25.8.23

Bewusstsein für alternative Verhaltensmöglichkeiten schaffen

Was niemand gesagt hat.
Mit meiner Klasse starte ich eine kleine Übung:
Drei Kinder verbleiben im Klassenraum, der Rest versammelt sich in der benachbarten Aula. Der Dreiergruppe sage ich:

"Die anderen bilden einen Kreis. Euer Ziel ist, in den Kreis zu kommen."
Der Klasse in der Aula sage ich:

"Ihr bildet einen Kreis. Und die anderen wollen in den Kreis."

 https://halbtagsblog.de/2023/08/25/was-niemand-gesagt-hat/

27.7.23

Sensitivity Reader

 In Astrid Lindgrens Buch Kati in Amerika, das "1950 in Schweden erschien, lässt sie ihre Romanheldin denken: 'Ich ging und ging und murmelte heftige Flüche vor mich. Heftige Verwünschungen meiner eigenen Rasse' "*

Biologisch gesehen gibt es heute keine Rassen mehr. Wie geht ein Sensitivity Reader mit so einer Passage um?

Biologisch gesehen gibt es zwei Geschlechter, Zwitter/Hermaphroditen  und   Pseudohermaphroditen, neuerdings aber auch Intergeschlechtlichkeit*

Ich lasse das zunächst einmal so hier stehen, schon damit die Anmerkungen nicht zu weit vom Text entfernt stehen.

*Die ZEIT27.7.23, S.3

* "Geschlechtliche körperliche Besonderheiten können etwa auf der chromosomalengonodalenhormonellen oder anatomischen Ebene auftreten. Medizinisch wird Intergeschlechtlichkeit den sogenannten „Varianten der Geschlechtsentwicklung“[9] zugerechnet (englisch disorders of sex development: DSD). Die medizinische Klassifikation wandelt sich stetig und wird innerhalb und außerhalb der Wissenschaft immer wieder kontrovers diskutiert.[10]" (Wikipedia)

Aber natürlich wäre es problematisch, das Wort Rasse in diesem Zusammenhang  zu 

streichen. Es gilt also, weiter zu reflektieren.

29.6.23

Anpassung der Lehrenden an die Bedürfnisse der Maschinen?

 Benjamin Eidam: Chancen und Herausforderungen von Chatbots und KI im Bildungsbereich

"Angefangen bei einer personalisierten Erfahrung bis zu möglichen Steigerungen der Lernleistung. Es gibt jedoch auch einige Herausforderungen, die dabei unbedingt angemessen adressiert werden müssen. Dazu zählen Aspekte der Privatsphäre, Verlässlichkeit der Werkzeuge oder auch Fragen der Verantwortung im Umgang mit diesen Tools. 

Wenn diese Herausforderungen jedoch erfolgreich angegangen werden, kann die Verwendung von ChatGPT und KI generell im Bildungsbereich dazu beitragen, die Art und Weise zu verändern, wie wir lernen und unsere Bildungssysteme verbessern. Im besten Fall kommt so ein maßgeschneidertes, freudvolles und mitwachsendes Lernen für jeden. Diese Aussicht ist es Wert, auch ggf. anstrengende Transformationsprozesse in Angriff zu nehmen."

Kommentar von Fontanefan:

Nicht die Lehrenden sollen Instrumente erhalten, um besser lehren zu können, sondern sie sollen die Lücken ausfüllen, die die Maschinen notwendigerweise offen lassen.

Wenn etwas schief läuft, ist es bei einem so gestalteten System immer der Fehler des Menschen, der den Ansprüchen der Maschine unzureichend gerecht wird.

Das gilt für Lernende wie für Lehrende. Das ist das Gegenteil der Ermächtigung von Lernenden und Lehrenden, wie sie bei neueren Lernansätzen angestrebt werden. (z.B. bei Lernen durch Lehren)

Statt Lernprozesse zu steuern, sollen sich die Menschen der künstlichen Intelligenz anpassen, weil das "im besten Fall" zu einem maßgeschneidertes, freudvolles und mitwachsendes Lernen für jeden führen könnte.


Weitere Kritikansätze, die aber nicht bedeuten, dass KI nicht ein sehr förderliches Instrument für von Menschen gesteuerten Unterricht sein kann:

https://www.deutschlandfunk.de/smartphone-lenkt-auch-ausgeschaltet-ab-100.html

MaryanneWolf macht darauf aufmerksam, dass digitale Texte schneller gelesenwerden, weil sie auf Verwertbarkeit hin gelesen werden. Oft steht bei dem Link zum Text sogar schon die Lesezeit, die man dafür vermutlich brauchen wird, denn der Leser fragt sich ja fast immer: Lohnt es sich, den Text zu lesen, oder kann ich dieselbe Information auch schneller erhalten?

Anspruchsvolle Texte aber müssen langsam und oft mehrmals gelesen werden, bis man merkt, welche ganz persönlichen Empfindungen sie in einem wachrufen. Sie können in der Tat mehr sagen, als der Verfasser ausdrücken konnte, weil sie jedem Leser etwas anderes sagen.


22.6.23

Ein Blick auf eine gegenwärtig laufende Diskussion auf Lehrerblogs

 Herr Mess

Mike Graf

Herr Rau

Alle drei sind dafür, dass in der politischen Diskussion sachlicher und weniger aggressiv gesprochen werden sollte. 

Darin bin ich mit allen drei einig. Deshalb schließe ich seit gut viereinhalb Jahren alle meine Mails mit einer zugegebenermaßen nach Allerweltweisheit klingenden Formel:

Herz statt Hass, versöhnen statt spalten.

Bei den Problemen sind im Laufe der Jahre neue hinzugekommen. Außer Meinungsfreiheit, Demokratie und Klimawandel auch Pandemien und der Angriff auf die Ukraine. (Das kann man unter dem Link nachlesen.) Die Lösung kann weder mit Abwarten oder mit Geld allein erreicht werden.

Mein Grundsatz ist der gleiche geblieben. Deshalb wünsche ich der Diskussion einen versöhnlichen Verlauf.




7.6.23

Diskussion über künstliche Intelligenz in der Wikipedia

Auszug aus einem Diskussionsbeitrag im Wikipediakurier:

"Anders als Wikipedia sind Chatbots keine Produkte einer gemeinnützigen Organisation, die von Freiwilligen und Spenden getragen wird. Vielmehr werden sie von einzelnen profitorientierten Unternehmen entwickelt. Die Programme selbst sind wenig transparent. Als Grundlage für das maschinelle Lernen dienen unzählige Daten aus dem Internet (u. a. die gesamte Wikipedia), aber wie der Chatbot entscheidet, welche Informationen er zur Generierung von Antworten heranzieht, ist völlig unklar und auch den Entwicklern kaum bekannt.

Im Zusammenhang mit Wikipedia wurde viel darüber diskutiert, ob die Online-Enzyklopädie eine geeignete Quelle ist bzw. das Wissen der Welt korrekt abbildet. Soziale Medien haben inzwischen eine große Macht und einen großen Einfluss auf verschiedene wissenschaftliche und politische Themen erlangt, verbunden mit entsprechenden Risiken. Verstärkt wurde dieser Effekt durch automatisch generierte Beiträge. Eine nennenswerte Reaktion erfolgte erst, als die Macht der sozialen Medien bereits vorhanden war.

Auf die rasante Entwicklung von Chatbots muss viel schneller reagiert werden. Wir werden die Entwicklung der generativen KI nicht aufhalten, aber wir können vielleicht noch Einfluss nehmen auf Faktentreue, den Erhalt gesellschaftlicher Werte und die Sicherung menschlichen Wissens. Dazu ist die Politik gefragt, aber es gehört auch dazu, die Vorteile der neuen Technologie zwar zu nutzen, aber künstlich erzeugte Texte kritisch zu prüfen, bevor sie massenhaft veröffentlicht werden. Salino01 07.05."

(Wikipediakurier abgerufen am 7.6.23)

12.5.23

KI-Tools und ChatGPT in der Grundschule

  https://www.deutschlandfunk.de/kinder-sollten-schon-frueh-digitale-schrift-lernen-interview-mit-nadine-anskeit-dlf-5757d1dd-100.html

"KI-Tools und ChatGPT könnten mit Blick auf Lesen und Schreiben schon früh im Unterricht genutzt werden, sagt Didaktik-Professorin Nadine Anskeit. Lehrer müssten aber Datenschutz und das Redigieren mithilfe von Textverarbeitungsprogrammen erklären."

6.5.23

Mein Friede mit "N-Wort"

 Dass Wörter aus der deutschen Sprache verbannt werden sollten, dass sie mit einer damnatio memoriae belegt und sogar aus historischen Texten entfernt werden sollten, kam mir wie eine Monstrosität vor, die ich bisher nur aus der Antike und totalitären Systemen kannte.

Seit Bildfälschung, wie sie zu diesem Zweck in der Sowjetunion betrieben wurde, zunächst zu anderen Zwecken als Kunst eingeführt, inzwischen aber als selbstverständlicher Kulturwandel begriffen wird, sehe ich die Dinge etwas anders. Man sieht aktuell darin nicht mehr eine Geschichtsfälschung, sondern einen allgemeinen Verlust der Aura. 

Die Wikipedia behält ihren Eintrag, macht ihn aber auch über die Überleitung von N-Wort zugänglich und verweist darauf, dass gegen Ende des 20. Jahrhunderts der Gebrauch von "Neger" wegen eines rassistischen Anklangs allmählich durch die Verwendung von "Schwarzer" ersetzt wurde (wie es auch meiner Erinnerung entspricht). Wenn man das Wort "Neger" verwende, handele es sich im dritten Jahrzehnt also um aktive Unterstützung rassistischer Vorurteile.

Als im viktorianischen Jahrhundert aus Unterwäsche die Unaussprechlichen wurden, war der Begriff Hose, der zunächst nur die Bekleidung des Unterschenkels bedeutete, dann aber die heutige Bedeutung angenommen hatte, schon seit dem frühen 17. Jahrhundert von einzelnen als vulgär angesehen worden, der Begriff Beinkleid hat sich aber nicht dagegen durchgesetzt, weil er schon früh als gespreizt oder gar prüde empfunden wurde. 

So mag man nun abwarten, ob der Begriff Schwarze, der heute noch als Plural und nicht als weibliches Generikum verstanden wird, sich auch in Zeiten strikten Genderns durchsetzen wird. Dann wird auch das "der weiße Nebel wunderbar" aus "Der Mond ist aufgegangen" nicht mehr von Kindern in "der weiße Neger Wumbaba" verballhornt werden.  

Freilich, so sehr ich Kulturwandel und Sprachwandel als Selbstverständlichkeiten ansehe, so unvertraut bis nicht nachvollziehbar bleibt mir der Rigorismus, mit dem Sprachwandel gegen den Sprachgebrauch durchgesetzt werden soll. Dieser Rigorismus erinnert mich an die LTI (Lingua Tertii Imperii).