3.8.09

Was Computer leisten

"Die Lehrerinnen und Lehrer haben mehr Zeit, sich erzieherisch mit einzelnen Kindern zu befassen, manchmal eine ganze Viertelstunde lang, ohne daß die anderen von ihren Aufgaben abgelenkt werden. Und trotzdem leidet die unterrichtliche Kommunikation nicht. [...] Lisa und Julian lernen ganzheitlich zu denken und zu handeln. Sie lernen Folgen zu bedenken und ausgewogen zu handeln. [...] Tatsächlich können seit der Jahrtausendwende alleine wegen der Finanzierungsprobleme in Deutschland nicht mehr alle frei werdenden Stellen in der Lehre besetzt werden. Aber die meisten Beteiligten anerkennen, daß diese Einschränkung nicht automatisch zu einem Qualitätsverlust oder einer spürbaren Einschränkung der Studienqualität führte. Im Gegenteil, nach einer angemessenen Zeit der Einstellung auf die neuen Möglichkeiten und Methoden wurde überwiegend ein Zugewinn an Lernqualität anerkannt."
So weit ein Bericht vom 25. Mai 2004.

Abgedruckt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in einem Bericht über die Cebit von 1995. Darüber, was Computer den Lehrern seit 1995 so alles beschert haben, kann man in diesem Blog z.B. unter dem Schlagwort LUSD nachlesen.
Dabei blogge ich viel zu lange und arbeite ich viel zu gern mit Wikis, als dass ich leugnen wollte, dass mit Hilfe von Computer und Internet viele neue Unterrichtsmöglichkeiten hinzugekommen sind. (Web 2.0)
Aber den Prognosen, dass Computer im Bildungsbereich Personal einzusparen helfen würden oder gar Erziehungsprobleme lösen könnten, sollte man besser misstrauen. Nicht zuletzt mein letzter Blogeintrag zu den Folgen der Verbreitung der SMS als Kommunikationsmittel weist in eine andere Richtung.

Ergänzend darf ich auf die Erfahrungen hinweisen, die Microsoft mit neuen Computerprogrammen gemacht hat:
Bob, die intelligente Computersteuerung, Spot, die Uhr, die abhängig von der Uhrzeit dem Besitzer Informationen liefern sollte, die seinen persönlichen Vorlieben entsprechen, Barney, der Comiocsaurier für Lernsoftware, Mira, das Display, mit dem man, statt ein Notebook herumzutragen, seinen Computer aus der Entfernung bedienen können sollte, der MSX-PC, der UMPC Kleinstcomputer und die Tablet PC Edition, alles Flops.

Ein anderes eindrucksvolles Beispiel für Fehlleistungen von Computerprogrammen bieten die Kfz-Zulassungsstellen. Seit dort ein Bearbeitungsprogramm des staatlichen Rechenzentrums eingeführt worden ist, erhöhten sich die Bearbeitungszeiten pro Fall um über 100 Prozent (statt ca. Minuten im Juli 2009 auf ca. 55 Minuten). Im Kreis Darmstadt-Dieburg wurden kurz nach Einführung des Programms "Kfz 21" des Tochterunternehmens des staatlichen Rechenzentrums Ekom 21 200 Kennzeichen-Nummern doppelt vergeben, weil sie fehlerhaft ins Archiv verschoben worden waren. Bei der Umstellung auf ein besseres Programm muss freilich mit Umstellungsschwierigkeiten gerechnet werden, die zwischenzeitlich eine noch höhere Bearbeitungszeit zur Folge haben werden.

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