Nach seinem Bericht über den Tod einer engagierten Lehrerin, die sich offenbar von den Anforderungen der Schulaufsicht überfordert fühlte, schreibt Martin Spiewak jetzt in der ZEIT:
"Kaum jemand in der Schulverwaltung scheint alle Reformen zusammen in den Blick zu nehmen. So muss es misslingen, die Schulzeit zu verkürzen, den Unterricht zu verdichten und gleichzeitig lernschwache Schüler zu fördern."
und fährt dann fort:
"Kein Stopp der Reformen also, aber eine Art Moratorium. Bevor die Bildungspolitik weitere Neuerungen ausprobiert, sollte sie prüfen, welche der bisherigen sich als sinnvoll erweisen. Zehn bis fünfzehn Jahre dauere es, schätzte der ehemalige Pisa-Koordinator Jürgen Baumert einmal, bis Schulreformen Früchte tragen. Diese Zeit sollte man den Schulen geben ..."
Was statt dessen passiert, berichtet eine Lehrerin aus Thüringen:
"Kurz nach der Wende wurde beschlossen, das Abitur um ein Jahr nach vorne zu verlegen. Arbeitspläne wurden umgeschrieben, die Kollegien richteten sich auf die Veränderung ein. “Kommando zurück!”, hieß es dann aber plötzlich: Thüringen lässt sich wieder ein Jahr mehr Zeit. Dieses Jahr bedeutet das eine Doppelbelastung, da sowohl in der 12. als auch in der 13. Klasse Abiturarbeiten geschrieben werden. Nicht wenige Lehrkräfte unterrichten in beiden Klassenstufen."
Beachtenswert ist auch, was Lehrer auf Spiewags Bericht über das Schicksal der Lehrerin zu sagen hatten.
Ich stimme dem Kommentar einer Lehrerin voll zu, die schrieb:
"Kinder nur noch als Hardware zu sehen, in die möglichst effizient möglichst viel Daten einzuspeichern sind, wäre für uns als Studenten zu wilhelminisch gewesen. Wir wollten Kinder nicht als Material benutzen, wir wollten ihnen auf ihrem Weg einen Schritt weiterhelfen. Wir hatten also andere Erfolgkriterien als die, um die es jetzt geht."
Die Zielvorgabe, die Finnland bei den PISA-Tests so erfolgreich gemacht hat, war:
Kein Kind soll zurückbleiben.
Die Zielvorgabe, die Vergleichsarbeiten in den 3. Grundschulklassen haben, sind andere. Hier wird gefordert, dass alle Kinder vorgegebene Mindeststandards erfüllen.
Wenn das unter den gegenwärtigen Bedingungen geschieht, bedeutet das, dass mehr Kinder zurückbleiben müssen.
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