8.10.25

Wie können Schüler lernen, was ihnen keine KI bieten kann?

 Angesichts der Tatsache, dass angesichts der Fortschritte von künstlicher Intelligenz die meisten von uns und nicht zuletzt Schüler gelernt haben, für die mühsame Aufgabe des Recherchierens und Formulierens KI einzusetzen, wird es für Lehrer immer schwerer, Hausaufgaben (und Prüfungsaufgaben zu formulieren) und zu bewerten. 

Ich habe einmal eine KI dazu befragt, wie man das erreichen könne, und dieselbe KI verriet mir auch, wie man ihre Empfehlungen austricksen könne

Schon lange ist bekannt (wenn auch nicht jedem), dass man das Problem dadurch lösen kann, indem man als Hausaufgabe stellt, den Mitschülern das im Unterricht beizubringen, was man zu Hause gelernt hat. Diese Methode "Lernen durch Lehren" ist zwar sehr sinnvoll, aber gar nicht so einfach anzuwenden. Denn dafür müssen Schüler lernen, gute Lehrer zu werden (und jeder Lehrer weiß, dass das gar nicht so einfach ist). [Jean-Pol Martin hat bewiesen, dass das geht, aber es dauert auch bei ihm Jahre, und nur die motivierten Schüler werden auch gute Lehrer*innen.]

Doch es gibt auch einen anderen Weg. Das, was KI für Schüler erledigen kann, kann sie in einigen Jahren (zumindest weitgehend) auch im Beruf. Was sie aber niemandem abnehmen kann, ist, im Gespräch spontan auf andere zu reagieren, ihnen zuzuhören, sie zu verstehen und auf sie einzugehen. Genau diese sozialen Fähigkeiten drohen verloren zu gehen in einer Zeit, wo in der Pause, im Wartezimmer, im Zug und auf der Parkbank sein Handy hat, um sich zu unterhalten und sich der Auseinandersetzung mit kontroversen Meinungen zu entziehen. 

Das, was in der Coronazeit den Schüler*innen so gefehlt hat, droht mehr und mehr auch im Präsenzunterricht zu fehlen, wenn er nicht radikal auf Mündlichkeit, also Gespräch und gegenseitigen Austausch umgestellt wird. 

Irgendwie haben wir alle das schon gewusst; aber in einem Artikel aus dem Guardian wurden die Argumente so gut vorgetragen, dass ich fand, ich sollte sie noch einmal aufgreifen. Hier Simon Jenkins, Kolumnist des Guardian, gekürzt und maschinenübersetzt.

In einer Welt, die von rasanten Fortschritten in der künstlichen Intelligenz, sich vertiefenden sozialen Gräben und anhaltender Ungleichheit geprägt ist, waren die Fähigkeiten des Sprechens, Zuhörens und Kommunizierens noch nie so dringend erforderlich.“ Rosen, Professor für Kinderliteratur, fügte hinzu: „Das Rückgrat der Sprache ist unser Sprechen. Es ist die alltägliche Art und Weise, wie wir Beziehungen knüpfen und verändern, die Ereignisse unseres Lebens teilen und vom Leben anderer Menschen hören.“ [...]

Der Kern der mündlichen Ausdrucksfähigkeit besteht darin, Schülern zu helfen, ihre Gedanken anderen gegenüber zu artikulieren, höflich und intelligent zuzuhören und zu antworten. [...] Wenn ich die Schüler meine örtliche Gesamtschule verlassen sehe, unterhalten sie sich nicht. Sie schauen auf ihre Handys oder schreien. [...] Das System liebt immer noch Mathematik – die 95 % der Arbeitssuchenden nicht brauchen –, [und warum:] weil sie leicht zu messen ist und die Regierungen damit prahlen können. Sogar Literatur wird auf Multiple-Choice-Fragen reduziert. [...]
Alles, was wir heute über junge Teenager hören, ist alarmierend. Psychische Erkrankungen nehmen rasant zu. Ebenso die Fehlzeiten und, am schlimmsten, die Arbeitsunfähigkeit. Die Arbeitswelt ist irrelevant. Der Schulunterricht scheint in einem professionellen Archaismus gefangen zu sein, der Reformen verbietet. Klassenunterricht, akademische Voreingenommenheit, lange Schuljahre und Prüfungsbesessenheit sind unveränderlich. Eltern und sogar Schüler reagierten auf die jüngste Lehrplanüberarbeitung mit der Forderung nach Fächern wie „Finanzbildung, Berufswissen sowie Politik und Regierungsführung“. Die Bitten wurden ignoriert. [...]"

https://www.theguardian.com/commentisfree/2025/jul/24/schools-oracy-debating-failing-generation-teaching-public-speaking (24.7.25)

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