8.9.11

"Wutbürger" - eine Göttinger Studie

Seit langem wird in der Bundesrepublik Politikverdrossenheit konstatiert. Wahlenthaltung,  Parteiaustritte nehmen zu, politische Beteiligung und längerfristiges Engagement gehen zurück.
Der Protest gegen Stuttgart 21 hat nun freilich gezeigt, dass diese Beschreibung unvollständig ist. Es gibt nämlich durchaus einige Bereiche, wo sich in großem Umfang politisches Engagement zeigt.
In der Presse hat man für das zunächst nicht einzuordnende Phänomen den Ausdruck "Wutbürger" gefunden.
Was diese Wutbürger nun seien, hat eine Studie des Göttinger Instituts für Demokratieforschung versucht, herauszufinden.
Spiegel online versucht das Ergebnis als erstaunlich herauszustellen: Es protestieren vor allem gebildete Personen, die ihren Protest gut artikulieren können, und es sind meist Betroffene. Sie protestieren in eigener Sache.
Damit zeigt sich das Bild, das wir von den Bürgerinitiativen her kennen, die zur Gründung der Grünen geführt haben. Wieder wundert man sich in Spiegel online, dass diese neuen Kritiker auch den Grünen nahe stehen.
Wenn jetzt eine Studie über die Piratenpartei gemacht wird, bei der herauskommt, dass die Anhänger meist jung sind und fleißig das Internet benutzen, wird man sich bei Spiegel online sicher auch wundern. Nur die Überschrift wird dann wohl nicht "Alt, stur, egoistisch", sondern "Jung, kreativ, egoistisch" heißen.
Nachdem über lange Zeit hin vor allem Idealisten, die sich für die Interessen der Benachteiligten einsetzten, demonstrierten, sind es jetzt ganz normale Staatsbürger, die sich für ihre eigenen Interessen einsetzen. Das scheint manchem ungewohnt, ist aber wohl ganz vernünftig, oder?

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