Fontanefan:
Mit Hilfe von Tests die Bildungssysteme ganzer Länder punktgenau zu evaluieren und so eine gültige Skala zu entwickeln, nach der Standard von Bildungssystemen geeicht werden kann, wird gewiss nicht gelingen.
Aber das Gute an den PISA-Studien ist, dass sie Motivation schaffen und Beispiele dafür, wie sich Ziele erreichen lassen. Motivation und das Vertrauen in Selbstwirksamkeit sind gewiss die Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen und für Problemlösung.
Insofern sind die PISA-Studien gewiss wesentliche Hilfen für eine fortlaufende Verbesserung auf dem Bildungssektor, für alle Länder.
Früher habe ich die Studien kritischer gesehen. In diesem Bereich habe ich wohl etwas dazugelernt.
Am Dienstag sind die Ergebnisse der ersten Pisa-Studie nach der Corona-Pandemie veröffentlicht worden. Getestet wurden rund 690.000 Lernende im Alter von 15 oder 16 Jahren aus 81 Staaten. Gegenüber früheren Erhebungen haben die Leistungen in den meisten Ländern abgenommen. Die obersten Plätze belegen fast durchweg ostasiatische Staaten. Europas Presse fordert Nachsitzen für die Verantwortlichen in Sachen Bildungspolitik.
Erwachsene schulden Schülern eine Reform
Die Pisa-Studie zeigt auch in Slowenien einen Wissensrückgang. Deswegen ist die Tatsache, dass das Land in Mathematik und Naturwissenschaften über dem OECD-Durchschnitt liegt, kein Anlass für Tatenlosigkeit, meint Primorske novice:
„Jede Verzögerung von Veränderungen wird den jungen Menschen am meisten schaden, die in den Arbeitsmarkt eintreten, eine Familie gründen und alles andere tun, was das Erwachsenenleben mit sich bringt. ... Und sie werden diesen Weg als Erwachsene betreten, die nicht wissen, wie man Kreditrisiken berechnet, ihr Handeln nicht auf den Schutz der Umwelt ausrichten oder vielleicht die Gebrauchsanweisung für Geräte nicht verstehen. Der Staat, das Bildungssystem, Lehrer und Erwachsene im Allgemeinen schulden ihnen Reformen.“
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Gezielte Förderung, wo sie benötigt wird
Die gestiegene Zahl der Migranten ist keine Entschuldigung für die schlechten Ergebnisse in Deutschland, betont das Handelsblatt:
„Länder wie Italien, die Türkei und Portugal haben es geschafft, sich bei Pisa kontinuierlich zu verbessern, obwohl die Migration aus politischen und ökonomischen Gründen weltweit explodiert ist. Wir nicht. Die Ursachen sind fehlende Sprachförderung, fehlende gezielte Betreuung von Migranten, aber auch von schwachen deutschen Schülern, und fehlende Kita-Plätze. ... Unser System hat bereits 20 Prozent Schulversager 'produziert', die nicht richtig lesen, schreiben und rechnen können, als der Migrantenanteil noch bei einem Zehntel lag.“
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Bitte an einem Strang ziehen
Über das Hü und Hott in der französischen Bildungspolitik ärgert sich Le Monde:
„Aufgrund der ständig wechselnden Reformen, müssen sich die Lehrer oft widersprüchlichen Anordnungen unterwerfen. ... Wem soll man folgen? Emmanuel Macron, der die Autonomie der Lehrkräfte und Bildungseinrichtungen betont? Oder seinem Bildungsminister, der eine nationale Norm für das Wiederholen von Klassenstufen und die Bildung von Klassengruppen festlegen will? Die Inkonsistenz ist so groß, dass es unmöglich ist, die Pisa-Ergebnisse mit einer bestimmten Politik in Verbindung zu bringen.“
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Note Ungenügend in Chancengleichheit
Das relativ gute Schweizer Gesamtergebnis darf nicht über das starke Leistungsgefälle hinwegtäuschen, analysiert Le Temps:
„Der Durchschnitt wird von einer großen Gruppe sehr guter Schüler nach oben gezogen. Doch die Pisa-Studie zeigt auch, dass ein Viertel der Schüler die Mindestanforderungen nicht erfüllt. Das ist sehr viel und die Kluft zwischen den Klassenbesten und dem Rest wird immer größer. Die Studie weist vor allem auch auf einen beunruhigenden Zusammenhang hin: Schüler aus privilegierten Verhältnissen erzielen die besten Ergebnisse, während die aus prekären Verhältnissen stammenden Schüler ihren Status als Leistungsschwache bestätigen. Die Schule ist da, um zu bilden und zu lernen. Jedoch auch, um allen Schülerinnen und Schülern die gleichen Chancen zu bieten.“
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Kaum woanders ist die Kluft so tief wie in Ungarn
In einer Kategorie belegt das Land leider wieder einen der schlechtesten Plätze, bedauert hvg:
„Die Studie hat erneut das besorgniserregendste Problem des ungarischen Bildungssystems bestätigt, das seit vielen Jahrzehnten besteht: Es gelingt ihm nicht, die gesellschaftlichen Unterschiede zu verringern. Der Leistungsunterschied zwischen Kindern aus verschiedenen Familien ist enorm. Kinder aus den am meisten benachteiligten Verhältnissen haben bei dem jüngsten Pisa-Test 121 Punkte weniger erreicht als Kinder aus den besten Verhältnissen, was im internationalen Vergleich sehr schlecht ist. Der OECD-Durchschnitt lag bei 93 Punkten.“
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Mehr analoger Unterricht
Auch die dänischen Schülerinnen und Schüler haben bei der Pisa-Studie schlecht abgeschnitten. Politiken setzt auf weniger Bildschirm-Zeit:
„Die Corona-Krise liegt hinter uns und Schulschließungen werden bei einer neuen Pandemie hoffentlich vorsichtiger gehandhabt. Allerdings sind Bildschirme nach wie vor ein fester Bestandteil des Alltagslebens. Es muss nachdenklich stimmen, dass dänische Schulkinder einen Rekord bei der Bildschirmnutzung haben. ... 3,8 Stunden sitzen dänische Schulkinder in der Schule vor einem Bildschirm; fast doppelt so viel wie der Durchschnitt in anderen Ländern. ... Die deprimierende Nachricht über die sinkenden Bildungsergebnisse zeigt deutlich, in welche Richtung es gehen sollte: weniger Bildschirm, mehr Schule.“
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Slowakei taugt bald nicht mal mehr als Werkbank
Die Ergebnisse im eigenen Land entsetzen Pravda:
„Mehr als 30 Jahre nach der Revolution können wir uns nicht mehr mit dem postkommunistischen Erbe herausreden. Polen oder insbesondere Estland zeigen, dass auch Länder im Wandel Kindern eine qualitativ hochwertige Bildung bieten können. Die Ergebnisse könnten diesmal auf Covid zurückzuführen sein. Aber wie lässt sich dann erklären, dass die umliegenden V4-Länder und Österreich überdurchschnittliche Ergebnisse erzielten? Wir machen einfach etwas falsch, und wenn wir es nicht rechtzeitig merken, werden wir mit der Zeit nicht einmal eine 'verlängerte Werkbank' sein, weil es uns an qualifizierten Arbeitskräften mangelt.“
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