Danach aber geschah das (mittlerweile nicht mehr ganz) Überraschende: Der Kurs kam in einen Diskurs, wie ich ihn in dieser Qualität in dieser Lerngruppe kaum einmal erlebt habe. Es tauchten Unschärfen bei Begriffen auf, die geklärt werden mussten und geklärt wurden; verwundert fragten sich die Schülerinnen und Schüler, ob die Beauvoir als Frauenrechtlerin in diesem Text etwa die bisherige Rolle des Mannes verteidigen wolle und drang über diese Frage sehr tief in den Text ein.
So berichtet Torsten Larbig über seine Erfahrungen mit "Lernen durch Lehren" im Prüfungshalbjahr der 13. Klasse, wo eine neue Methode einzuführen, er ursprünglich für zu gewagt hielt.
Streng genommen war es ja nicht das gesamte Konzept, sondern nur ein kleines Element daraus, wie es jeder Lehrer in seinem Unterricht einsetzen kann, ohne seinen übrigen Unterrichtsstil verändern zu müssen. Aber erst seine positiven Erfahreungen mit Lernen duch Lehren (LdL) in anderen Gruppen brachten ihn dazu, dies Element von LdL ganz ohne Vorbereitung auch in der 13 einzuführen. Mit welchem Effekt, beschreibt er so:
Nach einer Weile tauchte sogar der Begriff »Dialektik« in den Schülermündern auf. Schritt für Schritt entstand ein echtes Verständnis des Textes, wurden Bezüge zu fast allen Lektüren der Oberstufe deutlich. Der Text bekam zudem einige zusätzliche Dimensionen, die ich bei der Vorbereitung der Stunde so überhaupt nicht gesehen hatte. Ja, auch ich habe in dieser Doppelstunde dazu gelernt. Und was ich mit das tollste finde: Nach allen bislang von mir mit LdL durchgeführten Stunden klatschten die Mitschülerinnen und Mitschüler der Moderation am Ende Beifall, so auch in dieser – völlig spontan, als ein echtes Bedürfnis. Das tut nicht nur der Atmosphäre in den Lerngruppen gut, sondern ist für mich auch Ausdruck, dass die Schülerinnen und Schüler diese Stunden nicht für verlorene Stunden halten.
1 Kommentar:
Stimmt, das war nur ein Element von LdL. Und der Zusammenhang ist folgender: bei LdL sind die Schüler nie sicher, dass ihre lehrenden Mitschüler den Stoff richtig wiedergeben. Oft verstehen sie auch nicht, was ihre lehrenden Mitschüler erklären. Auf diese Weise entstehen oft Unklarheiten. Und diese Unbestimmtheiten werden fruchtbar genutzt, indem hinterfragt, in Zweifel gezogen, permanent auf Klärung gedrängt wird. Das geschieht nicht, wenn der "echte" Lehrer den Stoff darstellt. Es wird nicht um Klarheit gerungen, umso weniger, als der Lehrer gerade die eigenen Kompetenz darin sieht, dass er den Stoff klar darstellt.
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