20.7.08

Thesen zu Europa

1) Mit der Aufklärung im klassischen Griechenland (Sokrates u.a.) und der im 18. Jahrhundert hat Europa wesentlich zur Überwindung von Mythen und zur Infragestellung überkommener Weltbilder beigetragen.

2) Dabei ist ein Fortschrittsmythos entstanden, den in Frage zu stellen Religionen beitragen können. (z.B. Stammzellendiskussion, Hinweise von Habermas)

3) Die stürmische Entwicklung der Technik, besonders der Waffentechnik, ermöglichte den europäischen Kolonialismus, der zur Zerstörung von Kulturen, aber auch zur Verbreitung der Aufklärung und des Menschenrechtsgedankens beigetragen hat.

4) Sklavenhandel und Sklaverei wurde allen Menschenrechtserklärungen zum Trotz bis tief ins 19. Jahrhundert von Europäern betrieben und begünstigt.

5) Völkermord trat in der europäischen Geschichte immer wieder auf. (Während des Kolonialismus an den indigenen Völkern Süd- und Nordamerikas, im 20. Jahrhundert vor allen an den Juden)

6) Der „europäische Bürgerkrieg“ (1. und 2. Weltkrieg) hat zur bisher größten Menschheitskatastrophe geführt.

7) Die europäische Einigung ist ein vorbildliches Beispiel für regionale Zusammenarbeit auf multilateraler Basis.

8) Der europäische Agrarprotektionismus zeigt, dass die europäische Politik auch im 21. Jahrhundert noch nicht zu umfassenden multilateralen Regelungen bereit ist.

9) Schüler sollten lernen, dass die Fähigkeit, sein eigenes Weltbild in Frage zu stellen, die Voraussetzung für wissenschaftlichen und technischen Fortschritt und für ein möglichst gewaltarmes Zusammenleben in einer globalisierten Welt ist.

10) Die Schüler sollten lernen, dass zu dem in Frage stellen des eigenen Weltbildes auch die Kritik am Fortschrittskonzept gehört, dass unsere Wertordnung aber keine Infragestellung der Menschenwürde zulässt, sondern nur eine Diskussion darüber, worin sie besteht. (z.B. Emanzipation, Kopftuchstreit)

2 Kommentare:

Herr Rau hat gesagt…

Diese Thesen passen wunderbar zum Stoff der 11. Klasse Deutsch (Bayern, G9), ich werde sie als Grundlage für eine Sequenz verwenden, wenn ich diese Jahrgangsstufe wieder mal unterrichte. Ich hoffe, dass sich auch im G8 ein Platz dafür finden wird, da kommt die Aufklärung schon in der 10. Klasse, nächstes Jahr zum ersten Mal.

Walter Böhme hat gesagt…

Zur Vertiefung passen dazu evtl. Auszüge aus Muschg: Was ist europäisch?
http://www.perlentaucher.de/buch/22493.html