7.1.25

Gleichberechtigung bei der Bildung?

 Wie stünde es auf dem Bildungssektor, wenn nicht die Frauen das Nachlassen der Männer ausgleichen würden?

Inzwischen ist es eine Selbstverständlichkeit, dass Mädchen nicht nur in sprachlichen Bereich, sondern ganz allgemein schulisch den Jungen deutlich überlegen sind. Nur noch bei wenigen "Männerdomänen" ist das noch nicht der Fall. 

Ein Glück, dass Bildung seit dem 19. Jahrhundert weiblicher geworden ist: die Vielzahl der Salonnieren schon seit Ende des 18. Jahrhunderts, darunter der von Marie Lavoisier sogar schon ganz auf Naturwissenschaft ausgerichtet, waren das Vorspiel zu höherer 'weiblicher Bildung' an den höheren Töchterschulen, die jetzt vermehrt ihre 150. und 125. Jubiläen feiern, waren die Voraussetzung für einen breiten Zugang der Frauen an die Universitäten.

Im Bild das Humboldtgymnasium in Bad Homburg.


Die Schülerinnen ganz in Weiß und mit weißen Schleifen im Haar.

(Zur vollständigen Bildansicht bitte anklicken!)

8.12.24

Hausarbeiten für 69 €

 In Zeiten von KI braucht man nicht mehr umständlich der Allerwelts-KI das Zitieren beizubringen und man braucht auch nicht umständlich umzuformulieren. Dafür sorgt kostengünstig - wenn man der Werbung vertraut - studytexter.de.

Das bedeutet: Man muss als Lehrer nicht nur Internettexte aufspüren und KI-Texte nachweisen können, sondern man muss in die Hausarbeiten personenorientierte Abschnitte einbauen, die man mit wenigen mündlichen Fragen - möglichst wenig standardisiert - auf inhaltliche Fundierung hin überprüfen kann. - Ein leicht erkennbarer Nachteil von KI.

Andererseits wird es immer leichter, Erklärvideos an den Anfang von Stunden bzw. als Hausaufgabe vorzugeben, nach denen man Schüler*nnen die Aufgabe stellen kann, den Mitschülern die vorgegebene Aussage noch einmal zu verdeutlichen (Flipped Classroom, Lernen durch Lehren).

5.12.24

Welchen Anteil hat Allgemeinbildung an der Bildung?

 Wenn man allgemein über deutsche Literatur und deutsche Philosophie spricht, sollte man die Rolle Büchners und Wittgensteins gewiss nicht übergehen. Die Kenntnis ihrer Schriften ist allerdings sicher nicht grundlegend für Bildung, sondern gehört nur zur Allgemeinbildung.

Dies möchte ich meinem folgenden Plädoyer vorausschicken. Entstanden ist es, weil auf gutefrage.net Folgendes über die Einschätzung einer 11.Klasse über die Rolle Kants folgendes mitgeteilt wurde: "alle in der Klassengruppe sagen, er hat nichts mit Ethik zu tun, sondern mit Deutsch". 

Dieser Mangel an Allgemeinbildung erschreckte mich so, dass ich über deutsche Philosophie und Literatur geschrieben habe, als wären Hegel und Schiller selbstverständlich wichtiger als Wittgenstein und Büchner. An der Europäischen Schule Culham habe ich erfahren, dass in Italien Allgemeinbildung offenbar weit wichtiger genommen wird als in Deutschland. Wenigstens wurde in Italienisch als Muttersprache Herder behandelt, während ich ihn im deutschen Muttersprachenunterricht übergangen hatte.

Jetzt mein Text zur Rolle Kants in Ethik und Literatur:

Eine der drei großen Kritiken Kants bezieht sich nur auf Ethik: Die Kritik der praktischen Vernunft. In ihr hat er auch seinen berühmten kategorischen Imperativ formuliert. Schon drei Jahre zuvor hatte er sein leichter zu lesende Grundlegung zur der Metaphysik der Sitten verfasst.

Beide Schriften gehören zu den wichtigsten Schriften der ethischen Philosophie überhaupt. 

Kant gilt weithin als der bedeutendste deutsche Philosoph, aber hinsichtlich der Wirkung auf das praktische Leben kann man Hegel und vor allem Marx natürlich als wirkungsvoller verstehen.

Philosophieunterricht ohne die Behandlung von Kant wäre schier undenkbar. Mit Deutsch hat er nur insofern zu tun, als er deutscher Philosoph war, als er in seinen Hauptwerken ein schwer verständliches Deutsch geschrieben hat und dass seine Schrift "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?" die brillanteste und sehr gut zu verstehende Schrift über die Aufklärung ist. Die Aufklärung hat zwar nicht viel zur deutschen Literatur beigetragen, aber eine wesentliche Grundlage für die Weimarer Klassik geschaffen, die Periode, in der die deutsche Literatur ihre höchste Weltgeltung hatte.

Wenn man kurz festhalten wollte, welche Autoren für die deutsche Literatur die größte Rolle spielten, wären vor allem die Namen Goethe, Schiller und Shakespeare zu nennen (letzterer, weil Goethes und Schillers Werke, aber auch die vieler anderer deutsche Autoren der Zeit entscheidend von Shakespeare beeinflusst wurden), für die Philosophie wären Kant, Hegel und Marx zu nennen. Dabei waren Schelling und Fichte für die Philosophie für die Philosophie im engeren Sinne zwar einflussreicher als Marx, aber keinesfalls vergleichbar in ihrer Weltbedeutung.

Ich hätte nicht erwartet, dass Fragen der Allgemeinbildung mir einmal so wichtig werden würden, dass ich so klischeehaft über Literatur und Philosophie schreiben würde. Ist Allgemeinbildung wichtig genug für den Bildungsgang, dass eine solche Betonung noch gerechtfertigt ist?


4.12.24

Zu sprachlicher Differenzierung als Möglichkeit, die Zunahme von Lerndefiziten geringer zu halten

Mich betrifft, wie sehr gegenwärtig die Anforderungen, die im Unterricht gestellt werden, und die Voraussetzungen, derer, die die Anforderungen bewältigen sollen, auseinanderklaffen.

Zwei Beispiele:

https://www.gutefrage.net/frage/in-was-fuer-aktien-hat-adolf-hitler-investiert

https://www.gutefrage.net/diskussion/was-ist-das-fuer-eine-textsorte--3

Das ist ein altes Problem, das sich in der Coronazeit aber verschärft hat und dem bei dem bestehenden Lehrermangel kaum beizukommen ist. So skeptisch künstliche Intelligenz zu beurteilen ist: Eine Aufgabe gegenwärtigen Unterrichtes sollte m.E. sein, zu erproben, wie weit sprachliche Vereinfachung von Aufgabenstellungen durch künstliche Intelligenz hilfreich sein kann, vgl. Einfache und Leichte Sprache und die Ansätze in der Wikipedia.

Ich verbringe gegenwärtig viel Zeit auf gutefrage.net, stelle aber fest, dass die Hilfsfunktion, die das Forum hatte, mehr und mehr durch durch politischen Streit auf kümmerlichem Niveau und durch Provokationen verdrängt wird.

25.11.24

Leichte und einfache Sprache (Barrierefreiheit)

 Leichte Sprache ist so barrierefrei wie überhaupt möglich. Einfache Sprache ist ein wenig schwieriger, aber es ist leichter, Normaltexte fehlerfrei in einfache zu übersetzen, weil die Regeln, die dabei beachtet werden müssen, nicht ganz so streng sind wie bei der leichten Sprache. 

Wie bei jeder Übersetzung gehen Leistungen des Originaltextes verloren, es kommt dabei vor allem darauf an, dass die wichtigsten Informationen erhalten bleiben. Der Übersetzungsaufwand ist groß, weil die Übersetzungen durch künstliche Intelligenz noch einmal durch Menschen darauf überprüft werden müssen, ob keine wichtigen Informationen verfälscht oder ganz ausgelassen worden sind. 

Daher kann man sprachliche Barrierefreiheit nur für öffentliche Institutionen verpflichtend machen, weil der der Aufwand die Profitmarge für Privatunternehmen zu sehr beeinträchtigen würde. 

Zum Glück profitiert aber auch die allgemeine Öffentlichkeit, weil Vereinfachungen "aufwärts kompatibel" sind. Vergleichbar ist das mit den Rampen für Rollstuhlfahrern. Nur sie sind auf Rampen angewiesen, aber auch Kinderwagen, Fahrräder und Rollenkoffer könne die Barriere damit besser überwinden.

vgl. dazu:

1. die verlinkten Wikipediaartikel zu leichte und einfache Sprache

2. Der Artikel Alle profitieren davon, wenn Texte leichter sind (Interview) in der FR vom 25.11.24 

23.11.24

Deutungshypothese - ein kluger Text, den ich weiter empfehlen kann

Der Begriff "Deutungshypothese" ist fragwürdig. Nach dem folgenden Text braucht man sich kein Gewissen mehr daraus zu machen, wenn man ihn fragwürdig findet. 

 https://www.herr-rau.de/wordpress/2024/11/darfs-ein-bisschen-mehr-epistemie-sein-die-deutungshypothese.htm

Wie damals über die "Normenbücher" wird die Zeit über ihn hinweggehen. Ich habe den Begriff "Normenbücher" im Zusammenhang mit Bildungsstandards über keine Suchmaschine mehr gefunden. Selbst den Begriff "Hornochse" nicht in meinem Blog, obwohl ich in Erinnerung habe, dass ich damals Enzensbergers Aufsatz von 1976 als befreiend gefunden habe.

Wohl aber Enzensbergers Reaktion auf das damalige Verständnis von Interpretation:

"Geradezu zwangsläufig, dass er den Deutschlehrern ins Stammbuch schreiben musste, nicht mit »dem Getrampel von Hornochsen« voranzugehen und „wehrlose Menschen“ nicht zu zwingen »den Mund aufzusperren und ein Gedicht hinunterzuschlingen«, auf das sie keine Lust haben. Und noch einmal Hans Magnus Enzensberger, der resümiert, was er uns zuliebe vielleicht besser nicht getan hätte: »Die Lektüre ist ein anarchischer Akt. Die Interpretation, besonders die einzige richtige, ist dazu da, diesen Akt zu vereiteln«."

http://www.perspektiven-der-germanistik.de/files/Vortrag_Karl_Track.pdf


21.11.24

Lernen mit KI und Lernen über KI

 Inzwischen wird dieser Blog, der sich mit pädagogischen Fragen beschäftigt, von mir stiefmütterlich behandelt; denn was mich aktuell beschäftigt, steht in anderen Blogs von mir (dazu auch die Links in diesem Blog auf der rechten Spalte, in denen ich auf mir wichtige Blogs, nicht zuletzt auch meine, verweise.)

Jetzt ist aber so viel Kluges geschrieben worden, dass ich auch auf der Hauptseite darauf aufmerksam machen muss:

https://joschafalck.de/lernen-und-ki/

https://www.fraustier.de/5k-kompetenzen/

https://www.joeran.de/die-4k-skills-was-meint-kreativitaet-kritisches-denken-kollaboration-kommunikation/

Jetzt wieder ans Tagesgeschäft, was seit 17 Jahren zwar immer noch mit Lernen und Lehren zu tun hat, aber nichts mehr mit Schulunterricht.