28.6.16

Was sind Permalinks?

Ein sehr informativer Artikel von Digital Humanities München beginnt mit dem Eingeständnis, dass man auch erst dazulernen musste:
"An der Bayerischen Akademie der Wissenschaften haben wir mit der Einführung des Publikationsservers auch Permalinks eingeführt und uns über unsere „Permalink-Policy“ Gedanken machen müssen. Dabei haben wir auch Lehrgeld gezahlt. Deshalb, und damit andere es einfacher haben, im Folgenden einige Gedanken und Erfahrungen zu dem Thema."

Sinnvollerweise liest man den ganzen Artikel. Für die Schnellleser trotzdem hier schon einmal die Hauptpunkte: 

  1. Permalinks sind dauerhafte Netzadressen von digitalen Ressourcen. Dabei sichert der Bereitsteller der digitalen Ressource zu, dass die digitale Ressource unter der als Permalink erklärten Webadresse in unveränderter Form verfügbar bleibt.
  2. Permalinks erkennt man daran, dass ihre Permanenzeigenschaft durch eine öffentlich zugängliche Permalink-Policy ausdrücklich zugesichert wird.
    Beispiel für eine Permalink-Policy: https://de.wikipedia.org/wiki/Hilfe:Permanentlink .
    Beispiel für einen darunter fallenden Permalink: 
    https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Lola_Montez&oldid=154537216
     .
    Kein Permalink ist dagegen die Adresse: 
    https://de.wikipedia.org/wiki/Lola_Montez
    da der unter dieser Adresse verfügbare Artikel sich mit der Zeit durch Überarbeitungen verändern kann. – Dieses Beispiel zeigt die Bedeutung der ausdrücklichen Erklärung zu den Permanenzeigenschaften. Ohne sie würde man gerade im ersten Link nicht den Permalink vermuten, weil er ein Implementierungsdetail enthält: „.php“. Das ist ungünstig, wenn die Seite einmal nicht mehr mit PHP, sondern einer anderen Programmiersprache läuft.
  3. Für die Zitierbarkeit genügt ein Permalink. Digitale Identifikatoren, wie z.B. eine DOI-Nummer sind als Alternative ebenfalls möglich, aber nicht zwingend erforderlich, da sie ohnehin keine größere Permanenz der Ressource garantieren können als ein Permalink.
  4. Bei der Angabe einer URL in einem Literaturverweis sollte immer der Permalink angegeben werden. Die Angabe eines Zugriffsdatums ist überflüssig.
  5. Achtung: Nicht alles, was als Permalink bezeichnet wird, ist in dem eben beschriebenen Sinne permanent. Entscheidend ist, welche Permanenz-Eigenschaften in der Permalink-Policy ausdrücklich zugesichert werden (und wie vertrauenswürdig die dahinter stehende Institution ist).
    Beispiel: Die BV-Nummern im BV-Katalog haben ebenso wie die im BV-Katalog als solche bezeichneten Permalinks nur schwache Permanenz-Eigenschaften. Sie können im Rahmen der routinemäßigen Überarbeitung des Katalogs spurlos verschwinden.

Wie muss sich Ausbildung im Blick auf die Fortschritte bei künstlicher Intelligenz verändern?

Mit den Fortschritten bei künstlicher Intelligenz werden akademische Qualifikationen zunehmend unwichtiger. Davon ist Wolfgang Wahlster überzeugt, CEO des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI).
Das heutige Ausbildungs- und Karrieresystem muss demnach neu gedacht werden. Der Einstieg in gutbezahlte Berufe gelingt nach wie vor meist über fachliche Qualifikation, also die Leistung bei kognitiver Intelligenz. Sie ist etwa für Schach oder Go wichtig, "aber hier sind uns die KI-Systeme zum Teil schon überlegen", betont Wahlster. Zur menschlichen Intelligenz gehöre aber ebenso die sensomotorische, emotionale und soziale Intelligenz. "Hier sind Computer noch weit von unserer Performanz entfernt." Er plädiert daher dafür, diese Stärken in der Schule deutlicher zu fördern. Es gehe darum, nicht nur Wissen zu lehren, sondern auch das clevere Entscheiden in Alltagssituationen, das Bewerten, das Lernen zu lernen. "Das ist viel wichtiger als reines Fachwissen. Dort liegt der riesige Vorsprung des Menschen vor den Computern." (Künstliche Intelligenz: Uni-Studium verliert an Bedeutung, Technology Review 27.6.16)

Die Sicht von 2018

19.6.16

Bildung in der digitalen Welt

Strategie der Kultusministerkonferenz „Bildung in der digitalen Welt“
  Kommt jetzt endlich die richtige Bildungspolitik in Deutschland?
  (Lisa Rosas Kritik am Papier der KMK, 17.6.16)
"Diese Rede vom „Vorbereiten auf“ macht mich ja immer stutzig, denn die Menschen leben doch schon in der digitalisierten Welt, und das schon seit Jahren. Da kommt jede Vorbereitung schon rein zeitlich zu spät und kann doch nur als Begleitung gedacht werden. Es ist tatsächlich ein Hinweis darauf, dass noch gar nicht verstanden wurde, dass die digitalisierte Welt nicht erst nach der Vorbereitung betreten wird, sondern dass wir in ihr leben, ob wir es wollen oder nicht. [...]Ob es sich um die obszön niedrige Entlohnung von Erziehern und DaF-Lehrern oder um die miserable „student-staff-ratio“ in Deutschlands Schulen und Hochschulen handelt: Ohne einen dramatischen politischen Wechsel im Bereich der Personalressourcen wird auch diese neue „Strategie der ‚Bildung in der digitalen Welt‘“ nicht erfolgreich sein."

Einen Eindruck, worum es dabei praktisch geht, vermitteln die folgenden Publikationen:

Bundeszentrale zur politischen Bildung: "Notizen" aus der Welt der digitalen Bildung

ZUM-Wiki: Digitales Lernen; Digitale Medien

Das ZUM-Team im ZUM-Blog über eine Diskussion des Strategiepapiers zur digitalen Bildung der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin und eine gemeinsame Stakeholder-Konferenz von BMBF und KMK mit dem Titel „Digitaler Wandel in der Bildung: Perspektiven für Deutschland“ 

Der Blog Medienistik recht ausführlich zu denselben Veranstaltungen 




12.6.16

Was soll Schule leisten?

"Nach einem Jahr Silicon Valley gehören für mich Programmieren und Technikversiertheit auf den Stundenplan einer jeden Grundschule. Jedes Jahr, in dem hier nichts geschieht, fallen wir noch weiter gegen das Valley zurück." (Schulen im Silicon Valley: Der Sternenhimmel ist das Ziel, nicht die Versetzung, SPON 12.6.16)

"Es gibt [...] einen deutschen Schulpreis, nämlich den der "Starken Schulen". Hier stehen Erreichen der Ausbildungsreife, Abschlüsse und Anschlüsse im Mittelpunkt [...]. Es bewerben sich jedes Jahr zwischen 600 und 800 Schulen um die Auszeichnung "Starke Schule". Insofern ist er der "größte" deutsche Schulpreis. Verliehen wird er vom Bundespräsidenten.
„Starke Schule“ gibt es bereits seit dem Jahr 1999, damals noch unter dem Namen „Hauptschulpreis“." (Hauptschulblues 8.6.16)

Wenn das Geld von Reichen weiterhin nur Reichen zugute kommt, werden Arme weiterhin gegenüber Reichen ("gegen das Valley") zurückfallen. Schon immer hat Begabung nur im Ausnahmefall dagegen geholfen. (Fichte)
Daran müsste man etwas ändern. Zum Glück gibt es auch viele Ansätze (z.B. den*) dazu. Aber es ist mühsame Arbeit. 

*Zufällig [???]  geht es in der SchlaU-Schule genauso wie im Valley darum, das Selbstbewusstsein der Schüler zu stärken. Im Valley ist das leichter als bei traumatisierten Flüchtlingen. Ein Wunder? (Zu den Erfahrungen der Flüchtlinge weist Tommdidomm mich auf Denis Frohman [sieh auch] hin.)


8.6.16

Studie zu digitalem Lernen

Computer sollen in den Klassenzimmern Einzug halten, faz.net 7.6.16.

"Welche Risiken birgt das? Ein Bericht des Bundestages will es nicht so genau wissen und redet der Industrielobby nach dem Mund.

2016 scheint das Appelljahr für die Digitalisierung von Schulen und Hochschulen zu werden. Industrie und Bundesregierung wollen die Bildungseinrichtungen wachrütteln. „Programmieren gehört auf alle Lehrpläne“, forderte Telekom-Chef Timotheus Höttges [...]

Allerdings seien „die eigentlichen Gefahren und Risiken für Kinder und Jugendliche“ aus den Augen verloren worden: Cyber-Mobbing, Sexting und Cybercrime. Deutschlands bekanntester Cyberpolizist, der Brandenburger Kriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger, vermisst kompetente Aufklärung an Schulen über das zurzeit beliebteste Kinderspielzeug, die digitalen Spiele. „Kommunikationsrisiken von Online-Games, bei denen Kinder mit ihnen unbekannten Erwachsenen spielen, werden kaum erwähnt“, sagt Rüdiger.
Aber auch beim Lernen selbst bekommt das Papier keine guten Noten. Digitales Lernen werde zu sehr als „geräte- und technikabhängiger Prozess verstanden“. Es müsse aber an seinem pädagogischen Nutzen für Schule und Unterricht gemessen werden, sagt René Scheppler, ein Vorreiter digitalen Lernens, der lange für die Digital-Initiative „D21“ Lehrerfortbildungen organisierte. In der Tat verwundern die Quellen der Autoren. Wichtigster Stichwortgeber ist ausweislich der Literaturliste die Industrielobby Bitkom."
Meine persönliche Sicht auf das "Appelljahr für die Digitalisierung von Schulen und Hochschulen" findet sich im vorigen Artikel, der weitere Kontext bei "Lobbyismus an Schulen".

3.6.16

"Zugang zum Internet so selbstverständlich wie Zugang zu Wasser"??

In meinem persönlichen Umfeld gelte ich nicht wenigen als internetsüchtig. Und bei unvoreingenommener Betrachtung meines Verhaltens konstatiere ich bei mir mehrere Gewohnheiten, die typisch für Suchtverhalten sind. Aber dass der "Zugang zum Internet so selbstverständlich wie Zugang zu Wasser" werden solle, halte ich für schlimmer als das Missverständnis der Metapher von Datenautobahnen als realen Straßen.
Hier der Kontext des Zitats, auf das ich mich beziehe.

Erstens, weil Wasser, Luft und Nahrung seit Millionen von Jahren unbedingte Voraussetzung  für das Überleben aller Säugetiere, die Menschen inklusive, waren. Und noch auf absehbare Zeit zwar der Fortbestand der heutigen Gesellschaften, nicht aber der der Einzelwesen vom Internet abhängt.
Zweitens, weil Wasser inzwischen für Millionen von Menschen weit weniger selbstverständlich ist als für uns der Zugang zum Internet, mit tödlichen Folgen. Nicht zuletzt aufgrund der Kriege um Zugang zu Wasser.

Natürlich ist das Internet für unsere Gesellschaft weit notwendiger als vieles, was heute oft als "alternativlos" bezeichnet wird. Und um differenziert meine Ansicht über die Wichtigkeit des Internets darzustellen, müsste ich mich seitenlang darüber ergehen, wie wichtig es ist.
Hier aber möchte ich dennoch erst einmal festhalten:
Der Zugang zu Wasser ist ein Menschenrecht, das leider für viele Menschen sehr infrage gestellt ist.
Der Zugang zum Internet ist es - zu Recht - noch nicht.

Anders als das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Aber das ist ein Thema, was hier ebenfalls nicht differenziert erörtert werden kann. Nur eine Formulierung von Sabine Leutheusser-Schnarrenberg möchte ich zitieren:
"Es geht um die grundgesetzlichen Freiheitsrechte, die die Grundlagen unserer Demokratie sind und die durch technische Entwicklungen nicht ausgehöhlt werden dürfen." (Big Data und Datenschutz. Kein Internet ist keine Lösung in: Das Netz. Jahresrückblick Netzpolitik 2015/2016, S.65)