10.3.14

Folgt auf das Tagebucharchiv ein Blogarchiv?

In Emmendingen gibt ein Tagebucharchiv. Was einst intimste Eintragung war, wird jetzt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Welt ist durch Tagebücher bereichert worden.

Ein Blogarchiv scheint aber keinen Sinn zu haben. Blogs zeichnen sich ja gerade dadurch aus, dass sie öffentlich sind und ständig neu Aufmerksamkeit auf sich lenken. Verlinkung und Kommentare machen auf diese Notizen, Lerntagebücher, Materialsammlungen, Essays aufmerksam. (Tagebuchausstellungen nutzen ihrerseits Blogs, um auf ihre Tagebuchsammlungen aufmerksam zu machen. Beispiel: Tagwerke und besonders die dort zusammengestellten Links)

Bis vor einiger Zeit habe ich es auch so gesehen. Doch inzwischen habe ich immer wieder folgenden Blogeintrag gelesen:
Guten Abend meine Lieben,
endlich habe ich Zeit für ein Lebenszeichen gefunden. Bei mir ist gerade sehr viel los, zu viel, um auch nur irgendwas geregelt zu bekommen. Ich hoffe das wird sich in den nächsten Wochen wieder entspannen, weiß aber leider nichts zu versprechen. Ich werde es versuchen – dennoch kann es sein, dass es innerhalb der kommenden vierzehn Tage schwierig wird. Ich hoffe aber dennoch zwischendurch ein paar Stunden zu finden, in denen ich auch den Kopf frei genug habe um zu schreiben. Sollte das nicht der Fall sein, möchte ich euch wissen lassen, dass ich nicht in der Versenkung verschwunden bin und ich euch keinesfalls vergessen habe.
Es schien ein Eintrag wie viele in einem viel gelesenen Blog. Doch am 29.12.2012 veröffentlicht, blieb er bis heute der letzte Eintrag in dem Blog.
Das hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Blogs teils zu Unrecht eine kurzlebige Publikationsform sind. 

Dabei möchte ich nur aus meiner Kenntnis von Lehrerblogs heraus sprechen.
Ursprünglich enthielten sie Erfahrungsberichte, Unterrichtsmaterialien und Diskussionsbeiträge zu pädagogischen Fragen. Dann folgten Kurzerzählungen aus dem Schulalltag, zum Teil anekdotischer Art, zum Teil aber auch schon mit der unausgesprochenen Absicht, das Leben (wie a) und den Unterrichtsalltag (wie b) von Lehrern literarisch aufzubereiten, sei es satirisch (wie c), sei es didaktisch.
Eine Mischform von Materialsammlung, Unterrichtsdokumentation und Lebensbericht stellen - in ihrer Gesamtheit - Grundschulblogs dar, offenbar die gegenwärtig am stärksten wachsende Lehrerblogsparte. 

Die Textsorte Lehrerblog scheint mir daher mehr als nur aktuelle Gebrauchsliteratur zu enthalten. Schade, wenn sie im "Netz, was nichts vergisst" langsam untertauchen.  
Blogs sollten - nicht nur als Vernetzungswerkzeuge - bekannter werden.

Zusatz:
Wenn ich Beispielblogs, um sie vorzustellen, schnell mal in eine Schublade stecke, sollen sie nicht darin bleiben. Gern darf die SchreiberIn protestieren; aber ohnehin kann sich jeder selbst ein Bild machen. Angesichts der über hundert Blogs, die ich in den letzten Tagen erstmalig wahrgenommen habe, wäre es verwunderlich, wenn ein von mir kurz übergestülptes Klischee genau treffen würde. Andererseits habe ich bei einer Charakterisierung meines Blogs durch Herrn Rau nach der ersten Verwunderung mir seine Sicht ein wenig zu eigen gemacht: "Ich sehe ihn als Bindeglied zwischen verschiedenen Bereichen der Bloggerszene. Mich verbindet er jedenfalls mit dem organisierteren Teil der Lehrerblogger." (Das könnte mit der ZUM zusammenhängen.) 
Geschafft: Jetzt habe ich - ob gekonnt oder nicht - den Dreh gefunden, auf Herrn Raus Vorstellung von 13 Blogs hinzuweisen.

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