In den USA gibt es wie in Europa Akademikerarbeitslosigkeit. Besonders schlimm ist es aber mit dem akademischen Nachwuchs. Wem früher die Habilitation offen stand, für den ist es heute schwer, ein Promotionsstipendium zu bekommen. Glücklicherweise gibt es nun aber in den USA eine Stiftung, die großzügige Promotionsstipendien vergibt, richtige Gehälter, von umgerechnet $ 10 000 im Jahr. Und außerdem arbeitet sie mit einem Institut zusammen, das hervorragende Arbeitsbedingungen bietet: großzügig ausgestattete Labors, die leistungsfähigsten Computer. Natürlich fördert sie nur die begabtesten Studenten, Leute, die in einer normalen Studienzeit zwei bis drei verschiedene Studien abschließen und nebenher noch Zeit zur Einarbeitung in Spezialgebiete finden. Aber auch für den Begabtesten der Begabten sind solche Stipendien natürlich hochattraktiv. So auch für D., mit 23 Jahren bereits Absolvent zweier naturwissenschaftlicher Studiengebiete, außerdem Spezialist für Computer und Laser. Befreundet mit der Studentin E., mit der ihn das politische Engagement gegen die atomare Rüstung verbindet. - Das neue Institut, an dem er arbeitet, steht etwas abseits. Man kann sagen in der Wüste. Seine Freundin kann er nur noch an Wochenenden sehen, wenn überhaupt. Was er ihr vom Computer vorschwärmt, dem leistungsfähigsten, den er, der Computerexperte, je gesehen hat, kann sie nicht verstehen.
Ihre Frage: "Wofür arbeitest du denn?" kann er nicht verstehen, wo doch die Arbeit so hochinteressant und faszinierend ist. Doch antwortet er ihr und versucht ihr die Faszination des Computerprogramms, das er entwirft, klarzumachen. Sie versteht das Programm nicht, aber sie sieht, dass er fasziniert ist. Ihn interessiert ihre politische Arbeit nicht mehr so, das Programm, sein Programm, hat ihn gepackt. Wie Hunderte hochbegabter junger Wissenschaftler (meist unter 30) in diesem Institut lebt er ganz der Arbeit. Nur noch zum Essen verlässt er kurz den Computer. Schnell zum Kühlschrank, ein Brot mit Erdnussbutter bestrichen und weiter. Seine Freundin wird eifersüchtig - auf das Programm. Sie stellt fest, was er inzwischen auch weiß, dass das Institut ganz auf militärische Forschung ausgerichtet ist. Er arbeitet am Star-Wars-Programm (Strategig Defence Initiative - DSI). Sie stellt ihn zur Rede, erinnert ihn an ihre gemeinsamen politischen Überzeugungen - von früher. Er spricht von der Faszination des Programms. Sie hadert mit ihm. Da gelingt ihm der Durchbruch. Der Superlaser, der Laser, der feindlichen Raketen vernichten kann! Er hat ihn erfunden. Präsident Reagan kann seine berühmte Star-Wars-Rede halten. Und er - noch nicht dreißig - erhält höchste wissenschaftliche Anerkennung. Wäre seine Erfindung nicht für das Star-Wars-Programm, er erhielte sicher den Nobelpreis dafür. Die Geschichte - ein modernes Märchen - ist wirklich geschehen. Die E., seine Freundin, hat sie erzählt. Natürlich ist die Freundschaft jetzt zerbrochen. Doch nicht nur das ist es, was sie bekümmert: Die Höchstbegabten des ganzen Landes werden eingekauft, für £ 30.000 pro Stück, eigentlich ganz preiswert. Sie werden geködert mit dem faszinierenden Supercomputer. Und benutzt für die Rüstungsindustrie.
Um die Arbeitslosigkeit, um den Umweltschutz, um die Dritte Welt mögen sich die Zweitklassigen kümmern. Unsere Elite gehört dem Computer und der Rüstung. Sie meinen, so leicht sei es nicht, Menschen einzukaufen? Sind Sie so sicher? Sind Sie jung, intelligent und computerbegeistert, mit Geld etwas verwöhnt, aber im Augenblick noch ohne Stellung? Etwa ein Viertel aller Wissenschaftler der Welt (manche Schätzungen liegen bei einem Drittel) arbeitet direkt oder indirekt an Rüstungsprojekten mit.
30.8.09
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