zum Umgang mit dem Netz vgl. auch Die Institution und der Dämon über Kontrollverlust.
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Netzgespür
Wer bin ich im Netz? Und wenn ja, wie viele?
Die Tendenz geht nach Benjamin Jörissen, einem Medienwissenschaftler der Universität Magdeburg, zu einer Zentralidentität: "Das Netz ist so tief in unseren Alltag eingedrungen, dass wir logischerweise das Bedürfnis haben, dort mit unserer 'alten' Person unterwegs zu sein." Das liege daran, dass die Trennung von online und offline nicht mehr existiere.
Schüler, zumal Grundschüler, könnte ich davor nur warnen. Deshalb habe ich, so lange ich unterrichtet habe, auch klar zwischen meinen verschiedenen Netzexistenzen getrennt und die Verbindung zum realen Leben so schwer erkennbar wie möglich gehalten. Jetzt bin ich lässiger darin, weil ich glaube, weder sexuelle Übergriffe noch Ausspionierung durch meine potentiellen zukünftigen Arbeitgeber fürchten zu müssen. Aber Facebook mag über Accounts von meinen Bekannten Daten sammeln, so viel es will, ich bleibe abgemeldet.
Julia Schramm, Politologin in der Piratenpartei verkündet zwar: "Ob wir es nun gut finden oder nicht: Privatsphäre ist so was von Eighties." (vgl. Zeit online)
Ich denke, wir sollten unsere Schüler davor warnen. Wenn sie den Weg gehen, sollten sie ihn nicht völlig unbedarft gehen, sondern eine Ahnung haben, was sie damit tun. Das ist unsere Verantwortung.
Deshalb schreibe ich hier weiterhin nicht mit Klarnamen, auch wenn es halbwegs Geübten inzwischen wenig Mühe macht, meine 30 oder 40 Netzauftritte auf eine Person zu beziehen. Meiner Meinung nach kann für kommende Generationen ein zentrales Problem werden, dass sie mehr und mehr von der Werbung gesteuert werden. Die Tendenz sehe ich im heutigen Markenfetischismus schon sehr ausgeprägt.
(Zu den neuen Techniken vgl. u.a. Opinionmining)
Ob man's mit der Ignoranz so weit treiben muss wie ich, der ich bei dem Satz "Von Kate Middleton gibt es jetzt schon mehr Fotos im Netz als von Lady Di" mich fragte: "Den Namen hast du doch schon einmal gehört. In welchem Zusammenhang war das denn?" Nun, das kann man zu Recht fragen. So lange man Pubertierende zu unterrichten hat, sollte man schon besser Bescheid wissen. (Den Link habe ich gesetzt, damit ähnliche Ignoranten wie ich nicht denken, es handele sich um die Sexualberaterin der Bravo.)
Schüler, zumal Grundschüler, könnte ich davor nur warnen. Deshalb habe ich, so lange ich unterrichtet habe, auch klar zwischen meinen verschiedenen Netzexistenzen getrennt und die Verbindung zum realen Leben so schwer erkennbar wie möglich gehalten. Jetzt bin ich lässiger darin, weil ich glaube, weder sexuelle Übergriffe noch Ausspionierung durch meine potentiellen zukünftigen Arbeitgeber fürchten zu müssen. Aber Facebook mag über Accounts von meinen Bekannten Daten sammeln, so viel es will, ich bleibe abgemeldet.
Julia Schramm, Politologin in der Piratenpartei verkündet zwar: "Ob wir es nun gut finden oder nicht: Privatsphäre ist so was von Eighties." (vgl. Zeit online)
Ich denke, wir sollten unsere Schüler davor warnen. Wenn sie den Weg gehen, sollten sie ihn nicht völlig unbedarft gehen, sondern eine Ahnung haben, was sie damit tun. Das ist unsere Verantwortung.
Deshalb schreibe ich hier weiterhin nicht mit Klarnamen, auch wenn es halbwegs Geübten inzwischen wenig Mühe macht, meine 30 oder 40 Netzauftritte auf eine Person zu beziehen. Meiner Meinung nach kann für kommende Generationen ein zentrales Problem werden, dass sie mehr und mehr von der Werbung gesteuert werden. Die Tendenz sehe ich im heutigen Markenfetischismus schon sehr ausgeprägt.
(Zu den neuen Techniken vgl. u.a. Opinionmining)
Ob man's mit der Ignoranz so weit treiben muss wie ich, der ich bei dem Satz "Von Kate Middleton gibt es jetzt schon mehr Fotos im Netz als von Lady Di" mich fragte: "Den Namen hast du doch schon einmal gehört. In welchem Zusammenhang war das denn?" Nun, das kann man zu Recht fragen. So lange man Pubertierende zu unterrichten hat, sollte man schon besser Bescheid wissen. (Den Link habe ich gesetzt, damit ähnliche Ignoranten wie ich nicht denken, es handele sich um die Sexualberaterin der Bravo.)
12.4.11
Tsunami und Erinnerungskultur: Manchmal kann man aus der Geschichte lernen.
Die Gefahren, die von der Atomkraft ausgehen, sind historisch einmalig. Es ist unsere Generation, die aus den Atombombenabwürfen, aus der Strahlenverseuchung durch Atomtests und aus Unfällen in Atomkraftwerken hätte lernen müssen.
Aber Erfahrungen mit Erdbeben und Tsunamis hat die Menschheit schon früher gemacht. Und speziell in Japan haben frühere Generationen ihre Nachfahren davor zu warnen versucht.
"Hunderte der Wegsteine stehen in Nordjapan, manche sind älter als 600 Jahre. Viele sind freilich kaum zu entdecken, sie stehen abseits der Straßen, überwuchert im Dickicht", berichtet Spiegel online.
Auf den Steinen stehen Mahnungen wie "Erinnert das Unheil der Tsunamis. Baut nicht unterhalb dieses Punktes." und "Hohe Gebiete sind Friede und Harmonie der Nachgeborenen." sowie "Wenn ein Erdbeben kommt, nimm Dich vor Tsunamis in Acht."
Erfahrungsgemäß verblassen solche Erinnerungen freilich schon im Lauf von drei Generationen so, dass sie nicht mehr erst genommen werden. Es bedarf einer bewussten Erinnerungkultur, das Bewusstsein für solche Gefahren lebendig zu halten. Im japanischen Dorf Aneyoshi haben die Bewohner gelernt und überlebt. Hier haben, berichtet Spiegel online, die "meisten Leute ihr Haus oberhalb der steinernen Mahnmale gebaut. 'Jeder hier kennt die Steine', sagt die Zwölfjährige Yuto Kimura, 'wir haben sie in der Schule durchgenommen'. Bevor am 11. März die Tsunamis kamen, sei das Dorf geschlossen auf Anhöhen geflüchtet."
Es gibt gute Gründe, die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus und an den Holocaust wachzuhalten, gerade auch dann, wenn die letzten Zeitzeugen weggestorben sein sollten.
Wir sind es unseren Nachfahren schuldig.
Dirk Franke hat einen anderen Blick auf die Nachricht von Spiegel online.
Aber Erfahrungen mit Erdbeben und Tsunamis hat die Menschheit schon früher gemacht. Und speziell in Japan haben frühere Generationen ihre Nachfahren davor zu warnen versucht.
"Hunderte der Wegsteine stehen in Nordjapan, manche sind älter als 600 Jahre. Viele sind freilich kaum zu entdecken, sie stehen abseits der Straßen, überwuchert im Dickicht", berichtet Spiegel online.
Auf den Steinen stehen Mahnungen wie "Erinnert das Unheil der Tsunamis. Baut nicht unterhalb dieses Punktes." und "Hohe Gebiete sind Friede und Harmonie der Nachgeborenen." sowie "Wenn ein Erdbeben kommt, nimm Dich vor Tsunamis in Acht."
Erfahrungsgemäß verblassen solche Erinnerungen freilich schon im Lauf von drei Generationen so, dass sie nicht mehr erst genommen werden. Es bedarf einer bewussten Erinnerungkultur, das Bewusstsein für solche Gefahren lebendig zu halten. Im japanischen Dorf Aneyoshi haben die Bewohner gelernt und überlebt. Hier haben, berichtet Spiegel online, die "meisten Leute ihr Haus oberhalb der steinernen Mahnmale gebaut. 'Jeder hier kennt die Steine', sagt die Zwölfjährige Yuto Kimura, 'wir haben sie in der Schule durchgenommen'. Bevor am 11. März die Tsunamis kamen, sei das Dorf geschlossen auf Anhöhen geflüchtet."
Es gibt gute Gründe, die Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus und an den Holocaust wachzuhalten, gerade auch dann, wenn die letzten Zeitzeugen weggestorben sein sollten.
Wir sind es unseren Nachfahren schuldig.
Dirk Franke hat einen anderen Blick auf die Nachricht von Spiegel online.
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