Herr Larbig sammelt Fragen über die Zukunft des Lernens. Offenbar, weil es ihm zu viele Gewissheiten über das zukünftige Lernen gibt.
Ich wüsste gern etwas mehr über das Lernen heute (wäre freilich auch schon dankbar, wenn ich mehr über das Lernen von früher wüsste).
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Wichtiger neuer Beitrag:
Georg Rückriem: Lernen ohne Pflichtschule – Ist das überhaupt möglich?, 14.2.13
Hier: Reaktion und weitere Diskussion (inklusive weitere Erläuterung von Rückriem), 20.2.13
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John Hattie ist in seiner Studie Visible Learning (2009) zum Ergebnis gekommen, es komme nicht auf die Methode an, übrigens auch nicht auf Klassengröße. (Eine noch etwas übersichtlichere Darstellung findet sich in der Zeitschrift der GEW Berlin.) [Kritik an Hattie]
Der von mir hochgeschätzte Jean-Pol Martin ist von Lernen durch Lehren überzeugt.
George Siemens ist in Zeiten des digitalen Lernens für Konnektivismus, zwar nicht als Methode, aber als Praxis. (Der MOOC-Maker-Course-2013 scheint ihn darin zu bestätigen.)
Meine Erfahrung ist: Es kommt auf den Lehrer an.
Ich habe mal einen Lehrer vertreten. Die Gruppe schien mir mittelmäßig zu sein. Dann kam er wieder und ich hospitierte in seinem Unterricht. Er startete mit einem Monolog weit über dem Niveau der Universitätsveranstaltung, die ich zu dem Thema besucht hatte. Zu meiner - nicht zu des Lesers - Verblüffung entstand sofort eine angeregte Diskussion auf eben diesem Niveau. In anderen Gruppen, die er unterrichtete, war es ähnlich.
Aber vielleicht habe ich diese "Theorie" von der Bedeutung des Lehrers auch nur entwickelt, um mir zu erklären, weshalb ich mit meinen Unterrichtsergebnissen - mit der Ausnahme ganz weniger Stunden - egal, welche Methode ich einsetzte - nie zufrieden war. Und gewiss ist es keine sehr hilfreiche Theorie, wenn man nicht weiß, wie man "den" Lehrer verändert. (Das weibliche Geschlecht allein ist meiner Erfahrung auch noch kein Allheilmittel ;-))
Übrigens: Nach dieser provozierend einseitigen Zusammenfassung meiner Erfahrungen werde ich noch einen ausführlicheren Beitrag dazu schreiben und hier verlinken.
Mich würde interessieren, was andere für Erfahrungen gemacht haben.
Deshalb rufe ich zu einer Blogparade auf: Worauf kommt es nach eurer Erfahrung beim Lernen an?
Ich bitte, eure Blogartikel hier in den Kommentaren zu verlinken, weil blogger.com das nicht automatisch leistet. Wer keinen eigenen Beitrag schreiben will, kann sich aber natürlich auch gern aufs Kommentieren beschränken.
Hier der Link zu meinem Beitrag:
Meine Erfahrungen mit Lehren und Lernen
(bei wordpress.com wegen dessen automatischer Verlinkung (Pingback)
Selbverständlichkeiten zu Lernen und Lehren
Parallel werde ich hier einige Beiträge verlinken, die mir zum Thema zu passen scheinen.
KH Pape: Über Zeit, Motivation, Verständnis – alles eine Frage der Erfahrung?
Lisa Rosa: Wichtig ist nur die Erstellung eines persönlichen Lernnetzes (Nach der Erstellung sind Lehrer Lehrer alten Typs überflüssig. Mehr dazu im Dialog von apanat und Lisa Rosa.)
Nach Downes haben Lehrende aber auch nach dem Konzept des Personal Learning Environment noch vielfältige Aufgaben. Diethild bittet im Rahmen von MOOC13 darum, genauer anzugeben, was wohl diese Aufgaben sind.
C. Spannagel: Erfahrungsbericht eines konnektivistischen Lerners über seine Mitwirkung am MOOCMakerCourse13 oder wie auch überzeugte Konnektivisten nicht jede Gelegenheit nutzen.
Jochen Robes über Ph. Schmidts Kritik an online-Kursen
teacheridoo: Erfahrungen mit kooperativem Lernen (8.2.13)
Ein wichtiger Kommentar, der Voraussetzungen für den Erfolg kooperativer Lerngruppen angibt.
Ein anderer zu den Gründen, weshalb es oft nicht funktioniert.
Literatenmelu: Schule als “Beziehungsverhinderungsantalt" oder "Schule im Aufbruch" (10.02.2013) Zwar handelt es sich hier wieder einmal nicht um einen Erfahrungsbericht, sondern trotz der Filterung durch Literatenmelu um ein weitgehend unkritisches Lob von Montessori- und Freinet-Pädagogik sowie die Vorstellung eines Unterrichtsversuchs (mit Unterricht, der ausdrücklich auf die Übernahme von Verantwortung mit Lernen an Herausforderungen abstellt) und dem Lob von "Spaß" als Motivationsgrundlage. Dennoch ist es ein wichtiger (nicht rein theoretischer Beitrag zur Frage, wie man lehren sollte, damit selbst organisiertes Lernen gelingt.
Katrina Schwartz: Sind die Lehrer von morgen darauf vorbereitet, innovative Techniken zu nutzen? (Ein Erfahrungsbericht darüber, dass man es ihnen an den Schulen eher austreibt als beibringt. Der Bericht ist (nach meinem Eindruck) getragen von der Idee, dass Technik besseres Lernen ermöglichen würde und nur die Schulen es verhindern.
Tina Barseghian: How Teachers Make Cell Phones Work in the Classroom (Wie Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern durch Handys gefördert wird) [Erfahrungsbericht oder Wunschtraum?]
27.1.13
23.1.13
Schüler schreiben ein Geschichtslexikon für Schüler
Daniel Bensen hat festgestellt, dass Geschichtsdarstellungen für Schüler meist nicht adressatengerecht formuliert sind (vgl. seinen Blogartikel dazu).
Da kam uns der Gedanke, ob man nicht Schüler für Schüler ein kleines Geschichtslexikon verfassen lassen könnte.
Wenn drei, vier Lehrer jeweils zwei, drei Klassen dafür gewinnen könnten, solche Artikel zu schreiben, könnte nach einiger Zeit eine ganze Menge zusammenkommen.
Ein Beispiel dafür, dass ein vergleichbares Unternehmen recht erfolgreich sein kann, ist dies Lexikon, das Grundschüler für Grundschüler geschrieben haben.
Für Geschichte gibt es etwas Entsprechendes meiner Kenntnis nach noch nicht. Deshalb habe ich im ZUM-Wiki eine Seite "Historische Stichworte" angelegt, auf der ein paar Beispiele aus dem ZUM-Wiki stehen und auf auf der solche Texte gesammelt werden könnten, bis eine größer angelegte Lösung sinnvoll wird.
Wer hat Lust mitzumachen?
Bitte auf dem Blog von Daniel Bernsen oder bei mir (in einem Kommentar oder bei Twitter) melden.
Da kam uns der Gedanke, ob man nicht Schüler für Schüler ein kleines Geschichtslexikon verfassen lassen könnte.
Wenn drei, vier Lehrer jeweils zwei, drei Klassen dafür gewinnen könnten, solche Artikel zu schreiben, könnte nach einiger Zeit eine ganze Menge zusammenkommen.
Ein Beispiel dafür, dass ein vergleichbares Unternehmen recht erfolgreich sein kann, ist dies Lexikon, das Grundschüler für Grundschüler geschrieben haben.
Für Geschichte gibt es etwas Entsprechendes meiner Kenntnis nach noch nicht. Deshalb habe ich im ZUM-Wiki eine Seite "Historische Stichworte" angelegt, auf der ein paar Beispiele aus dem ZUM-Wiki stehen und auf auf der solche Texte gesammelt werden könnten, bis eine größer angelegte Lösung sinnvoll wird.
Wer hat Lust mitzumachen?
Bitte auf dem Blog von Daniel Bernsen oder bei mir (in einem Kommentar oder bei Twitter) melden.
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13.1.13
Randers' Blick in die Zukunft oder "2052"
Eine Fortsetzung dieses Artikels
Jorgen Randers versucht, einen Vorausblick auf die kommenden 40 Jahre zu geben, der nicht zum Handeln auffordert, sondern der nur möglichst realistisch die Zukunftstrends beschreibt, die aufgrund der Entwicklung in den 40 Jahren seit Veröffentlichung des Berichts "Die Grenzen des Wachstums" zu erwarten sind. Außerdem gibt er möglichst wertneutral formulierte Empfehlungen für heute lebende Menschen in unterschiedlichen Ausgangssituationen ab. Von den 1972 vertretenen Positionen aus (Notwendigkeit der Beschränkung des Wachstums) könnte man manche davon zynisch nennen (vgl. auch dies).
Die scheinbare Abkehr von seinem 1972 eingenommenen Standpunkt erklärt er, wie folgt: Eine Psychologin habe ihm dazu geraten, sich weniger Sorgen zu machen und sich mit den Verlusten, die seit 1972 stattgefunden haben, abzufinden.
Man könnte dahinter freilich auch eine Veränderung der Argumentationsstrategie sehen. Er lässt Handlungsaufforderung, die in der Beschreibung der Tendenzen liegt, unausgesprochen und will so es dem Einzelnen erleichtern, sich darauf einzulassen, dass die Zukunft wirklich so aussehen könnte.
Denn wir Menschen neigen immer wieder zu der Vermeidungsstrategie, dass wir etwas, was uns zwingen würde, vorhandene Bequemlichkeiten aufzugeben, einfach nicht wahrnehmen. ("Es darf doch einfach nicht wahr sein, dass ich meinen Lebensstil ändern muss!")
Ein extremes Beispiel einer solchen Reaktion berichtet Arthur Koestler aus dem Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939). Einige Sozialisten hören davon, dass Falangisten sich ihrem Versteck nähern und beschließen zu fliehen. Aber als sie sehen, dass draußen ein schweres Gewitter tobt, bleiben sie doch im Haus.
Sie wurden alle von den Falangisten getötet.
Offenbar können wir uns nur sehr schwer zu Änderungen entschließen, so lange es uns gut geht.
Ich werde hier und an anderer Stelle noch auf das Buch "2052" zurückkommen. Noch habe ich es kaum in der Hand gehabt, aber ich halte es jetzt schon für sehr wichtig und möchte auch andere zur Lektüre anregen. Inzwischen habe ich auch einen Artikel im ZUM-Wiki dazu erstellt, in dem u.a. alle 20 Ratschläge von Randers angeführt sind. (Inzwischen gibt es auch einen Wikipediaartikel dazu.)
Schön wäre auch, wenn es in Kommentaren zu diesem und bald folgenden Blogartikeln zu einer Diskussion über das Buch kommen könnte.
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3.1.13
Lernen hat mit Personen und Beziehungen zu tun
John Hatties Studie Visible Learning versucht aus einer Vielzahl von Metastudien Ergebnisse aus Untersuchungen zu gewinnen, die insgesamt 250 Millionen Schülerinnen und Schüler im Blick hatten.
Seine einzelnen Aussagen (Unterricht muss klar strukturiert sein, das Lernziel muss klar sein, der Lehrer muss jeden einzelnen Schüler im Blick haben) scheinen banal. Wichtig erscheint mir dabei: Der Methodenstreit dient dem Konkurrenzkampf bei der Verbesserung der Methoden, das Wichtigste aber ist effektiver Einsatz verschiedener Methoden.
Ein Bericht über Hattie fasst zusammen, er rehabilitiere schulische Alltagserfahrungen.
Meine persönliche Erfahrung: Es kommt auf den Lehrer, den Schüler und das Schulklima an. Zum Schulklima gehören die Beziehungen der Schüler untereinander, die Beziehung schon Schülern und Lehrern und die Beziehung der Lehrer untereinander und zu ihren Vorgesetzten.
Das heißt für mich: Zu allererst müssen die Schüler die Chance haben, ihre Stärken zu entwickeln und ihre Schwächen abzubauen, aber auch die Lehrer müssen die Gelegenheit haben, das zu tun.
Ich habe als Lehrer immer mit Neid (mit Bewunderung gemischt mit dem Gefühl: "Das will ich auch können") auf Lehrer geblickt, die ihren Unterricht klarer strukturierten und ein besseres Verhältnis Verhältnis zu ihren Schülern hatten. Gut ist eine Schule dann, wenn sie den Lehrern erlaubt, voneinander zu lernen. Das gilt auch für eine Schulverwaltung.
Eine Schulverwaltung, die als oberstes Ziel hat, Vorgaben des Kultusministers zu erfüllen, achtet weder die Selbstentfaltungsmöglichkeiten der Schüler, noch die der Lehrer und auch nicht die der eigenen Person.
Die Menschen stärken, die Sachen klären. Dies Motto scheint mir durch Hatties Untersuchung bestätigt.
Aber das sollte man für sich selbst überprüfen.
Wer gern Videos sieht, mag zu dieser Klärung die folgenden beiden heranziehen:
21st century education
Hatties Ergebnisse
Nachtrag vom 25.4.13:
Ein Interview mit Hattie
Seine einzelnen Aussagen (Unterricht muss klar strukturiert sein, das Lernziel muss klar sein, der Lehrer muss jeden einzelnen Schüler im Blick haben) scheinen banal. Wichtig erscheint mir dabei: Der Methodenstreit dient dem Konkurrenzkampf bei der Verbesserung der Methoden, das Wichtigste aber ist effektiver Einsatz verschiedener Methoden.
Ein Bericht über Hattie fasst zusammen, er rehabilitiere schulische Alltagserfahrungen.
Meine persönliche Erfahrung: Es kommt auf den Lehrer, den Schüler und das Schulklima an. Zum Schulklima gehören die Beziehungen der Schüler untereinander, die Beziehung schon Schülern und Lehrern und die Beziehung der Lehrer untereinander und zu ihren Vorgesetzten.
Das heißt für mich: Zu allererst müssen die Schüler die Chance haben, ihre Stärken zu entwickeln und ihre Schwächen abzubauen, aber auch die Lehrer müssen die Gelegenheit haben, das zu tun.
Ich habe als Lehrer immer mit Neid (mit Bewunderung gemischt mit dem Gefühl: "Das will ich auch können") auf Lehrer geblickt, die ihren Unterricht klarer strukturierten und ein besseres Verhältnis Verhältnis zu ihren Schülern hatten. Gut ist eine Schule dann, wenn sie den Lehrern erlaubt, voneinander zu lernen. Das gilt auch für eine Schulverwaltung.
Eine Schulverwaltung, die als oberstes Ziel hat, Vorgaben des Kultusministers zu erfüllen, achtet weder die Selbstentfaltungsmöglichkeiten der Schüler, noch die der Lehrer und auch nicht die der eigenen Person.
Die Menschen stärken, die Sachen klären. Dies Motto scheint mir durch Hatties Untersuchung bestätigt.
Aber das sollte man für sich selbst überprüfen.
Wer gern Videos sieht, mag zu dieser Klärung die folgenden beiden heranziehen:
21st century education
Hatties Ergebnisse
Nachtrag vom 25.4.13:
Ein Interview mit Hattie
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