11.11.22

Warum reagieren wir zu langsam auf den Klimawandel?

 Warum reagieren wir zu langsam auf den Klimawandel? ZEIT 9.11.22

Es ist schon erschreckend, wie selbstverständlich alles das ist, was Beckett da anführt. Ja, "wir" haben keine Chance, unseren Nachkommen zu einem lebenswerten Leben zu helfen, genauso wenig wie denen, deren Lebensraum verloren gehen wird. (Ich sehe - ehrlich gesagt - auch keinen gangbaren Weg.)

Freilich:

1. "Wir" sind in der Minderheit. Es gibt Milliarden von Menschen, die nicht von unserem Wirtschaftssystem profitieren und liebend gern auf es verzichten würden.

2. Die alten Eliten sterben aus. Dazu gehören auch wir, die in den privilegierten Lebensräumen unserer Welt wohnen. 

3. Wenn einmal gleiches Recht für alle Weltbürger gelten sollte, ist American Way of Life nicht mehr möglich, aber wohl auch das nicht mehr, was wir in Deutschland heute - zu recht - als Existenzminimum ansehen. 

Wann und nach wie vielen Katastrophen und Entbehrungen eine zureichend erfolgreiche Umstellung auf nachhaltige Industrie und ein nachhaltiges Verhältnis der Zahl von Menschen und den Ressourcen für ihr Überleben hergestellt werden kann, muss offen bleiben.

Dennoch Hoffnung haben zu können, wird man sich verdienen müssen. Grete Thunberg schreibt dazu im Klima-Buch:

Thunberg: "[...] Für mich ist Hoffnung nichts, was einem geschenkt wird, sie ist etwas, was man sich verdienen, was man schaffen muss. Sie ist nicht passiv zu bekommen, in dem man dasteht und darauf wartet, dass jemand anderes etwas unternimmt. Hoffnung heißt, etwas zu tun. Es heißt, aus seiner Komfortzone herauszutreten. [...] Wir leben derzeit auf einem Planeten, auf dem Technologie es möglich gemacht hat, dass wir fast alle miteinander in Verbindung stehen. In manchen Ländern lässt das politische Regime dies nicht zu. Wenn irgendwo auf dem Globus etwas ausreichend wichtiges passiert, werden es trotzdem nahezu alle sofort erfahren. [...] Ich bin überzeugt, dass es gesellschaftliche Kipppunkte gibt, die sich zu unseren Gunsten auswirken, sobald genügend von uns sich entschließen, etwas zu unternehmen. Daraus erwachsen unendliche Möglichkeiten. Die Zerstörung der Biosphäre, die Destabilisierung des Klimas und die Vernichtung unserer gemeinsamen zukünftigen Lebensbedingungen sind keineswegs vorherbestimmt und unausweichlich. Sie liegen auch nicht in der Natur des Menschen – wir sind nicht das Problem. Das alles passiert, weil man uns, dem Volk, unsere Lage und die Konsequenzen dessen, was gerade geschieht, noch nicht völlig bewusst gemacht hat. Wir wurden belogen. [...] Wenn wir erst einmal die ganze Geschichte kennen – und nicht nur etwas, was wieder einmal zum Nutzen bestimmter kurzfristiger Wirtschaftsinteressen erfunden wurde –, werden wir wissen, was zu tun ist." (S.462-463)