30.4.12

Referendariat als "gesellschaftlich akzeptierte Traumatisierung" junger Akademiker

Auch ich könnte viel erzählen. In diesem Fall tut's Spiegel online, aus dem ich leicht verkürzend die Äußerung des Therapeuten Uwe Rohlje als Überschrift übernommen habe, fundierter.

29.4.12

Über Jugendliteratur

Der Leser will Wahrheit, will Natur. Er haßt die sittlichen Haubenstöcke, die immer genauso stehen, wie man sie stellt, weder Fleisch noch Blut besitzen und genau nur das anhaben, was ihnen von der Putzmacherin Schulmoralität angezogen wird. Die Aufgabe des Jugendschriftstellers besteht nicht darin, Gestalten zu schaffen, die in jeder Lage so überaus köstlich einwandfrei handeln, daß man sie unbedingt überdrüssig wird, sondern seine größte Kunst besteht darin, daß er von seinen Figuren getrost die Fehler und Dummheiten machen läßt, vor denen er die jugendlichen Leser bewahren will. Es ist tausendmal besser, er läßt seine Romanfiguren zugrunde gehen, als daß der ergrimmte Knabe hingeht, um das Böse, das nicht geschah, obgleich es der Wahrheit nach geschehen mußte, nun seinerseits aus dem Buche in das Leben zu übertragen. Hier liegt die Achse, um die sich unsere Jugend- und Volksliteratur zu drehen hat. Musterknaben und Mustermenschen sind schlechte Vorbilder; sie stoßen ab. Man zeige Negatives, aber lebenswahr und packend, so wird man Positives erreichen. (Karl May: Mein Leben und Streben, S.33-34)

15.4.12

Große Koalition gegen Recht auf Meinungsäußerung im Bundestag

Die Piraten streben eine Öffnung demokratischer Strukturen für mehr Bürgerbeteiligung an.
Die Fraktionen von Union, SPD und FDP im Bundestag wollen sogar Bundestagsabgeordneten das Rederecht noch stärker beschneiden, als es bisher schon beschnitten ist.
Der Einsatz des Bundestagspräsidenten Lammert für das Rederecht der Parlamentarier soll per Geschäftsordnungsbeschluss gebrochen werden. (vgl. Süddeutsche Zeitung vom 15.4.12)

Das wäre für mich ein Grund, die Piratenpartei zu wählen, da ich Lammert ja nicht direkt wählen kann.
Ein schönes Beispiel für den Unterricht, wie die unvermeidbare Spannung zwischen für die Kompromissfindung notwendiger Fraktionsdisziplin und der Gewissensbindung der Abgeordneten (Art. 38 GG) nicht beseitigt werden darf.

Inzwischen gibt es einige Proteste auch aus den Reihen dieser Fraktionen, von Grünen und Linken sowieso.

13.4.12

Die ZUM wird 15 Jahre

Es ging los mit einer Seite "Das Internet als Lehr- und Lernhilfe" von Margit Fischbach, Lehrer stellten ihre Unterrichtsmaterialien zur Verfügung.
Daraus entwickelte sich die Zentrale für Unterrichtsmedien, ein Verein, der 2004 ein eigenes Wiki einrichtete, das inzwischen über weitere Wikis aus dem Bildungsbereich (die Wiki-Family) beherbergt.
Genaueres berichtet Karl Kirst interviewt von den Bildungsreportern.

Hier ein Workshop von Karl Kirst bei der digilern mit Links zu vilene weiteren Workshops.

4.4.12

OER - Unterrichtsmaterialien mit offener Lizenz

Das Thema wird weiter verfolgt. Inzwischen liegt ein umfangreiches Positionspapier dazu vor, das Mirjam Bretschneider, Felix Schaumburg und Jöran Muuß-Merholz ausgearbeitet haben.

Die OER-Gruppe arbeitet weiter auf http://groups.diigo.com/group/openeducationalresources

2.4.12

Unterrichtsvorbereitung in Geschichte

Mein herzlicher Dank für die Hinweise auf die elektronischen Versionen der Aufsätze von Maren Lorenz zur Eignung der Wikipedia zur Vorbereitung von Geschichtsunterricht geht an Jan Hodel, der sich mit eben diesem Thema in seinem Blog beschäftigt.
ier der - von ihm übernommene - Hinweis auf die Printversionen ihrer Arbeiten:

  • Lorenz, Maren: Wikipedia. Zum Verhältnis von Struktur und Wirkungsmacht eines heimlichen Leitmediums. In: WerkstattGeschichte 43 (2006), S. 84-95.
  • Lorenz, Maren: Repräsentation von Geschichte in Wikipedia oder: Die Sehnsucht nach Beständigkeit im Unbeständigen. In: Korte, Barbara; Paletschek, Sylvia (Hg.): History goes Pop. Zur Repräsentation von Geschichte in populären Medien und Genres, Bielefeld 2009, S. 289-312.
  • Lorenz, Maren: Wikipedia als “Wissensspeicher” der Menschheit – genial, gefährlich oder banal?. In: Meyer, Erik: Erinnerungskultur 2.0. Kommemorative Kommunikation in digitalen Medien, Frankfurt 2009, S. 207-236.
  • Nachtrag: Lorenz, Maren: Grenverschiebungen zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit, 2011 - als Video im Netz zu finden.
Im Folgenden ein paar Gedanken dazu, die ich auch dort im Kommentar niedergelegt habe, aber hier noch erweitern möchte:

Der Aufsatz von 2006 wird der Wikipedia von 2011 kaum gerecht (ich denke an die inzwischen gut etablierte Geschichtsredaktion), den anderen habe ich noch nicht gelesen.
Eine Kritik an der Verwendung der Wikipedia zur Unterrichtsvorbereitung geht freilich von völlig falschen Vorstellungen über den Zeithaushalt von Lehrern für Unterrichtsvorbereitung aus. Die Lehrer, die 5 Minuten vor Beginn einer Stunde in der 8. Klasse ein 800 Seiten starkes Werk über Alexander den Großen studieren, gab es, sie waren aber schon immer selten. Falls sie noch seltener geworden sein sollten, wäre es m.E. für die Qualität des Unterrichts nur von Vorteil; denn sorgfältige inhaltliche Vorbereitung kann nur auf Unterrichtsreihen geschehen, nicht auf einzelne Stunden.
Dabei ist dann der Rückgriff auf Print-Literatur, sofern sie greifbar ist, möglich. Doch die wissenschaftliche Positionierung findet auch dort nicht statt, sondern in der allgemeinen persönlichen Fortbildung. Und selbst für die ist die Wikipedia noch nützlich, weil sie das Verfolgen neuerer Trends und aktueller Diskussionen in der Publizistik und in fachwissenschaftlichen Publikationen erleichtert.

Dennoch finde auch  ich es bedauerlich, wenn Lehrer für ihre Unterrichtsvorbereitung in Geschichte hauptsächlich die Wikipedia heranziehen sollten. Dann entgingen ihnen nämlich die didaktischen und methodischen Hilfen, die sie von für Lehrer aufbereitetem Material gewinnen können. Für mich persönlich steht dabei bei den Internetquellen an erster Stelle das ZUM-Wiki, das über die Fachseite zu Geschichte erschlossen ist.

1.4.12

Vertrauen

Ich habe an Norbert Lammert gelobt, dass er seine Aufgabe als Parlamentspräsident sehr ernst nimmt und sich nach Kräften darum bemüht, den Bundestagsabgeordneten ihre verfassungsmäßig garantierten Rechte zu erhalten. Ich habe gesagt, er wäre ein würdiger Bundespräsident, ich hätte auch sagen können, ein vertrauenswürdiger.

Gert Heidenreich stellt ebenfalls fest, dass Vertrauenswürdigkeit keineswegs mehr eine Eigenschaft ist, die führenden Vertretern des Staates wie selbstverständlich zukommt.
Er sieht ihre Glaubwürdigkeit durch die "Guttenbergiade" und die "Wulffiade" extrem gefährdet und fragt sich, wie Eltern und Lehrer demokratische Werte vermitteln können, wenn Betrügereien, Parteispendenaffären und Korruptionsskandale nahezu nahtlos ineinander übergehen. (In der Aula des Südwestfunks am 1.4.2012)

Heidenreich warnt eindrucksvoll (Link s.o.) auch vor Gefahren von Internetmacht, auf die auch hr-info unter dem Stichwort "Der Preis des Kostenlosen" aufmerksam macht.
Was Reporter (und auch die Wissenschaftler?) bei dem gemeinsamen Projekt anstreben, erläutern die Reporter  in einem Blog. Bemerkenswert ist dabei, dass das Universitätsinstitut sein eigenes Facebookaccount hat und unter seinen Arbeitsgebieten an erster Stelle die "Entwicklung und Stärkung der IKT-Branche im Rhein-Main-Gebiet" genannt wird, an der "gemeinsam von Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und der Hessischen Landesregierung" zusammengearbeitet wird (sieh Internetseite des Instituts).
Ob die Aufklärungsarbeit vornehmlich vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk betrieben wird, die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft aber vornehmlich zur Ausforschung der "Internetgemeinde" im Blick auf bessere Marketingstrategien dienen wird, bleibt abzuwarten.