16.1.09

Lernen durch Lehren

Auf Lernen durch Lehren habe ich schon gelegentlich, zuletztam Neujahrstag hingewiesen. Die Blogparade der Maschendraht-Community gibt mir aber den Anlass darauf hinzuweisen, dass es dabei nicht einfach nur darum geht, dass Schüler dadurch, dass sie anderen etwas vortragen sollen, selbst dazu gebracht werden, sich intensiver mit der Materie auseinanderzusetzen, wie es bei Referaten und Präsentationen geschieht.
Vielmehr werden Schüler dazu angeleitet, ihren Unterricht selbst zu organisieren. Das heißt, die lehrenden Schüler verwenden alle Unterrichtsmethoden, die auch ein Lehrer üblicherweise einsetzt wie Arbeitsblätter, fragend-entwickelndes Verfahren, Videos, andere Medien, Arbeit am Wiki u.ä.. Deshalb wird der leistungsstärkere Schüler nicht gleichmütig die Minderleistung des leistungsschwächeren hinnehmen, denn er wird ja immer wieder darauf angewiesen sein, Stoff, der ihm von diesem vorgestellt wird, aufzunehmen. Deshalb ist es sein Interesse, dem anderen zu vermitteln, wie er den Stoff erfolgreich vorstellen kann. Und der Leistungsschwächere braucht nicht neidisch die Bravourleistung des Spitzenschülers zu bewundern, sondern kann die Tatsache, dass der andere auch Schüler mit Schülerinteressen ist, nutzen, ihn dazu zu bringen, nicht vor dem Lehrer zu glänzen, sondern ihm, dem Mitschüler, beim Verstehen zu helfen.
(Dass ich hier die allgemeine - grammatisch männliche - Form Schüler statt Schülerin verwende, hat praktische Gründe, passt freilich auch sachlich, denn Mädchen sind häufig von sich aus lernbereiter.)
Einen Haken hat die Methode freilich: Die Schüler, die nicht für sich, sondern für den Lehrer lernen - und das sind gar nicht so wenige - haben eine Motivation weniger. In der Praxis freilich ist das weniger problematisch, weil das Engagement des Lehrers nicht nur bei der Anleitung zum Lehren, sondern auch beim Aussuchen der Stoffe, bei der Ermutigung, bei Unternehmungen, die über den Unterricht hinaus führen, sichtbar und damit auch motivierend wirksam wird.
Über die Anwendung von Lernen durch Lehrern im Mathematikunterricht der 10. Klasse hat Claus Hilgers berichtet.
Weitere Links dazu finden sich hier.

Der Blick von außen auf Unterricht mit Lernen durch Lehren und die Reaktion des Lehrers, der diesen Unterricht organisierte.

3 Kommentare:

jpm hat gesagt…

Natürlich will ich nicht überall meinen Senf dazu geben. Trotzdem: ich sehe das genauso auch (und das Phänomen mit den Schülern, die für den Lehrer arbeiten, erfahre ich auch).

Anonym hat gesagt…

Lernen die SuS für den Lehrer oder für das Feedback, von jemandem von dem sie das als wertvoll erachten?

Schön, dass du an der Blogparade teilnimmst.
Viele Grüße, Melanie

Walter Böhme hat gesagt…

Sicherlich gilt das Allgemeine: Es geht ihnen um ein Feedback, das ihnen ihr Tun als sinnvoll erscheinen lässt. Sehr häufig ist es aber angesichts der Unterrichtssituation primär der Lehrer, der dieses Feedback geben wird bzw. zumindest geben könnte.