15.3.14

Vorsätzliche Umweltverschmutzung durch Betrug am Kunden

Wie soll man es nennen, wenn Druckersoftware leere Kartuschen simuliert, obwohl noch dreimal so viel Drucke möglich wären, als bisher durchgeführt worden sind? Was soll man davon halten, wenn bei Fernsehern Teile weggelassen werden, die nur Centbeträge kosten, damit die Fernseher eine bis zu 10 Jahre kürzere Lebenszeit haben? 
Stefan Schridde und  Christian Kreiß nennen es "Geplanter Verschleiß". So der Titel seines Buches, das in wenigen Tagen herauskommt. Die Wikipedia spricht noch neutraler, aber nahezu unverständlich von geplanter Obsoleszenz.
Angesichts der Tatsache, dass in elektronischen Geräten oft seltene und zugleich hochgiftige Rohstoffe verwendet werden, die zu recyclen nur in einem relativ geringen Prozentsatz (und dann oft nur mit hohem Aufwand) gelingt, und dass schon die Generation der jetzt Vierrzigjährigen damit rechnen muss, dass die Hälfte ihrer Arbeitsleistung für die Abwehr von klimabedingten Katastrophen aufgewendet werden muss, scheint mir eine solch neutrale Formulierung nicht mehr angemessen. Eine solche Art von Produktion bedeutet eine beabsichtigte Schädigung der Gesamtgesellschaft, die in meinen Augen noch gefährlicher ist als Steuerhinterziehung. Nur fehlen hier wie dort die Fahnder, die genügend Zeit aufwenden können, um dem Betrug auf die Spur zu kommen. 
Dass elektronische Geräte immer reparaturunfreundlicher gebaut werden, haben wir wohl alle wahrgenommen. Bisher habe ich mich darüber geärgert, war aber resigniert. Wie oft diese Reparaturunfreundlichkeit nicht nur hingenommen, sondern mit krimineller Energie herbeigeführt wird, war mir dabei nicht klar. Wir Kunden müssen aufgeklärt werden, und die Stiftung Warentest muss einen angemessenen Teil ihres Testaufwandes für die Aufdeckung solcher betrügerischer Manipulationen aufwenden. Das sind wir den kommenden Generationen schuldig. 

 Mehr zum Thema: 
http://www.ksta.de/wirtschaft/geplanter-verschleiss-wenn-waschmaschinen-und-drucker-vorzeitig-kaputt-gehen,15187248,26555142.html 

ältere Veröffentlichungen: 
http://www.stern.de/news2/aktuell/geplanter-verschleiss-bei-elektrogeraeten-immer-haeufiger-1986810.html 
http://www.sat1.de/tv/akte/video/kalkulierter-verschleiss-bei-geraeten-clip 
(Videoclip mit 6 Sekunden Werbungsvorspann)

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ja, das ist echt krass. Ich hatte das vor einigen Semestern als Thema in meinem Sprachpraxiskurs (und habe mir an der Betonung der englischen Version von Obsoleszenz beinahe die verknotet) und war auch sehr erzürnt. Wenngleich wohl alle bereits eine dumpfe Ahnung hatten. Ich meine, es fällt eben doch irgendwie auf, wie lange Geräte früher funktionierten und wie schnell sie heute dahinsiechen und den Geist aufgeben. :-|

(Ich ignoriere seitdem die "Druckerpatrone leer"-Warnungen meines Druckers und drucke so lange, wie es tatsächlich geht. ...wenigstens das.)