7.9.19

Harari: Homo Deus. Eine Geschichte von Morgen - Eine Geschichtssicht, die den Klimawandel als irrelevante Episode außer Acht lässt

HarariHomo Deus ist anregend. 

Kapitel 1: Die neue menschliche Agenda
Hunger, Krankheiten und Seuchen, ja sogar Kriege sind weitgehend eingedämmt. (dazu vgl. Rosling: Factfulnes) Als nächstes Ziel "werden die Menschen vermutlich ernsthaft nach der Unsterblichkeit greifen". (S.39) - 
Harari geht davon aus, dass es keine ethischen und politischen Hemmnisse dagegen geben wird, Reichen auf Kosten der Armen die "Unsterblichkeit" zu verschaffen (er präzisiert: die natürliche Lebensbegrenzung abzuschaffen). (S.51)
Entsprechend werde das "biochemische Streben nach Glück [...] auch Politik, Gesellschaft und Wirtschaft verändern" (S.69)
In diesen Passagen klingt Harari wie weiland der Zukunftsforscher Herman Kahn, der 1967 durch reine Trendverlängerung die Zukunft für das Jahr 2000 voraussagte, mit grotesken Fehleinschätzungen. Die Einschränkungen durch das bevorstehende Ende des Einsatzes fossiler Energiequellen erwähnt Harari zwar, aber was das für eine Veränderung von Forschungs- und Industrieaktivitäten bedeuten könnte, übergeht er.
Im Folgenden schwankt Harari zwischen Prognose und Freiheitsversprechen.
"Weil niemand mehr das System versteht, kann niemand es stoppen.
Wenn es uns [...] doch gelingen sollte, auf die Bremse zu treten, wird unsere Wirtschaft samt unserer Gesellschaft zusammenbrechen. [...] die moderne Wirtschaft [braucht], um zu überleben, fortwährendes und grenzenloses Wachstum." (S.86)
"Gerade weil wir, was den Einsatz neuer Technologien angeht, über gewisse Entscheidungsfreiheiten verfügen, sollten wir darüber Bescheid wissen, was passiert." (S.92)
"Je mehr wir wissen, desto weniger können wir vorhersagen." (S.94)
Und das begründet er damit, dass neues Wissen genutzt werde, "um auf neuartige Weise zu agieren [...] Denn wozu dient neues Wissen, wenn es keine neuen Verhaltensweisen nach sich zieht? Sobald die Menschen aber ihr Verhalten ändern, werden die ökonomischen Theorien obsolet." (S.94)
Dabei klammert er das Wissen über den Klimawandel aus. Denn so logisch es gewesen wäre, aufgrund dieses Wissens, das Verhalten entscheidend zu verändern, ist seit der Klimakonferenz 1992 nichts Einschneidendes passiert
Andererseits, Harari selbst hält an der These fest, die moderne Wirtschaft brauche, "um zu überleben, fortwährendes und grenzenloses Wachstum." und das, obwohl gerade grenzenloses Wachstum mit mathematischer Sicherheit zum Zusammenbruch führt. Er führt also an sich selbst vor, dass neues Wissen mitnichten zu neuen Verhaltensweisen führen muss. 
Doch wie kategorisch er auch manches behauptet, um seine Prognose zu begründen, schreibt er dann doch zu Recht:
"Die wirkliche Zukunft - also die Zukunft, die aus den neuen Ideen und Hoffnungen des 21. Jahrhunderts erwächst - könnte eine völlig andere sein." (S.108)
Mit dieser Ankündigung zur Glaubwürdigkeit seiner Hypothese beginnt er dann seine Darstellung.

Teil I: Homo sapiens erobert die Welt 

Dass politische Einheiten Fiktionen bzw. nur intersubjektive Wirklichkeit sind, scheint zwar ein alter Hut. Aber die Wirksamkeit von Fake News lässt sich durch  die Tatsache, dass belegte Tatbestände und Fake News beide intersubjektive Wahrheiten sind, besser erklären. Dasselbe gilt für das Aufkommen vielfältiger Geschlechtsidentitäten, für den raschen Wandel von bestimmten Sexualverhalten als strafwürdig oder als akzeptierte Varianz (und umgekehrt). 
Dennoch reibe ich mich an manchem. 

Teil II: Homo sapiens gibt der Welt einen Sinn
Kapitel 4: Die Geschichtenerzähler
Harari schreibt über die Kongokonferenz 1884/85, die Europäer bemerkten in Afrika, dass die "Grenzen der geographischen [...] Wirklichkeit nicht gerecht wurden." (S.263/64) und fährt fort: "Als die schriftlichen Fantasien europäischer Bürokratien auf die afrikanische Wirklichkeit trafen, hatte sich die Wirklichkeit zu fügen." (S.265)

Nicht die geographische Wirklichkeit veränderte sich, sondern die intersubjektive Wirklichkeit erwies sich mittelfristig für die gesellschaftliche Wirklichkeit wichtiger als die objektiven geographischen Gegebenheiten. Doch selbst so intersubjektive Phänomen wie die Sprachgemeinschaften veränderten sich sich in über 100 Jahren so wenig, dass in vielen Staaten noch immer keine gemeinsame Sprache existiert und die Amtssprache nur sehr beschränkt Verständigung ermöglicht. Von objektiven Wirklichkeiten ganz zu schweigen.

Hararis Argumentation mit der Wirksamkeit von Abiturzeugnissen (S.268) ist angesichts des Streits über die Validität von Zeugnissen anderer Bundesländer etwas problematisch. Dass ein Promotionsurkunde zum Karrierehindernis werden kann, passt noch weniger in sein Bild. 
Intersubjektive Wirklichkeiten lassen sich eben doch erschreckend schnell verändern, während die objektive Wirklichkeit auch der elegantesten Ableugnung nicht zu folgen pflegt. 

Kapitel 5: Das seltsame Paar
Gott fälschen
Die klare Trennung zwischen moralischem Urteil, Tatsachenfeststellung und praktischer Anweisung [S.299] ist hilfreich. Die deutlichen Aussagen, zu denen er aufgrund dieser Trennung kommt, m.E. ebenfalls. Für mich bemerkenswert seine Bewertung der Zerstörung des jüdischen Tempels 70 n.Chr.: "Das traditionelle Judentum - ein Judentum der Tempel, der Priester und der Köpfe spaltenden Krieger - verschwand. An seine Stelle trat ein neues Judentum der Bücher, der Rabbiner und der Haare spaltenden Gelehrten." (S.304) - Wenn er als deren Hauptleistung die Interpretation (S.305) herausstellt, so stellt er sich als Historiker in ihre Tradition. Doch macht er damit klar, dass er nur selten Tatsachenfeststellungen machen kann und dass seine Hauptarbeit eben Interpretation ist. 
[Freilich ist es recht mutig, zu behaupten, zur Zeit des babylonischen Talmud habe Interpretation und das Haare spalten keine große Rolle gespielt. Die Autoren des Talmud waren m.E. durchaus keine Exekutoren der mosaischen Gesetze, sondern sehr wohl mit umfassender Interpretation beschäftigt.]
"Der Religion geht es vor allem um Ordnung. Ihr Ziel ist es, eine Gesellschaftsstruktur zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Der Wissenschaft geht es in erster Linie um Macht. Sie will Macht erlangen, um Krankheiten zu heilen, Kriege zu führen und Nahrungsmittel zu produzieren. Als Individuen mag Wissenschaftlern und Priestern die Wahrheit ungeheuer wichtig sein; doch als Kollektivinstitutionen stellen Wissenschaft und Religion Ordnung und Macht über die Wahrheit. [...] 
Die moderne Gesellschaft glaubt an humanistische Dogmen und nutzt die Wissenschaft nicht, um diese Dogmen infrage zu stellen, sondern um sie zu implementieren." (S.310)

Kapitel 6: Der moderne Pakt
"Die Moderne ist eine Übereinkunft. [...] Die Menschen stimmen zu, auf Sinn zu verzichten, und erhalten im Gegenzug Macht." (S.311)
"Ja, wir Modernen haben versprochen, im Austausch für Macht auf Sinn zu verzichten, aber es gibt niemanden da draußen, der uns auf unser Versprechen festnageln kann. Wir glauben, wir sind schlau genug, um alle Vorteile des modernen Deals zu genießen, ohne den Preis dafür zu zahlen." (S.315)
In diesem Abschnitt geht die Darstellung in Populärphilosophie über. 
Auf S.332 kommt Harari auf den "ökologischen Kollaps" zu sprechen und schreibt "womöglich bedroht er die menschliche Zivilisation sogar in ihrer Existenz.
Diese Gefahr ließe sich verringern, wenn wir Fortschritt und Wachstum verlangsamen." (S.322) 
Zu recht bemerkt er: "wenn es zur Katastrophe kommt, leiden die Armen fast immer mehr als die Reichen, auch wenn es zuallererst die Reichen waren, die die Tragödie verursacht haben." (S.335) Dass die Politiker nichts Ernsthaftes unternehmen, begründet er hier nicht damit, dass Ingenieure "eine Hightech-Arche für die Oberschicht bauen" könnten. Und den Armen sei die Gegenwart halt wichtiger als die Zukunft. 

Kapitel 7 Die humanistische Revolution
Hier beginnt aus meiner Sicht Hararis Darstellung in Boulevardjournalismus zu verflachen. Treffend noch seine Beobachtung, moderne Menschen, die dem folgen, was er Humanismus nennt (also eine Anschauung, wonach nicht eine übermenschliche Autorität regiert, sondern die Menschen selbst sich als oberste Autorität verstehen).  rechtfertigen Entscheidungen "im Namen menschlicher Gefühle und nicht im Namen heiliger Schriften und göttlicher Gebote." (S.350)

Wenn er dann aber drei "Sekten" (S.382), später spricht er von "Splittergruppen" (S.405) des Humanismus unterscheidet, den liberalen, den sozialistischen und den evolutionären Humanismus, dann fällt es mir schwer, das noch ernst zu nehmen. Seine historischen Kenntnisse lässt er hier offenkundig beiseite, um Pappkameraden aufzubauen. 

"Religion und Technologie tanzen immer einen grazilen Tango. [...] sie hängen aneinander und können sich nicht zu weit von einander lösen. [...]Ohne religiöse Überzeugungen können die Lokomotiven nicht entscheiden, wohin die Reise geht." (S.414)
Vgl. dazu Böckenförde-Theorem: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann“ (Böckenförde: Die Entstehung des Staates als Vorgang der Säkularisation. in: Recht, Staat, Freiheit. Studien zur Rechtsphilosophie, Staatstheorie und Verfassungsgeschichte, st Wissenschaft 914. 1991,S. 92–114)

"[...] traditionelle Religionen [stellen] keine wirkliche Alternative zum Liberalismus 

dar. In ihren Schriften findet man nichts über Gentechnologie [... sie ] sie begreifen 
die jüngsten Errungenschaften in der Biologie [...] nicht." (S.425)

Teil III Homo sapiens verliert die Kontrolle (S.429 ff)
Kapitel 8 Die Zeitbombe im Labor
"Im Jahr 2016 wird die Welt vom liberalen Pakt aus Individualismus, Menschenrechten, Demokratie und freiem Markt beherrscht. Doch die Wissenschaft untergräbt die Grundfesten der liberalen Ordnung." (S.431)

Wer ist Ich? (S.445 ff)
Ausführlich referiert Harari Ergebnisse der Gehirnforschung, die gezeigt haben, dass Handlungsimpulse entstehen, bevor sie bewusst werden (was bei Reflexhandlungen oder bei gut eingeübten komplizierten Handlungen - etwa beim Klavierspielen - auch ohne Gehirnforschung zu studieren war) und erläutert, dass bei einer Trennung der beiden Gehirnhälften diese zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, um nachzuweisen, dass es keine
"einzige klare und authentische / Stimme [gibt] die mein wahres Selbst ist und die Quelle allen Sinns und jeglicher Autorität im Universum darstellt". (S.445/46)
Außerdem führt er den Unterschied vom "erlebenden Selbst" und dem "erinnernden Selbst" (S.450-58) an. So als ob nicht schon Paulus davon gesprochen hätte, dass er tut, was er nicht will (Römerbrief 7,15) und Goethes Faust nicht über die zwei Seelen in seiner Brust geklagt hätte. (Er selbst verweist darauf, dass das erinnernde Selbst Pläne schmiede, die vom erlebenden Selbst durchkreuzt werden.)
Die Manipulierbarkeit der Gehirnströme gilt ihm als Beweis, dass nur naturwissenschaftlich messbare Vorgänge ernst zu nehmen sind und kulturelle Einflüsse reine Ideologie. (S.433)

Kapitel 9 Die große Entkoppelung
"Es ist bezeichnend, dass schon heute die Mehrheit der Bürger in vielen asymetrischen Konflikten darauf reduziert wird, als menschliche Schutzschilde gegen hoch entwickelte Waffen zu fungieren." (S.475)

Die nutzlose Klasse (S.488ff)
"Die aktuelle wissenschaftliche Antwort [...] lässt sich in drei einfachen Prinzipien [offenbar gemeint: Aussagen] zusammenfassen:
1. Organismen sind Algorithmen. Jedes Tier - darunter auch Homo sapiens - ist eine Ansammlung organischer Algorithmen [...]
3. Deshalb gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass organische Algorithmen Dinge tun können, die nicht-organische Algorithmen niemals besser könnten." (S.490)
Harari lässt im Unklaren, ob er einen Unterschied zwischen "Bescheid wissen" (S.504, 506) über eine Person und sie "verstehen" (S.505) sieht. So als ob die genauere Kenntnis über "Medikamentenkonsum" und "Größe ihrer sozialen Netzwerke" eine Software dazu führen könnten, eine Person besser zu verstehen als sie sich selbst. (S.522)

Vom Orakel zum Souverän, S.524
Harari nimmt eine Entwicklung in den Blick, wo Cortana von einer Informationsquelle zum Berater und dann sogar zum Entscheider wird. (S.525ff)
[Auf mich wirkt dieser Gedanke besonders futuristisch, da ich mir zwar manchmal Empfehlungen von Amazon, die während eines Buchkaufs ansehe, während ich mich jedes - zum Glück seltene - Mal, wo ich bei einer Suche im Computer versehentlich auf Cortana einschalte, ärgere, weil sie meine Suchanfragen fast nie versteht und wenn, dann nur völlig banal beantwortet.]
"Die neuen Technologien des 21. Jahrhunderts könnten somit die humanistische Revolution rückgängig machen, indem sie die Menschen ihrer Macht berauben und stattdessen nicht-menschliche Algorithmen damit betrauen. Wenn diese Entwicklung Sie erschreckt, dürfen Sie die Schuld daran nicht den Computerfreaks geben. Die wirkliche Verantwortung liegt bei den Biologen. Denn diese gesamte Entwicklung wird von biologischen Erkenntnissen deutlich stärker vorangetrieben als von der Computerwissenschaft. Es sind die Biowissenschaften, die zum Schluss gekommen sind, dass Organismen Algorithmen sind. [...]  Doch weil die Biologen zu dem Schluss kamen, dass Organismen Algorithmen sind, rissen sie die Mauer zwischen dem Organischen und dem Anorganischen ein, sie verwandelten die Computerevolution, die zunächst eine rein mechanische Angelegenheit war in eine biologische Umwälzung und verschoben die Macht von einzelnen Menschen auf vernetzte Algorithmen. (S.529/30) [...] 
"Im 21. Jahrhundert ist es viel wahrscheinlicher, dass sich das Individuum still und leise von innen heraus auflöst und nicht von einem äußeren Big Brother brutal zugeschlagen wird." (Seite 530)
Dies ist eine der wenigen Passagen, wo Harari als Gesellschaftswissenschaftler eine Interpretation menschlichen Denkens aus Computeranalogie für problematisch hält und das, was er weithin als gültige Beschreibung der Wirklichkeit vorträgt, für ethisch fragwürdig hält.

Ein Blick auf Hararis weitere Überlegungen anhand des Wortlauts der Wikipedia: 
"Schließlich können die neuen Technologien des 21. Jahrhunderts das Individuum seiner Macht berauben und stattdessen nicht-menschliche Algorithmen damit betrauen. Die Folge wäre eine Masse nutzloser Menschen und eine kleine Elite optimierter Übermenschen.
[...] Die menschliche Vorstellungskraft ist lediglich das Produkt biochemischer Algorithmen. Das homozentrische Weltbild des Humanismus wird durch eine datazentrische Weltsicht ersetzt. Bewusste Intelligenz wird durch überlegene nicht-bewusste Algorithmen ersetzt."
(HarariHomo Deus (Wikipedia)

Interessante Passagen:
 Kurzfassung der Geschichte aus der Sicht der Datenverarbeitung (S.579f.)

"Wie der Kapitalismus begann auch der Dataismus als neutrale wissenschaftliche Theorie, doch nun mutiert er zu einer Religion, die für sich in Anspruch nimmt, über Richtig und Falsch zu bestimmen. (S.584)
"Eine wachsende Zahl künstlerischer und wissenschaftlicher Schöpfungen wird heute allerdings durch / die fortwährende Zusammenarbeit von allen produziert. Wer verfasst Wikipedia? Wir alle.
Das Individuum wird zu einem winzigen Chip in einem riesigen System, das niemand wirklich versteht." (S.590/91)
"So wie die Kapitalisten an die unsichtbare Hand des Marktes glauben, glauben Dataisten an die unsichtbare Hand des Datenflusses." (S.591)
"Die Menschen wollen im Datenfluss aufgehen, denn wenn sie Teil des Datenflusses sind, dann sind sie auch Teil von etwas Größerem als sie selbst. Traditionelle Religionen haben mir erklärt, jedes meiner Worte und jede meiner Taten sei Teil irgendeines großen kosmischen Plans und Gott beobachte mich jede Minute und kümmere sich um all meine Gedanken und Gefühle. Die Datenreligion sagt heute, dass jedes meiner Worte und jede meiner Handlungen Teil des großen Datenflusses ist, dass mich die Algorithmen ständig im Auge haben und dass sie sich um alles kümmern, was ich tue und empfinde. Die meisten Menschen sind darüber ausgesprochen glücklich." (S.591/92) 
"Vielleicht finden wir aber auch heraus, dass Organismen gar keine lgorithmen sind." (S.603)

Harari beansprucht für sich freilich nicht, dass er Prognosen vorlege, sondern er zeige nur Möglichkeiten auf. (S.606)
Es geht ihm nicht um die Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten, sondern um die Entwicklung des Lebens "im Großen und Ganzen". (S.608)

Drei Schlüsselfragen stellt Hariri an den Schluss:
"1. Sind Organismen wirklich nur Algorithmen, und ist Leben wirklich nur Datenverarbeitung? 
2. Was ist wertvoller – Intelligenz oder Bewusstsein?
3. Was wird aus unserer Gesellschaft, unserer Politik und unserem Alltagsleben, wenn nicht-bewusste, aber hoch intelligente Algorithmen uns besser kennen als wir uns selbst?" 
(S.608)

Fazit: Wenn Harari eine Kritik an der Entwicklung von künstlicher Intelligenz ohne Technikfolgenabschätzung schreiben wollte, ohne die Befürworter künstlicher Intelligenz zu verärgern, dann ist es ihm gut gelungen.
Er schreibt so, als käme die KI über uns, wie der Klimawandel (an dem wir freilich auch mitgewirkt haben). 
Ich denke, spätestens die Erfahrung mit der Atomkraft sollte uns gelehrt haben, dass Verzicht auf Technikfolgenabschätzung unverantwortlich ist.  Freilich, wenn der Homo Sapiens so instinktgeleitet sein sollte, dass er auf der Suche nach Glück in einer Kombination von notwendig und zufällig so oder so seine baldmöglichste Selbstvernichtung betreibt, dann wäre Hararis Darstellung ein sehr süffig und unterhaltsam zu lesender Kassandraruf

Beachtenswert, dass die Behandlung des Themas künstliche Intelligenz schon 2010 Staatsexamensthema war, Schüler von 2019 aber die Vernachlässigung des Themas Klimawandel beklagen.

Keine Kommentare: