Ich gebe Melanie Gottschalk recht mit ihrer Aussage:
Web 2.0 bietet Schülern, Lehrern und Gesellschaft größerer Vernetzung. In einer Stunde kann man nicht alle 33 Schüler zu einer Frage zu Wort kommen lassen. Im Weblog können alle 50 Beteiligten einbezogen werden. (Eine Beobachtung, die im Studio bestätigt wurde, weil zu viele zu Wort kamen.)
Dennoch: die Vorstellung, web 2.0 wäre als blended learning die Lösung unseres Bildungsproblems, ist für mich ein Irrtum. Der sinnvolle Umgang mit web 2.0 setzt sehr viel mehr Fähigkeit, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, voraus, als sie der Durchschnittslernende in Schule und Medien bisher erwirbt.
Meines Erachtens bleibt von Hentigs Motto richtig: Die Menschen stärken, die Sachen klären.
Die Menschen müssen dadurch gestärkt werden, dass sie genügend persönliche Zuwendung erfahren, dass ihre Neugier über ihr Sicherheitsdenken und ihre Konzentration über die Ablenkungen siegen kann.
Sie müssen dadurch gestärkt werden, dass sie lernen, ihren Lernprozess und den der Gruppe mitzugestalten (Selbstwirksamkeit).
Dann kann greifen, dass das Klären der Sachen technisch erleichtert wird und dass der Kontakt mit ähnlich Interessierten durch das Internet räumlich viel stärker ausgreifen kann, durch die Wikimethode die Zahl der Mitarbeiter an einem Projekt immens erhöht werden kann.
"Noch nie war die Diskussion im Café so asynchron mit der im begleitenden Weblog", stellte der Liveblogger fest. Das lag an der Überforderung der Moderation im Café sowie dem Scheitern der Skype-Interviews und der daraus resultiernden Unruhe im Netz, weil man das Thema web 2.0 vermisste.
cervus brachte es bei Twitter auf die Formel: "die heidelberger kreativregion.de ist leider an skype gescheitert. web2.0 ist noch nicht schulreif."
Doch zu Recht hat er zuvor Sina Kaufmann zitiert mit ihrem Hinweis auf die Chance: "Das Internet kann die allgemeine Resignation vor den großen Aufgaben der Weltgemeinschaft durchbrechen." und ihrer von Adrian Kreye in der SZ übernommenen Warnung vor einer Ideologiesierung des Netzes:
In einem Land aber, in dem die Politik das Internet mit Begriffen wie Sucht, Pornographie und Verbrechen besetzt, wird es schwer sein, das Internet in Schulen zu bringen und dort eine Generation für digitale Berufe zu erziehen. Das aber ist kein kultureller oder gesellschaftlicher, sondern ein volkswirtschaftlicher Schaden, der den Weg in die Bildungs- und Innovationswirtschaft erschwert.
Ein interessanter Abend.
1 Kommentar:
hallo fontanefan,
danke für deine teilnahme und den bogbeitrag - wir macher und moderatoren haben bei dieser veranstaltung (die fünfte der serie) mit am meisten gelernt. nicht nur von den gästen, sondern auch über die kommentare im liveblog. leider ist der im kaffee bisher nicht integriert gewesen (keine twitterwand o. ä.), helge thomas als traditionelles bindeglied zwischen "!drinnen und draussen" war diesmal auch nicht mit an bord ... aber gemäss unserem motto "dumm, aber lernfähig" werden wir uns steigern. nicht zuletzt dank eurem feedback!
grüsse aus der kreativregion
lutz berger
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