Marianne Leibholz schrieb mit 27 Jahren (1954) das Gedicht:
Exil II
Und wie er schaudernd stand, gejagt, vertrieben
aus einer Heimat, die er sehr geliebt,
hat sich der Himmel über ihm geweitet,
ihm deutend wie es keine Grenzen gibt.
aus einer Heimat, die er sehr geliebt,
hat sich der Himmel über ihm geweitet,
ihm deutend wie es keine Grenzen gibt.
Jetzt in der wirren Vielfalt der Symbole
brennt klare Schrift wie er sie nie gesehen.
Er weiß die gleichen Zeichen in der Helle
und in den schnellen Schatten stehn.
brennt klare Schrift wie er sie nie gesehen.
Er weiß die gleichen Zeichen in der Helle
und in den schnellen Schatten stehn.
Und wie er Raum um Raum verlassen lernte,
lernt er verlassen in der Zeit,
spürt alles von Vergänglichkeit durchleuchtet,
horcht, ist zum Abschied sehr bereit.
lernt er verlassen in der Zeit,
spürt alles von Vergänglichkeit durchleuchtet,
horcht, ist zum Abschied sehr bereit.
Kraft strömt ihm zu. Kennt keine Fremde,
nur Vaterland, soweit der Himmel reicht.
Wird nie mehr wie vorzeiten Heimat finden.
Er ahnt es, dankbar. Und sein Herz ist leicht.
nur Vaterland, soweit der Himmel reicht.
Wird nie mehr wie vorzeiten Heimat finden.
Er ahnt es, dankbar. Und sein Herz ist leicht.
Dazu stellt sich Brechts Gedicht "Über die Bezeichnung Emigranten" mit den Zeilen
"[...] Jeder von uns
Der mit zerrissenen Schuhn durch die Menge geht
Zeugt von der Schande, die jetzt unser Land befleckt.
Aber keiner von uns
Wird hier bleiben. Das letzte Wort
Ist noch nicht gesprochen."
Der mit zerrissenen Schuhn durch die Menge geht
Zeugt von der Schande, die jetzt unser Land befleckt.
Aber keiner von uns
Wird hier bleiben. Das letzte Wort
Ist noch nicht gesprochen."
Zu Recht wird im Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Flüchtlingsstrom immer wieder daran erinnert, weshalb der Artikel 16, der 1949 ins Grundgesetz aufgenommen wurde, noch den Satz "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht." enthielt und weshalb der heutige Artikel 16a, der mit dem gleichen Satz beginnt, der damaligen Intention nicht gerecht wird.
Es ist zu hoffen, dass möglichst viele der heutigen Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen, noch nach Jahren ein Echo des Gefühls der Befreiung empfinden werden und dass möglichst wenige daran denken werden, sich und ihren Kindern Zyankali zu geben, weil sie zurückgewiesen werden.
Eine jüdische Mutter sagte mir, das sei ihr Plan gewesen, für den Fall, dass sie nach ihrer Flucht aus Nazi-Deutschland kein Asyl in Großbritannien fände.
Wo hat sie mir das erzählt? In der Deutschen Evangelischen Gemeinde Oxford, die am 3. September 1939, dem Tag des Kriegsausbuchs, ihren Anfang nahm. Das Oxforder Mansfield College hatte seine Kapelle zur Verfügung gestellt, damit ein deutscher Pfarrer für die Exilgemeinde predigen könne. Frieder Ludwig hat die Geschichte dieser Gemeinde erzählt.
Eine jüdische Mutter sagte mir, das sei ihr Plan gewesen, für den Fall, dass sie nach ihrer Flucht aus Nazi-Deutschland kein Asyl in Großbritannien fände.
Wo hat sie mir das erzählt? In der Deutschen Evangelischen Gemeinde Oxford, die am 3. September 1939, dem Tag des Kriegsausbuchs, ihren Anfang nahm. Das Oxforder Mansfield College hatte seine Kapelle zur Verfügung gestellt, damit ein deutscher Pfarrer für die Exilgemeinde predigen könne. Frieder Ludwig hat die Geschichte dieser Gemeinde erzählt.
2 Kommentare:
Ohne Worte zu Ihrem Kommentar.
Höchstens: Anrührend.
Du hast mich darauf aufmerksam gemacht, dass mein Kommentar noch unvollständig war.
Zu der Geschichte von Flucht und Befreiung der Familie Leibholz gehört auch, dass sie in Oxford Aufnahme fand, wo ab Anfang des Zweiten Weltkrieges die deutsche evangelische Gemeinde in englischen Kirchen Gottesdienste halten durfte. Dort habe ich dann Elisabeth Reynolds, eine Freundin von Sabine Bonhoeffer-Leibholz, und auch die jüdische Mutter kennengelernt, von der ich berichtet habe.
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