Mein Blogartikel aus dem August 2014 scheint mir auch heute noch aktuell, auch wenn die Zahlen gewiss überholt sind. Denn immer wieder denke ich daran, dass dieses Phänomen doch eigentlich unglaublich ist und doch eigentlich ein Segen sein müsste.
Dass Wohltätigkeit von Superreichen eine ernste Konkurrenz zu staatlichem Handeln sein kann, ist aber durchaus beängstigend, weil eben nicht nur Korruption die Wirkung von Demokratie beschränkt, andererseits kann man auch die Hoffnung haben, dass manche Fragen - wie etwa die dringend nötige Begrenzung des Klimawandels - vielleicht durch privates Handeln einer kleinen Gruppe schneller voran geschoben werden könnte, als es das dauernde Aushandeln von oft fragwürdigen Kompromissen erlaubt.
Freilich 5,9 Billionen* US-Dollar pro Jahr als Subvention für fossile Energien könnten selbst die Superreichen nicht ausgleichen. Da müssen schon die Staaten ihren Kurs ändern.
Mehr Geld für private Wohltätigkeit als für Rüstung?
Das gilt jedenfalls für die USA. Ein wesentlicher Faktor ist dabei die Stiftung von Bill Gates, die u.a. weltweit Malaria bekämpft und an der sich Warren Buffet mit einem Milliardenbetrag beteiligt hat.
Prominentester
Kritiker des wohltätigkeitsindustriellen Komplexes ist Warrens
Sohn Peter
Buffet, der im Sommer 2013 in der New York Times die
Aktivitäten Charitable-Industrial
(wohltätigkeits-industriell)
Complex kritisch
beleuchtete und von philanthopic
colonialsm (Mäzenatenkolonialismus)
und conscience
laundering (Gewissenswaschanlage)
sprach.
Wohltätigkeit
erleichtere die Entscheidung für moralisch fragwürdige Geschäfte.
Selbst Mikrokredite hätten den fragwürdigen Effekt, mehr Menschen
in das System von Kredit und Zinsen einzubinden. (vgl. Graeber:
Schulden)*
Zu
diesem Zusammenhang sieh auch Heike Buchter "Fluch
des Geldes"
(ZEIT Nr.33, 7.8.14, S.24), auf den mein Blogeintrag sich - neben
Wikipediabeiträgen - stützt.
Zur
Behauptung in der Überschrift dieses Blogbeitrags:
Das Urban
Institute sieht
den Beitrag der gemeinnützigen Institutionen bei 800 Milliarden
Dollar, den des Rüstungssektors bei rund 400 Milliarden.
*Peter
Buffet folgt übrigens nicht der Theorie David Graebers, dass es
Tauschhandel erst nach der
Erfindung des Geldes gegeben habe, vorher sei mit einfachen Formen
des Kredits gearbeitet worden. Laut ZEIT sagte er. "Es wird
immer Märkte geben, Menschen haben schon seit Urzeiten getauscht und
gehandelt." Buffet geht es nicht um eine Abschaffung des
Kapitalismus, sondern darum, ihn menschlicher zu gestalten.
*Laut dem Internationalen Währungsfond wurde die Produktion und Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas allein 2020 mit 5,9 Billionen US-Dollar subventioniert.[11]
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen