Wenige Hauptgedanken:
Das Ziel der deutschen Islamkonferenz, die 2006 einberufen wurde, war „eine bessere religions- und gesellschaftspolitische Integration der muslimischen Bevölkerung und ein gutes Miteinander aller Menschen in Deutschland, gleich welchen Glaubens“ zu erreichen.
In diesem Sinne sagte Bundespräsident Christian Wulff am 3.10. 2010, dem deutschen Nationalfeiertag, wie Christentum und Judentum gehöre „der Islam […] inzwischen auch zu Deutschland“.
So gut diese Aussage gemeint war, weil sie sehr deutlich formuliert, dass Anhänger des Islam in Deutschland nicht wegen ihrer Religion ausgegrenzt werden dürfen, so problematisch ist ein Satz wie: "Der Islam gehört zu Deutschland."
1. Es gibt keinen einheitlichen Islam.
2. Auch "gehört zu" oder Zugehörigkeit lässt sich sehr unterschiedlich interpretieren.
Gewiss kann es nicht bedeuten, dass die zum Islam gehörigen Religionsrichtungen genauso wie der Harz oder Berlin zu Deutschland gehörten, denn zu vielen anderen Staaten gehören sie noch weit mehr.
Es sollte auch nicht so verstanden werden, als hätte er die deutsche Kultur schon so stark beeinflusst wie das Christentum seit über 1000 Jahren oder die jüdischen deutschen Bürger seit ihrer Emanzipation. Schon gar nicht hat er die deutsche Geschichte so beeinflusst wie der Versuch, alle Juden auf der Welt zu töten.
Unbestreitbar ist aber, dass Millionen von Deutschen Muslime sind.
Deshalb ist es wichtig, dass sie auch wirklich als gleichberechtigt anerkannt werden, so wie es die Frauen in Deutschland selbst nach Aufnahme des Satzes "Männer und Frauen sind gleichberechtigt." in den Artikel 3 des Grundgesetzes noch lange nicht waren.
Dazu gehört aber auch, dass sich Muslime nicht wie die deutschen "
Reichsbürger" als außerhalb der deutschen Gesetze verstehen, sondern sie anerkennen. Davon unbenommen bleibt, dass ein gläubiger Mensch gleich welcher Religion sich zu dem Satz bekennen wird: "Du sollst Gott mehr gehorchen als den Menschen." Denn das schließt Gesetzestreue nicht aus, sondern bedeutet, dass er anerkennt, dass das positive Recht eines Staates für ihn nicht oberstes Gesetz seines moralischen Handelns sein kann. Kurz gesagt: Gesetzestreue wie Befehlsnotstand rechtfertigt keine Unmenschlichkeit.
Der deutsche Anhänger des Islam ist also nicht weniger deutscher Bürger als alle anderen Bürger und deshalb an die deutschen Gesetze gebunden. In diesem Sinne sollte "der" Islam zu Deutschland gehören. Daraufhin hat Integration zu zielen, nicht auf die Kenntnis deutscher Sehenswürdigkeiten und Bräuche.
Eine Verweigerung der Anerkennung deutscher Sitten sollte also bei muslimischen Deutschen nicht anders bewertet werden als bei allen anderen.
Dass gegenwärtig Türken in Deutschland im Schnitt treuere Erdogananhänger sind als die in der Türkei, dass immer wieder in Deutschland "Ehrenmorde" verübt werden, beweist leider, dass die Integration noch nicht gelungen ist. Und das deshalb, weil auf beiden Seiten (Muslimen und Nicht-Muslimen) noch zu viele Widerstände dagegen bestehen.
Auf diesem Wege ist noch vieles zu tun.
Der Begriff
Integration ist freilich ebenfalls eine differenziertere Betrachtung wert, als er sie üblicherweise erfährt. Aber dazu habe ich mich
bei anderen Gelegenheiten geäußert.
Dieser Beitrag versteht sich als Ergänzung zu
"Feindbilder vernichten".