Ganz
konkret geht es mir gegenwärtig darum, darauf aufmerksam zu machen,
wieviel ich noch über die Klima- und Biodiversitätskrise erfahren
musste, um den Ernst der Krise zu verstehen. Erst die Lektüre des
Klimabuchs
von Greta Thunberg hat
mir klar gemacht, was sie mit der folgenden Formulierung meint: "Wir
sind uns nicht bewusst, dass wir uns in einer Klimanotlage befinden.
Aber das ist gar nicht das Hauptproblem. Das Hauptproblem ist, dass
wir uns nicht darüber im Klaren sind, dass wir uns dessen nicht
bewusst sind. "
(S.308) Journalisten, Politiker und die Bevölkerung suchen nach
Instrumenten, wie wir den Klimawandel im Rahmen halten können. Wir
sind uns aber nicht darüber im Klaren, wie
unzureichend die bisherigen Versuche waren. Thunberg ist daher zu der
Überzeugung gekommen, dass das Aufmerksammachen auf die Krise (und
das bezieht sich sicher auch auf die Aktionen der Letzten Generation)
völlig unzureichend ist, so lange nicht eine breite Öffentlichkeit
die Komplexität und den ganzen Ernst verstanden hat. Deshalb hat sie
über hundert Experten dafür gewonnen, einerseits Einzelaspekte des
Problems aus ihrer Sicht zu beschreiben und andererseits
Lösungsansätze zu skizzieren.
Ich
greife nur ein Beispiel heraus: Der Wirtschaftswissenschaftler
Piketty schreibt da: "Die
obersten 10 Prozent der Weltbevölkerung sind für etwa 50 Prozent
aller Treibhausgasemissionen verantwortlich, während die untere
Hälfte der Weltbevölkerung lediglich 12 Prozent aller Emissionen
beiträgt." (Das Klima-Buch, S.445)
Ohne grundsätzliche Änderung der Lebensweise dieser 10 Prozent, zu
denen die politischen und wirtschaftlichen Eliten der ganzen Welt,
aber auch ein sehr großer Teil der Mittelschichten der
hochindustrialisierten Länder gehören, können also Maßnahmen
nicht erfolgreich sein. Deshalb muss man in Demokratien die Einsicht
der Mehrheit dafür gewinnen, dass diese Änderung notwendig ist.
Daher müssen die dafür notwendigen Informationen erst einmal
bekannt geworden sein.
Aus ihren
Gesprächen mit führenden Politikern hat sie nämlich entnommen,
dass denen die Zusammenhänge noch längst nicht klar sind und dass
es daher ganz verständlich ist, dass sie immer wieder Tagesprobleme
ernster nehmen. (S.308/309) Hoffnung für eine Bewältigung der Krise kann man nur gewinnen, wenn man nicht aufgibt, immer und überall das Verständnis zu fördern.
Artikel zum Klima-Buch:
Wikipedia
ZUM-Unterrichten (Vorstellung des gesamten Buches und der meisten Einzelartikel anhand von Zitaten)