16.5.14

Offener Brief: "PISA gefährdet Wohlbefinden von Schülern und Lehrern"

Ich zitiere einen kleinen Abschnitt aus dem Brief und unterschreibe ihn hiermit auch (wenn auch nicht auf Papier)
"Wir können nicht verstehen, wie die OECD zum globalen Schiedsrichter über Mittel und Ziele von Bildung in der ganzen Welt werden konnte", heißt es in dem Schreiben. Die enge Ausrichtung der OECD auf standardisierte Tests drohe Lernen in Pedanterie zu verwandeln und Freude am Lernen zu beenden. Durch den von PISA stimulierten internationalen Wettlauf um Testergebnisse habe die OECD die Macht erhalten, weltweit Bildungspolitik zu bestimmen, ohne jede Debatte über die Notwendigkeit oder Begrenztheit der OECD-Ziele. "Durch das Messen einer großen Vielfalt von Bildungstraditionen und -kulturen mit einem engen und einseitigen Maßstab kann am Ende unseren Schulen und unseren Schülern irreparabler Schaden zugefügt werden", warnen die Autoren.
Zum Nachlesen des Briefes, so weit er in bildungsklick.de veröffentlicht ist.

Dabei möchte ich aber betonen, dass die Absicht durchaus eine lobenswerte ist und dass PISA auch sehr viel dazu beigetragen hat, dass Erfahrungen in anderen Ländern rezipiert und für Reformschritte genutzt wurden.
Aber Standardisierung steht notwendigerweise in Konflikt mit Schülerzentrierung. Beides ist sinnvoll, und es bedarf einer pädagogischen Entscheidung, wem im jeweiligen Fall der Vorrang gegeben wird.
Im Zweifelsfall gilt die Regel: Schülerzentrierung fürs Lernen und Lehren, Standardisierung für die Qualitätssicherung. Für Prüfungen muss aber ein erheblicher Anteil Schülerorientierung erhalten bleiben, sonst erhält man verfälschte Ergebnisse.

Zur deutschen Fassung des offenen Briefes (pdf)
Die Antwort Andreas Schleichers auf den Brief (pdf)
Hier ein kurzes Zitat; aber bitte den ganzen Text lesen!
"The OECD does, of course, contract specific technical services out to individuals, institutions or companies. Where it does, these individuals, institutions or companies are appointed by the OECD following an open, transparent and public call for tender. This transparent and open process ensures that each task is carried out by those entities that demonstrate they are best qualified and provide the best value for money"

Mit einzelnen Aussagen hat Schleicher durchaus Recht. Aber die Art seiner Argumentation macht deutlich, dass er die Kritik entweder nicht versteht oder nicht verstehen will. Ja seine Argumentation klingt genau wie das klassische Dementi, das durch die Formulierung dessen, was es dementiert, deutlich macht, das der Vorwurf begründet ist.
Das Problem ist ja nicht, dass zu viele Schüler am PISA-Testverfahren teilnehmen, sondern dass die PISA-Tests dazu geführt haben, dass schon in der 3. Klasse landesweite standardisierte Tests durchgeführt werden, die die Lehrer neben ihrer Arbeit auszuwerten haben und die einen erheblichen Leistungsdruck schon in die ersten Schuljahre hinein getragen haben.
Dabei ist fruchtbares Lernen doch etwas ganz anderes als die effektivste Methode, standardisierte Tests zu bestehen.
Ein Beispiel?
Was Lernen durch Lehren leistet, lässt sich durch  PISA-Tests schwerlich evaluieren. Mehr dazu im MOOC über Lernen durch Lehren.


über Probleme der Notengebung von Bob Blume

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