3.4.16

Tweets zu Joffe, Trump und Obama

Linksrechtspop von Josef Joffe
"In der Außenpolitik klingt Trump wie Obama: Ami, come home."

Ich war versucht, zu diesem Aufsatz von Joffe einen Leserbrief zu schreiben. Denn ich fand, dass er diesmal nicht nur von einem politischen Standpunkt geschrieben war, den ich ablehne, sondern dass er so sehr die Realität ausblendete, dass die ZEIT sich dafür schämen müsse, dass so etwas die Zensur durch die Redaktion passieren konnte.
Aber lohnte das wirklich einen Leserbrief? Deshalb schrieb ich zwei Tweets, um meinen Ärger loszuwerden.

vergleicht Trump u Obama mit und schließt: Wer immer US-Präsident wird, wird es anders machen als Hillary. Uff!

Wer in der statt ZEIT-Journalisten Texte von lesen muss, wünscht sich die herbei. Mach End o Herr, mach Ende!

Weil diese Tweets doch recht polemisch waren, schob ich einen dritten nach:
Emotionsabfuhr ohne differenzierte Begründung.
Jetzt steht der Text, auf den sich die Tweets bezogen, im Netz, und ich kann ohne allzu großen Aufwand anführen, was mich zu den allzu polemischen Tweets verführt hat. Originalton Joffe:
"Trump nimmt auch das pazifische wie das europäische Engagement ins Visier. Die Ukraine sei wichtiger für "manche Nato-Länder als für uns". Aber "die tun nichts. Warum kümmert sich nicht Deutschland mit der Nato um die Ukraine?"Warum "riskieren wir den Dritten Weltkrieg mit Russland"?
Europa profitiere, während "wir ein Schuldner-Land geworden sind".

Obama sagt’s noch härter: "Trittbrettfahrer nerven mich." Damit meint er nicht nur die Saudis, sondern auch die anderen Verbündeten. Dahinter steht die fromme Hoffnung, dass die mehr tun werden, wenn Amerika weniger oder gar nichts tut. Den Ohne-uns-Instinkt teilen Trump und Obama, wobei nicht zu vergessen sei, dass der Isolationismus sich historisch sehr wohl mit Gewaltschüben – rein und wieder raus – vertragen hat. Trump würde "den IS mit Bomben plattmachen". Obamas strategisches Konzept kann man "Isolationismus mit Drohnen und Spezialkräften" nennen – fein dosiert statt massiv, aber immer aus der sicheren Distanz. [...] Obwohl ein klassischer Linker, will der Demokrat Bernie Sanders nichts anderes. Wie Trump fordert er: Engagement runter, Schutzmauern hoch! Laut den heutigen Umfragen würde Sanders "The Donald" klar schlagen, so Trump gekürt wird. Der Populismus ist also ein lagerübergreifender Reflex. Wer auch immer im November gewinnt, wird weitermachen, womit Obama begonnen hat. Die Ordnungsmacht ist müde geworden, die Signale stehen auf Rückzug." (Hervorhebung von mir.)  

Aufgrund meiner Einschätzung von Trump sehe ich es ungern, wenn Obama und Sanders so mit ihm verglichen werden, als wäre nicht ein meilenweiter Unterschied zu ihm. Was mich aber wirklich empört, ist, dass Joffe Hillary Clinton völlig übergeht.  Zum einen ist Clinton bis zur Stunde noch die wahrscheinlichste Nachfolgerin Obamas, zum andern ist sie alles andere als eine Isolationistin. Dass Joffe so tut, als gäbe es sie nicht, ist meiner Meinung nach weder mit Sexismus noch mit konservativer oder bellizistischer Ideologie zu erklären, sondern allein mit Realitätsverleugnung. Dass er offenbar glaubt, bei den ZEIT-Lesern damit durchzukommen, empfinde ich als Beleidigung der Leser.
Oder sollte er wirklich der Ansicht sein, dass der Unterschied zwischen Clintons und Trumps außenpolitischem Konzept vernachlässigenswert wäre? Dies Joffe zu unterstellen, wäre nach meinem Verständnis geradezu eine Beleidigung Joffes. Auf einem ganz anderen Blatt steht, dass die objektiven Machtverhältnisse sich seit 2001 so verschoben haben, dass auch Clinton - und auch ein US-Präsident, der noch weit interventionistischer eingestellt wäre als sie - nicht die Möglichkeit haben wird, eine Koalition der Willigen in solche Abenteuer zu führen, wie es Bush junior getan hat. Die Zeiten, wo die USA die unumstrittene Weltmacht waren, sind vorbei.

Vgl. auch: 

Trump liegt in allen Schlüsselstaaten hinter Clinton, SPON 3.4.16

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