27.3.10

ZUM-Wiki-Seminar 2010


Wenn ich jetzt CSpannagels Blogbeitrag über seine Anwendung des aktiven Plenums lese (sehr anregend!), denke ich an das Seminar in Frankfurt zurück, wo er in seinem anregenden Einleitungsvortrag "Der Mix macht's" von seinen Erfahrungen mit Wiki-Arbeit in der Grundschule berichtete und er von einer Studentin gleich Anregungen bekam, wie er seine Arbeit noch erfolgreicher gestalten könne. Und Ralf traf bei seinem Vortrag über seine Wikiarbeit gleich auf Kees, der nicht nur aktuell im ZUM-Wiki arbeitet, sondern auch das Lehrbuch schrieb, das Ralf seit über 20 Jahren benutzt. Währenddessen erklärte mir Robert die Digitale Schultasche und Maria dachte über die weitere Entwicklung der ZUM-Unity nach, so dass ich so viele Anregungen mitbekam, dass ich bis heute nicht dazu kam, hier davon zu berichten.
Doch folgt auch die Bitte, das von Karl angefangene Protokoll nach und nach zu ergänzen.
Wer will, darf natürlich auch die Links in diesem Bericht verwenden ;-)))))

Was ich in dem Bericht nicht aussprach: Der Mix hat's wirklich gemacht, und ich bin dankbar, dass nicht zuletzt
M.Hielscher den Weg zu der neuen Form der ZUM-Unity gewiesen hat, die Klaus Dautel im Verein mit Achim, Karl.Kirst und anderen so schön ausgebaut hat. Wie angenehm, wenn man Links von Teilnehmern wie Beisswenger, dem ich für Anregungen zu Kommunikation verdanke, so einfach hier verlinken kann, wie Ma.y, die unter anderem die to-do-Liste verfasste. Was sie sonst macht? Und die anderen, die auf der Tagung dabei waren? Das kann man auf ihren Seiten erfahren.

16.3.10

Gab mir ein Gott, zu sagen, was ich leide

"Päderasten sind unbelehrbar, wie alle wirklich Liebenden. In diesem Punkt sind sie dumm, und dumm sind auch die beflissenen Aufarbeiter, wenn sie von damaligen Exzessen sprechen - was Exzesse sind, sollte man beim Marquis de Sade nachlesen."
So schreibt Bodo Kirchhoff, der ein Leben lang darunter litt, nicht sagen zu können, was ihn so grundlegend verstörte, und der uns nun eine Ahnung von dem vermittelt, was es bedeutet, wenn erwachsenes Begehren und kindliche Sexualität aufeinander treffen.
Ich war zwölf, und ich war schmutzig - verdorben, sagte man damals, nicht ahnend, wie treffend dieses Wort ist. [...] hat meine Sexualität bis heute etwas Verwahrlostes, einen Mangel an Verbindlichkeit, dem ich ständig sprachlich zu begegnen versuche. [...] Doch erst die jetzige Debatte hat mich so zum Reden gebracht, dass es peinlich ist (für mich und die, denen ich nahe bin). Wie aber muss es da erst um die stehen, die trotz ihres Winnetous lebenslang keine Gelegenheit zur Spracharbeit hatten, weil sie normale Berufe ausüben?
(Diesen Text sollte man vollständig lesen und, wenn man wenig Zeit hat, besser auf die Lektüre dieses Blogbeitrags verzichten als auf den Text von Kirchhoff.)

Die Leiden eines alternden Genies, das sich in ein Mädchen verliebt, dem die Konvention keine Partnerschaft mit einem Übermächtigen aufdrängt, hat Goethe uns zu schildern vermocht. Nabokov hat die minderjährige Lolita zwar als Opfer, aber doch auch als Verführerin dargestellt. Alice im Wunderland von Lewis Carroll ist große Literatur. Und Alice Liddell hat darum gebeten, dass Carroll diese Erzählung niederschreiben solle. Über ihr Verhältnis zu Dodgson/Carroll hat sie sich aber nicht geäußert, auch nicht darüber, wie sie den Abbruch ihrer Beziehung zu Dodgson/Carroll 1863 erlebt hat. Wir wissen nicht, weshalb seine Erben seine Tagebuchaufzeichnungen aus dieser Zeit vernichtet haben. Auch Thomas Manns Tod in Venedig ist aus der Perspektive des Erwachsenen geschrieben. All diese Werke sind große Literatur, die die Perspektive des Kindes auslässt.
Hätte Adolf Muschg den Text von Bodo Kirchhoff gekannt, wäre ihm vielleicht erspart geblieben, neben den Täter auch den liebenden Erwachsenen zu stellen. Kirchhoff hat das Verhältnis überzeugender geschildert.
Dank an Kirchhoff, dass er uns gesagt hat, was er gelitten hat! Ist es wirklich ernüchternd, dass nicht "ein Gott", sondern "die jetzige Debatte" ihm ermöglicht hat, zu sagen, was ihm und denen, die ihm nahe stehen, noch heute so peinlich ist.
(Nachtrag vom 20.3.: Gerold Becker hat sich inzwischen nochmals entschuldigt.)

Erziehung braucht menschliche Nähe. Furchtbar, wenn die Nähe zu groß wird und die Menschenwürde von Opfer - und Täter - beschädigt. Wer in einem solchen Fall die Schuld trägt, ist klar. Deshalb Erziehung aufzugeben, wäre falsch. Aber was für eine Leistung die Erziehung in der Familie darstellt, wird in diesem Licht vielleicht deutlicher gesehen.

5.3.10

Pädagogik und Twitter

Ein Unterschied zur Talkshow war: wenn sich die Teilnehmer ins Wort fielen, so niemals aggressiv, mitnichten, sie wussten nur nicht, dass der andere noch sprach. Und wenn es Pausen gab, so nicht, weil sie nichts zu sagen gewusst hätten, sondern sie blieben eifrig am Twittern. Es wusste nur niemand, dass sein Mikrophon freigegeben war. So war die Diskussionsrunde am Abschluss des Twitter-Voodoo-Tages. Beachtenswert für mich besonders, wie auf Benjamin Jörissens Bemerkung, er werde einen Link zu Mike Wesch heraussuchen, wenn er nicht mehr rede und deshalb an anderes denken müsse, in einem Tweet der Link erschien, während er noch sprach, und er sich kurz bedankte sowie Weschs eigene Seite hinzufügte.
Was die Bildungsreporter sonst noch zusammengetragen haben, kann man in Spannagels Blogbeitrag erlinken. Seine Moderation der Diskussionsrunde war wieder sehr gelungen. Nur die Technik funktionierte mal wieder nicht, wie ich es von Internetveranstaltungen nun sattsam gewohnt bin. So viele Internetfreaks sind beisammen, und es läuft nicht. Als wollten alle warnen, dass man ja keine Computer im Unterricht einsetzen sollte, weil man dann 50% der Energie und 50% der Unterrichtszeit an die Technik verlöre. Dabei sind es im Schnitt meiner Erfahrung nach nur 15%. (Es sei denn, man hat Profis angeheuert, die die Netzwerkbetreuung übernehmen. Dann fängt man sich Viren ein, die den Betrieb wochenlang lahmlegen, weil die Fachkollegen neben dem laufenden Unterricht jeden einzelnen Computer virenfrei bekommen müssen. So geschehen in ... - wird nicht verraten; denn die LUSD ist noch viel schlimmer als diese professionelle Netzwerkbetreuung.)

4.3.10

Bundestag und Internetmetaphern

Auf Stoppschilder folgen jetzt Leitplanken. Eine interfraktionelle Gruppe ohne Beteiligung der Linken (treibt sich die außerhalb der Leitplanken herum?) will "Leitplanken" für das Internet aufstellen.

Schutz des geistigen Eigentums gehört dazu. Richtet sich das gegen Google, gegen Blogger, die sich eifrig gegenseitig zitieren und verlinken, gegen die Bilderarchive der Wikipedia?

Nach den Stoppschildern vor kinderpornographischen Fallgruben statt ihrer Beseitigung gibt es Anlass daran zu zweifeln, dass Bundestagsabgeordnete bei der Aufstellung der "Leitplanken" überhaupt wissen wo und wie gefahren wird. Bitte nicht schon wieder Entscheidungen, ohne Experten zugehört zu haben.

2.3.10

Kölner Stadtarchiv zum Puzzle geworden

"Das größte Puzzle der Welt" nennt die taz die Reste der Archivalien des Kölner Stadtarchivs, die mit einer noch relativ harmlosen Darstellung der Zerstörung vom 6. März bis 11. April im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen sind.
Weiterhin ist noch nicht zu übersehen, wie groß die Schäden sind. Sie dürften aber in ihrer Bedeutung den Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar um ein Vielfaches übertreffen.