24.9.09

Europäische Verantwortung

Der Beitrag war überfällig. Und er ist so gut recherchiert, dass ich mit meinen Recherchen dahinter weit weit zurückbleibe. Mein Dank an alle, die an dem Beitrag mitgearbeitet haben!
Gemeint ist der Beitrag "Willkommen in Europa" in der ZEIT vom 24.9. Nr.40, S.13-14

Eine italienische Kirchenzeitung vergleicht das Wegschauen Europas mit dem vor "Zügen voller Deportierter" während der Shoah. Wovon wird weggeschaut? Von einer ganzen Reihe von Umstehenden, als jemand, der Zivilcourage bewies, zu Tode getrampelt wurde. Das ging durch die Presse.
Aber von den meisten verantwortlichen Politikern, von den meisten Journalisten und von der Mehrheit der Bevölkerung wird weggeschaut von dem Flüchtlingsdrama, das an den Grenzen Europas tagtäglich abläuft, von den menschenrechtswidrigen Bedingungen, in denen Flüchtlinge in Griechenland gehalten werden, von den Out-of-area-Einsätzen, mit denen Flüchtlinge nach Libyen zurückgeschafft werden, wo ihnen noch schrecklichere Lagerbedingengen und Transporte über 1500 km ohne Nahrung und ohne Wasser drohen. Jährlich kommen Tausende von Flüchtlingen in Seenot in Mittelmeer und Atlantik um, und die Helfer, die Schiffbrüchige retten, werden mit Gefängnisstrafen bedroht. Der Fall Cap Anamur ist seit Jahren anhängig.
Am 20.8. wurden von 78 Flüchtlingen, die Ende Juli an der lybischen Küste mit einem Schlauchboot aufgebrochen waren, 5 Überlebende von der italienischen Küstenwache gerettet. Mehrere Handelsschiffe waren vorüber gefahren, ohne zu helfen. Die, die halfen, gaben nur Brot und Wasser. Auf Rettung Schiffbrüchiger steht Gefängnisstrafe.

Wie überstehen die Angehörigen der italienische Küstenwache den ständigen Umgang mit ähnlichen Fällen? Was bedeutet es für uns, wenn wir ständig die Augen davor verschließen oder kommentieren "Macht endlich die Grenzen dicht!" oder "Es ist ungemein hart aber Europa kann nicht das Auffangbecken für alle Wirtschaftsflüchtlinge dieser Erde herhalten." (Allein Südafrika, das auch andere Probleme hat, "beherbergt mit 7 Millionen Ausländern ohne Papiere mehr 'Illegale' als die gesamte EU" (ZEIT Nr.40).)

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