21.4.09

Mein medienpädagogisches Konzept

Bereiche, die m.E. in den bestehenden Lehrplänen angemessen repräsentiert sind, übergehe ich weitgehend, und Schreib- und Leseaufwand nicht unnötig zu erhöhen.

Lehrer sollten recherchieren (d.h. auch im Internet) und korrekt zitieren können sowie eine Textverarbeitung beherrschen. Mathematiklehrer sollten Tabellenkalkulation, ein Datenbankprogramm und eine Software für mathematisches Zeichnen beherrschen.
Allen Lehrern sollte bekannt sein, dass unbezahlt erarbeitete open source Software und Lexika eine hohe Qualität erreichen können, dass aber bei Lexika zwei prinzipielle Schwächen bestehen: Exoten- und Überblicksartikel können von minderer Qualität sein. Exotenartikel, weil sie seltener von Benutzern kontrolliert werden und Überblicksartikel, weil sie einen besonderen Aufwand an Strukturierung erfordern.

Schüler sollten im wesentlichen in folgender Reihenfolge in Medien eingeführt werden: Lesen, Schreiben, Fernsehverarbeitung, Informationsvermittlung, Recherche, Datenschutz (besonders Gefahren von Cybermobbing und Verhaltensüberwachung), Textverarbeitung und mathematisches Zeichnen, Wissenskonstruktion.
An jeder Schule sollten Arbeitsgemeinschaften für Videoerstellung und Textproduktion, insbesondere Blogging und Arbeit mit Wikis angeboten werden.

Entgegen einer Tendenz in Lehrplänen und Praxis sollte Informationsübermittlung sich nicht auf die technische Beherrschung einer marktgängigen Präsentationssoftware beschränken, sondern als Erzählen, Berichten, Erklären und die Organisation des gemeinsamen Erarbeitens von Kenntnissen und Fertigkeiten verstanden werden.
Im Laufe des Curriculums sollte Informationsvermittlung zugunsten von Wissenskonstruktion zurücktreten.

Weil ich sicher bin, Wesentliches übergangen und manches zu einseitig dargestellt zu haben, habe ich dieses Konzept auch auf eine Benutzerunterseite im ZUM-Wiki gestellt, damit die Diskussion nicht nur hier, sondern auch dort auf der Diskussionsseite geführt werden kann und kleinere Änderungen sofort vorgenommen werden können. Bei wesentlichen Abweichungen von meinem Konzept bitte ich, ein eigenes Konzept zu formulieren und es im Artikel Medienpädagogik zu verlinken.

Bei Dotcom finde ich eine Reihe von Beiträgen zum Thema, die ich hiermit verlinken will. Ich befürchte, dass manche glauben, das was im Bereich digitaler Medien gebenwärtig wegen ständiger neuer Handwerkszeuge, Verzeihung: Tools, sinnvoll ist, nämlich die ständige Suchbewegung nach Orientierung in einem sich verändernden Raum, wäre auch die beste Vorbereitung für Kinder, die die Basis, Verzeihung Schlüsselqualifikationen, für Urteils- und Handlungsfähigkeit in der mittleren Zukunft erwerben wollen.
Aber darüber sollte man diskutieren.

Nachtrag: Jedenfalls in Großbritannien werden Kenntnisse des Web 2.0 offenbar als wichtiger angesehen, als sie in meinem Konzept rangieren, oder gilt das nur für eine Gruppe von Kommunikationsspezialisten, die man als einer vertieften naturwissenschaftlichen Ausbildung nicht gewachsen ansieht?

2 Kommentare:

Walter Böhme hat gesagt…

In der Wirtschaftswelt wird das Phänomen Bloggen zwar wahrgenommen, bisher haben aber nur wenige Firmen einen eigenen Blog. (http://ow.ly/3lmr)

Unknown hat gesagt…

Sehr gut - das müssen wir auch in die Lehrkraftausbildung integrieren; in Hessen z.B. in den seminareigenen Ausbildungsblock zu Beginn des Referendariats, der in Kürze eingeführt werden soll - denn in den Fachmodulen wird dafür - zumindest kurzfristig - kaum Raum zur Verfügung stehen...