8.9.20

Über die Ungleichheit der Anstrengungen in Sachen Klimawandel und COVID-19

Wenn der Klimawandel so ernst genommen worden wäre, wie es die vielen Klimakonferenzen erscheinen ließen, dann wären die Medien längst seit Jahren so voll von diesem Thema wie gegenwärtig von Nachrichten zu Corona und COVID-19.

Greta Thunberg hat Recht gehabt: Die große Mehrheit der (von mir beobachteten Medien und Politiker) hat ihn nicht ernst genommen und nimmt ihn nicht ernst.

Sonst würden in den Lokalen Zeitungen nicht täglich die Zahlen von Neuinfizierten mit COVID-19 stehen, sondern es würden die Millionen Tonnen CO2-Ausstoß, die weltweit noch möglich sind, ohne das 2-Grad-Ziel endgültig zu verfehlen, angegeben werden, zusammen mit dem täglichen Verbrauch. 

Wie ernst man eine Krise nehmen kann, wie sehr man jeden Einzelnen dafür in die Pflicht nehmen kann, an einer gesellschaftlichen Aufgabe mitzuwirken, das hat die Coronakrise gezeigt.

Umso erschreckender, dass das nur im Zusammenhang mit einer von vielen gefährlichen Krankheiten geschieht, aber nicht bei den aktuellen Menschheitsproblemen.

Weshalb das so ist, dazu liefert der Vergleich: Coronaepidemie und Klimawandel einiges Material. Man kann nur hoffen, dass es gelingt, sic diesen Problemen mit derselben Intensität zuzuwenden. 

An anderen Stellen habe ich zwar einiges dazu geschrieben, weshalb das nicht gelungen ist.*

Wichtig ist aber vor allem, dass es trotz aller Widrigkeiten möglich gemacht wird.*

*Die Hauptgründe sind vermutlich: Bei Corona werden Erfolge/Misserfolge innerhalb einer Legislaturperiode deutlich. Außerdem eignet sich das Phänomen für nationale Konkurrenz: Statt dem anderen dabei zu helfen, die Seuche möglichst erfolgreich zu bekämpfen, konzentriert man sich allein darauf, selbst als guter Krisenmanager dazustehen. (Geradezu grotesk wird es, wenn innerhalb von Staaten Bundesländer solche "Wettbewerbe" austragen.) Hier müsste etwas strukturell geändert werden. 

*Meine Anregung eines Vergleichs zwischen Coronakrise und Klimakrise erschien vor knapp einem halben Jahr in ZUM-Unterrichten. Mir geht es darum, dass die Coronakrise Schülern hilft, die Bedeutung der Klimakrise einzuschätzen. Das sollte nicht dadurch geschehen, dass der Blick einseitig auf meine Auffassung gelenkt wird. 

Aber ich hielte es doch für unangemessen, wenn der Eindruck entstünde, beide Krisen hätten aus meiner Sicht die gleiche Dimension. Wenn von der Coronakrise als einem Jahrhundertereignis gesprochen wird, ist das nach rund 20 Jahren des Jahrhunderts wohl etwas verfrüht. Der Klimawandel hat dagegen - leider - das Zeug dazu, weit mehr als ein Jahrhundertereignis zu werden. 

Auch das Artensterben hat eine andere Dimension als die Pandemie. 

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