7.10.13

Zeitzeugen - Tonbandprotokolle vom Frankfurter Auschwitz-Prozess 1963-1965

Es gibt immer weniger Holocaustüberlebende, die als Zeitzeugen von den Lagern berichten können.
Doch jetzt sind die Tonbandprotokolle vom Frankfurter Auschwitzprozess online gestellt worden.
181 Holocaustüberlebende waren damals nach Frankfurt gereist, um ihre persönlichen Erfahrungen darzustellen.

Ich teile nicht den Optimismus, dass schon bald alle in die Kultur des selbstverantwortlichen Lernens entlassen werden könnten, ohne dass dadurch für unsere Kultur ein Verlust entstünde. Selbst für Habermas dürfte nicht nur Adorno als Vorbild und Lehrer wichtig gewesen sein.
Aber ich bin froh, dass jetzt vermehrt Jugendlichen wie Erwachsenen auch der Weg zu Originalquellen und eigener Nachforschung erleichtert wird.


In diesem Kontext nenne ich:

Kollektives Gedächtnis (LeMO, Zeitzeugenberichte vom 1. Weltkrieg bis heute)
Das Generationenprojekt

und verweise im übrigen auf den Artikel Zeitzeugen im Geschichtsunterricht im ZUM-Wiki.

Zur Arbeit mit Zeitzeugen allgemein verweise ich auf die kritische Anmerkung von Hans Mommsen in der ZEIT vom 30.8. 2012, S. 4 zum Thema „Der Wille zur Erinnerung“:
 „Unabhängig davon, dass die Zuverlässigkeit des Gedächtnisses von Zeitzeugen begrenzt ist und sie die infrage stehenden Handlungskomplexe schwerlich überschauen können – dies ist eben die Aufgabe des historischen Fachmanns – tendiert das sich auf sie abstützende Gedächtnis dazu, komplexe historische Zusammenhänge zu personalisieren und indirekt nationale Gesamtverantwortung zu verdrängen. […] Die Versuchung, die anstehende Erinnerungsarbeit [gemäß Kontext: seitens der nachfolgenden Generation] primär Zeitzeugen zu überlassen, impliziert ein apologetisches Element.“
Das "apologetische Element"  dürfte freilich gerade bei den Holocaustüberlebenden schwerlich den Wert des Zeitzeugnisses mindern.


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