26.8.12

Mittelalterliche Besitzverhältnisse waren kompliziert


Als Beispiel wähle ich das heutige Schloss Schaumburg (Text nach dem Wikipediaartikel "Schloss Schaumburg"). Weiterführende Links finden sich dort. Die Hervorhebungen sind von mir.
Ursprünglich hieß sie „Schauenburg“ oder „Schowenburg“. Die Schaumburg wurde im Jahr 1197 erstmals genannt, sie war das Zentrum einer gleichnamigen Herrschaft. Die Burg war im 12. Jahrhundert im Besitz der Grafen von Leiningen.
Mit dem Aussterben der Grafen im Mannesstamm um 1220 kam es zu einer Teilung und mehrfachem Besitzwechsel des Burglehens. Ein Teil der Burg befand sich im Besitz von Elise, der Tochter des Grafen Einicho von Leiningen und Gattin von Ruprecht dem Streitbaren von Nassau. Mit ihrem Tod ging dieser Anteil über ihre Tochter auf die Grafschaft Virneburg über. Ein weiterer Anteil an der Burg fiel an die Grafschaft Diez und von dieser an die Grafschaft Weilnau. Ein dritter Teil der Schaumburg fiel an das Haus Isenburg. Bei dessen Erbteilung 1232 gelangte der Anteil Schaumburg in den Besitz Gerlachs I. von Limburg. Das Haus Limburg musste jedoch bereits 1266 in einem Schiedsspruch zugunsten Kurkölns auf den Teil der Burg verzichten. Der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg übertrug den Kurkölner Anteil 1276 an das Haus Westerburg.
Das Haus Westerburg baute ab 1279 die Schaumburg aus. Um die Stellung der Burg zu schwächen, erbaute Balduin von Luxemburg die Burg Balduinstein in der Nähe der Schaumburg. Es kam zu einem längeren Streit, in dessen Folge der Ort Balduinstein 1321 aus der Herrschaft Schaumburg getrennt und zur Stadt erhoben wurde.
Bis zum 15. Jahrhundert konnte das Haus Westerburg alle anderen Anteile der Burg erwerben. Ab 1557 residierte das Haus Leiningen-Westerburg-Schaumburg, eine Seitenlinie des Hauses Westerburg, auf der Schaumburg. 1656 verkaufte Georg Wilhelm von Leiningen Burg und Herrschaft an Agnes von Effern, die Witwe des Grafen Peter Melander von Holzappel, welche die Herrschaft Schaumburg mit der Grafschaft Holzappel vereinigte. Agnes starb noch im selben Jahr; die Schaumburg verblieb im Besitz ihrer weiblichen Nachkommen: Haus Nassau-Dillenburg (1656–1707), Anhalt-Bernburg-Schaumburg (1707–1812), Habsburg-Lothringen (1812–1867).

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