30.1.18

Lehrerarbeitszeit

"Lange Zeit wurde die Ermittlung der Arbeitszeit von Lehrkräften für unbestimmbar gehalten. Die neue Studie kommt jetzt zum gegenteiligen Ergebnis: Sie ist sehr wohl bestimmbar. Und sie ist im Durchschnitt deutlich zu hoch", kritisiert die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. (Spiegel online 29.1.18 zu GEW-Studie)

Arbeitszeitbestimmung
Ich habe es nie fertig gebracht, meine durchschnittliche Arbeitszeit zu bestimmen. Sie variierte zu sehr. Die kurzen Unterbrechungen, die nötig waren, um mich wieder zu konzentrieren, die unterschiedlichen Tätigkeiten beim Lesen (war es privates Interesse oder notwendige Vorbereitung für meine Arbeit, wenn ich mich politisch informierte oder z.B. Studien über Lehrerarbeitszeit las?). Die verknüpften Tätigkeiten beim Aufräumen, beim Organisieren, beim Einkaufen. 
Klar war mir, dass ich meine Zeit selbst einteilen und mich z.B. um meine Kinder kümmern konnte, wenn ich es für nützlich hielt. Andererseits waren oft über viele Wochen die Wochenenden voll für Korrekturen eingeplant, und Unterrichtsvorbereitungen mussten zurückstehen, wenn wieder Korrekturen, die Ausarbeitung von Abiturvorschlägen und die Korrektur der Abiturvorschläge meines Fachbereichs anstanden.

Schneeurlaub
Während ich in meiner Anfangszeit ohne weiteres bis in die Nacht korrigieren konnte, kam es später vor, dass ich bei der zweiten Durchsicht einer Korrektur feststellen musste, dass ich bei dem ersten Durchgang nicht nur etwas übersehen, sondern offenbar im Schlaf weiter korrigiert hatte. Das mir bis dahin unbekannte Wort "Schneeurlaub" fand ich einmal in meiner Schrift am Rande einer Schülerarbeit. 
Dabei "hätte ich schwören können", "nicht einmal im Traum" fiele es mir ein, solch ein Wort als "Verbesserung" an den Rand einer Arbeit zu schreiben.
Natürlich wäre niemand auf die Idee gekommen, mir so etwas zu unterstellen; deshalb kam ich auch nicht in die Verlegenheit, es abstreiten zu müssen. 
Die Erfahrung bedeutete aber, dass ich entweder mehr Pausen machen musste oder doppelte Arbeit. In der Praxis lief es natürlich auf ein sowohl als auch hinaus und noch weniger Freizeit. 

Freizeit oder Arbeitszeit?
Die Freizeit einer genauen Berechnung meiner Arbeitszeit zu opfern, mag ich mal geträumt haben, wer weiß? Aber ich habe sie lieber verwendet, neue Unterrichtsideen kennen zu lernen, zu recherchieren und mich mit der Formulierung von Wikipediaartikeln zu meinen Fachgebieten zu befassen, wenn ich feststellte, dass es zu einem Sachgebiet etwas gelernt hatte, was dort noch nicht festgehalten war.
Da habe ich dann eines Abends bis in den Morgen einen wichtigen Wikipediaartikel, dessen Löschung angekündigt war, umformuliert, umgebaut, ergänzt. Mit Sicherheit keine Unterrichtsvorbereitung, aber die Grundlage dafür, dass ich meine Schüler in die Arbeit mit Wikis einführen konnte, als es noch ganz ungebräuchlich war.  (Wenn ich schon gewusst hätte, dass das Lemma viel zu wichtig war, als dass der Artikel vollständig gelöscht worden wäre, hätte mir das viel Arbeit erspart, mich freilich auch wichtige Lernerfahrungen gekostet.)

A- B- und C-Zeiten
So viel war sicher: Während Unterrichtsstunden in "schwierigen" Klassen, drohte ich nie, einzuschlafen. Dafür war aber manches Mal am Rest des Tages keine Spannkraft mehr vorhanden, während anregende Stunden die weitere Beschäftigung mit dem Thema zur reinen Freude machten. 
Und mit Sicherheit habe ich - wenn auch im Rückblick viel zu selten - in einer Zeit, wo ich sehr gut arbeitsfähig gewesen wäre, etwas getan, was ich nur um meiner selbst und gar nicht im Hinblick auf Unterricht getan habe. 

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich oft über 50 Stunden in der Woche allein auf die Erledigung von schulischen Aufgaben verwendet habe und dass ich bei anderen Gelegenheiten deutlich unter 35 Stunden dafür aufgebracht habe. Aber immer habe ich es für wichtiger gehalten, meinen Pflichten nachzukommen, als zu überprüfen, wie viel Zeit ich dafür verbrauchte. 
Aber ich war schon damals dafür dankbar, dass Kollegen sich an diese "Quadratur des Kreises" der Bestimmung ihrer Arbeitszeit gemacht haben. 

Nachtrag: Öfters habe ich, wenn ich nachts nicht schlafen konnte, mich an Korrekturen gemacht, bis ich wieder todmüde war. Das war eine positive Erfahrung. Wie die Qualität dieser Korrekturen war, vermag ich im Nachhinein nicht zu beurteilen. 
  
Gestresste Lehrer SZ 5.2.18

Neuerdings zum Thema auch Arbeitszeiterfassung von Halbtagsblog mit den Kommentaren dazu.


26.1.18

Haltung, Empörung, Konsens, Verantwortung

Mehr Haltung als Voraussetzung für einen großen gesellschaftlichen Konsens fordert Nico Hofmann in der zweiten Mannheimer Rede. (Mannheimer Morgen 26.1.2018, S.F4)

Recht gebe ich ihm insofern, als eine gesellschaftliche Diskussion nur dann voranbringen kann, wenn auf beiden Seiten Lernbereitschaft besteht (oder entsteht). Abwertung des Widerparts trägt nur zur Spaltung bei.
Das ist die gefährliche Entwicklung, die wir gegenwärtig beobachten.

Und doch hat Hessel recht, wenn er auffordert: "Empört euch!"
Wenn bei den Entscheidungsträgern eine Fehlentwicklung entsteht, besteht zunächst keine Gesprächsbereitschaft mit Kritikern. Dann braucht es einen "Aufschrei" der Empörung, damit das Gespräch erst in Gang kommt.
Ein Musterbeispiel ist Stuttgart 21.* Die Empörung führte zu einer Mediation mit einem - angesichts des damaligen öffentlichen Kenntnisstandes - vernünftigen Konsens.
Der entscheidende Fehler passierte, als die Entscheidungsträger sich - angesichts neuer, ihre Kritiker bestätigender Erkenntnisse - über die Vereinbarung (4,5 Mrd Höchstkosten) hinwegsetzten und selbst jetzt bei geschätzten über 8 Mrd nicht die Kraft zum Aufhören aufbringen.
Da ist es dann zu spät für Gespräche. Dann müssen die Entscheidungsträger zur Verantwortung gezogen werden. (Weshalb das nicht geschehen ist, ist ein eigenes Thema.)

*mehr dazu: Wikipediaartikel  Fontanefans Schnipsel


Video mit Kurzauschnitten und Kurzcharakterisierung der Gesamtaussage.
unter anderem:
Soziale Medien als "Abfallgrube de eigenen Emotion", aber auch Voraussetzung für die Entstehung von großen Debatten. [von Hofmann nicht ausdrücklich genannt: #MeToo und #Aufschrei]


Schriftliche Kurzdarstellung zur Rede:
"Im Zentrum der "Mannheimer Rede" spricht Nico Hofmann von den Zusammenhängen zwischen Geschichte und dem Bewusstsein, das wir ihr gegenüber entwickeln. "Ich bin der festen Überzeugung, dass es ohne eine Beschäftigung mit unserer Vergangenheit und ein Lernen daraus kein Verständnis für die Probleme der Gegenwart und vor allem keine seriöse Gestaltung von Zukunft geben kann", sagt er. Er halte es für dringend geboten, "dass wir nicht aufhören, uns darüber bewusst zu werden, mit welcher Vorgeschichte und auf welcher geschichtlichen Basis die Gesellschaft, in der wir leben und die wir täglich weiter gestalten müssen, aufgebaut ist." Hofmann betont: "Ich halte es geradezu für eine Verpflichtung, dass wir die Deutung dieser Geschichte – auch und besonders, was die Zeit des Nationalsozialismus angeht – dabei nicht den Populisten überlassen."
"Aussagen von Björn Höcke sind brandgefährlich"
Wenn Gruppierungen wie die AfD anfingen, Terrains unserer Geschichte "nach ihrem Belieben wieder nationalistisch zu belegen" und mit "einem Gedankengut zu unterfüttern, das es in leidvoller Weise schon einmal gab", dann müssten Menschen wie Hofmann, die sich mit demselben Themenspektrum beschäftigen und über öffentliche Aufmerksamkeit verfügen, öffentlich Position beziehen.
Nicht nur, so Hofmann, weil er die Ansichten der AfD ablehne. Auch, so sagte er, "weil ich Aussagen, wie wir sie von jemandem wie Björn Höcke hören, für brandgefährlich halte." Seiner Meinung nach bedienen sie "genau die Mechanismen der Menschenverachtung und der Ausgrenzung, die schon einmal zu Faschismus und Verfolgung geführt haben." Auf diese Weise würden sie auch genau die nationalistischen Ressentiments schüren, die Europa und die Welt schon einmal ins Unglück gestürzt hätten.
Zum Schluss seiner Rede spricht Hofmann dann über die Diversität in unserer Gesellschaft, die "bunt und vielfältig" sei, "offen und durchlässig", und auch über intellektuelle Debatten. Schade sei, dass sich "Vielfalt in vielen Bereichen unseres gesellschaftlichen Lebens noch längst nicht so abbildet, wie es notwendig wäre." Dafür müsse jeder Einzelne beitragen. Hofmann: "Dafür zu sorgen, dass sich das ändert und dass wir unsere Gesellschaft auch so gestalten, dass sie ihrer eigenen Zusammensetzung gerecht wird, liegt im Verantwortungsbereich jedes Einzelnen von uns – je nach seinen Möglichkeiten."
Auch Hofmann fühlt sich dabei nicht nur als Privatperson gefordert. Ihm komme "auch durch meinen Beruf und meine Position, eine besondere Verantwortung zu. Auch in der UFA - in der rund 1800 Mitarbeiter fest angestellt arbeiten und in der durch die einzelnen Filmdrehs und Teams jährlich noch einmal 8000 Menschen dazu kommen - aber auch in unserer gesamten Branche bildet sich diese Diversität noch nicht so ab, wie es der Gesellschaft, in der wir leben, entsprechen würde." "

21.1.18

BLOGPARADE: Ein wunderbarer Moment im Referendariat

Angeregt durch Bob Blume


Meine erste Überlegung: Den gab es nicht:
Eifrige Schülerinnen, die so viel fragten, dass das Tafelbild am Schluss aus zwei Wörtern bestand. 
Ein Studienseminarleiter, der deshalb behauptete, er könne die Stunde nicht beurteilen. Eine Mentorin, die mich danach aufbaute.
Engagierte und sehr fähige Mentoren, die über Jahrzehnte hin Freunde geblieben sind, obwohl ich neun Jahre im Ausland war. 
Ein Zwischending von Planspiel und Simulation einer Nahostkonferenz, das so weit gelang, dass ein Referendar von mir es später auch durchführte, nur deutlich besser als ich.

Lauter nette, hilfreiche Leute, aber einen wunderbaren Moment, der, dargestellt, heutige Referendare ermutigen könnte. Ich glaube, der wird mir nicht einfallen. Denn damals war das Referendariat offener organisiert, und wir haben noch Vorstellungen von einer Lehrerrolle entwickelt, die heute als völlig utopisch gelten würden. 
Aber es ist ja noch Zeit bis zum 31.1., und da kann ich noch viele Nächte darüber schlafen.

Doch es gab wunderbare Momente, nur sind die mir nicht im Zusammenhang mit dem Wort Referendarzeit eingefallen. 
Zum einen die Liebe meines Lebens. 

Zum anderen der Lehrer meines Lebens. Über den will ich schreiben.

Er war krank geworden, und ich hatte als Vertretung für ihn den Deutschunterricht übernommen. Damals war es möglich, Salinger im Deutschunterricht zu behandeln. Damit glaubte ich einen schülernahen Stoff gefunden zu haben. Es lief aber ziemlich zäh.
Dann kam der Lehrer wieder. Ich konnte vom Unterrichten zum Hospitieren übergehen.
Stoff war der Woyzeck. Dazu hatte ich an der Uni an einer Lehrveranstaltung teilgenommen.
Der Lehrer begann mit einem ausführlichen Lehrervortrag, weit über dem Niveau dessen, was ich an der Uni erlebt hatte.
"Das geht über die Schüler hinweg", dachte ich, "ich kenne doch die Schüler". Aber nach dem Lehrervortrag ging das Unterrichtsgespräch auf diesem Niveau weiter. 

Danach habe ich dann erlebt, wie in einer Klasse anhand eines Readers von Senghaas zur Friedensforschung die neuen Entwicklungen der internationalen Friedensforschung nachvollzogen wurden. Ich war beeindruckt, hatte ich mir doch kurz zuvor dies Gebiet im Hochschulbund für Friedensforschung erarbeitet.
Dann kam ich in den Unterricht des Lehrers. Ich kann mich an keine Textgrundlage erinnern, aber das Unterrichtsgespräch behandelte genau diese aktuellen Probleme, und es war ein Gespräch.

Ich habe später ausgezeichnete Lehrer erlebt, zu denen ich jeden Schüler nur beglückwünschen könnte. Aber irgendwie konnte ich nachvollziehen, weshalb sie so gut waren. Bei diesem Lehrer ist es mir ein Geheimnis geblieben. Was in seinem Unterricht passierte, war ein Wunder.

Als rationale Erklärung kann ich anbieten, dass ich noch nichts von Unterricht verstanden hätte. 
Aber ein wunderbares Erlebnis war es. 
Freilich nichts, was mir vermittelt hätte, dass ich jemals auch so etwas könnte. 

Aber es spricht viel dafür, dass ich in meinem Lehrerleben, obwohl es da auch Gelungenes gab, nie wieder so wunderbare Momente erlebt hätte.

16.1.18

Demokratie und Verantwortung

Die SPD müsse Verantwortung übernehmen und eine deutsche Mehrheitsregierung ermöglichen, damit Europa wieder handlungsfähig werde, wird gesagt. Dafür müsse sie mit der Union Koalitionsverhandlungen aufnehmen. An dem gemeinsamen Beschluss der CDU/CSU eine "atmende Obergrenze" für die Aufnahme von Flüchtlingen festzulegen sei freilich nicht zu rütteln.

Der Zukunftsforscher Jørgen Randers vom Club of Rome argumentiert, Demokratie verlangsame Entscheidungen oft um Jahrzehnte. Verzögerte Entscheidungen könnten aber über das Wohlergehen und das Überleben von Milliarden von Menschen entscheiden. Daher sieht er es positiv, dass in China, wo bei der nachholenden Wohlstandsentwicklung der ökologische Fußabdruck sich sehr schnell vergrößere, aufgrund der Parteidiktatur Entscheidungen im Sinne des Umweltschutzes schneller durchgesetzt werden können.*

Die Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi antwortet auf Fragen zum Schicksal der in Myanmar verfolgten Rohingya ausweichend. Wie weit trägt sie für das Schicksal der Rohingya Verantwortung, wie weit der Präsident Myanmars Htin Kyaw, wie weit die Militärs, die bis zum Demokratisierung die volle Entscheidungsgewalt hatten und sie nur zum Teil abgegeben haben? Oder sind es die handelnden Generäle vor Ort? Wie weit sind politische Entscheidungen in Myanmar von China abhängig, auf dessen Investitionen Myanmar angewiesen ist? Wer trägt die Verantwortung für das Schicksal der 400000  Rohingya, die nach Bangladesch geflohen sind?

Wie sind individuelle Menschenrechte gegenüber dem Allgemeinwohl zu gewichten? Die Frage stellt sich bei der Abwägung zwischen dem Asylanspruch eines Verfolgten und dem Interesse einer Gesellschaft an der Aufrechterhaltung der vorhandenen Ordnung, aber auch bei der Frage, ob ein von Terroristen gekidnapptes Flugzeug abgeschossen werden darf. Die Auffassungen differieren dabei zwischen westlichen und asiatischen Ländern, aber auch zwischen herrschenden Eliten, Reformern und Revolutionären innerhalb Asiens. Aber auch in westlichen Ländern wird zunehmend im Blick auf Klimawandel und Umweltschutz die ein Vorrag individueller Menschenrechte gegenüber dem Allgemeinwohl in Zweifel gezogen.* 


*"Die Botschaft »Grenzüberziehung aufgrund verzögerter Entscheidungen« von GdW stößt nicht auf breites Verständnis. Das war vor einer Generation nicht überraschend, denn 1972 (als der menschliche ökologische Fußabdruck etwa halb so groß war wie heute) wurde es als ziemlich undenkbar gesehen, dass sich die Weltgesellschaft erlauben würde, über die nachhaltige Tragfähigkeit des Planeten hinaus zu wachsen. […] Kluge Politik muss sicherstellen, dass der menschliche Fußabdruck keine nicht-nachhaltige Größenordnung annimmt. Das bedeutet, von Expansion abzusehen, die einen nur kurzfristigen Vorteil brächte. Dies ist schwierig in einer Demokratie, die von kurzfristig denkenden Wählern bestimmt wird, und in Märkten, die von kurzfristig denkenden Investoren dominiert werden." (Randers: 2052, S.359-361)

*"Wir werden zu lange dem Ideal verhaftet bleiben, dass individuelle Rechte Priorität gegenüber dem Allgemeinwohl genießen, eine Sichtweise, die in einer immer dichter gedrängten Welt immer weniger hilfreich sein wird." (Randers: 2052S.58)


Im Blick auf die Globalisierung wird die Verantwortung nationaler Regierungen wie auch einzelner Personen nicht allein auf das Wohlergehen einzelner Gruppen oder Staaten bezogen sein dürfen. Andererseits wird diese Verantwortung nur in besonderen Ausnahmefällen im Sinne eines militärischen Schutzes (Schutzverantwortung oder resposibility to protect) einer Gruppe vor staatlichen Übergriffen interpretiert werden dürfen. Umstritten ist z.B. der internationale Militäreinsatz in Libyen 2011, obwohl er zumindest teilweise durch eine UNO-Resolution gedeckt war. 


Für den Unterricht scheint es wichtig, anzuerkennen, dass es gegenwärtig keine weltweit geltenden Wertordnungen und Rechtsauffassungen gibt, auch wenn über Völkerrecht und Internationale Strafgerichtshöfe eine Vereinheitlichung angestrebt wird. Andererseits muss der Auffassung entgegengetreten werden, Wertsetzungen könnten individuell oder von Gruppen festgelegt werden; denn ein Konsens über die Bestimmung der Rechtsordnung durch Gesetz und Rechtsprechung ist die Voraussetzung für staatliche Ordnung, ohne die immer ein schrankenlos durchgesetztes Recht des Stärkeren gilt, das zum Völkermord führen kann.


Zu diesen Reflexionen bin ich durch die Diskussion über die Verantwortung der Parteien gekommen, die eine Minderheitsregierung zu verhindern hätten (dazu vgl. hier). 

Welche Aspekte dieses vielschichtigen Problems aufgegriffen werden, wird von der einzelnen Unterrichtssituation abhängig sein. Je multikultureller unsere Gesellschaft wird, desto wichtiger wird aber ein Grundkonsens in diesen Fragen.