12.1.12

Schweizer: ein Millionenheer

Nicht nur deutsche Fürsten verkauften ihre Landeskinder als Soldaten, sondern auch Schweizer Familien, die darüber reich wurden.
Jost Auf der Maur, ein Abkomme einer solchen, inzwischen verarmten Soldatenhändlerfamilie, schreibt in Söldner für Europa darüber.
Über die vielhundertjährige Geschichte des Schweizerischen Söldnertums kamen, so hat er recherchiert, etwa eine Millionen Schweizer Söldner zusammen. Das in meiner Überschrift etwas reißerisch verkündete schweizerische Millionenheer kam also nie zusammen, es existiert nur virtuell, in der rückschauenden Betrachtung.
Heute sind vielleicht vierzig bis sechzig Schweizer in der französischen Fremdenlegion beschäftigt. Doch die Schweizer Neutralität, die der Schweiz jahrhundertelangen Frieden bescherte, ist nach Auf der Maurs Erkenntnissen wohl auch den Schweizer Söldnern zu verdanken ...
Das Bild eines Schweizer Söldner, wie Keller es in seiner Novelle Ursula zeichnet, hat nicht das Söldnerwesen, sondern die religiösen Wirren im Reformationszeitalter zum Thema. Doch tut man Keller nicht unrecht, wenn man feststellt, dass die Gestalt des Hansli, des ehemaligen Söldners als Hüter der Moral, nicht geeignet war, ein verharmlosendes Bild des Söldnerwesens zu dekuvrieren.

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