29.11.09

Wie weit sollte Web 2.0 in den Unterricht integriert sein?

Leoni Schlick berichtet in DNAdigital sehr anschaulich über ihre Erfahrungen mit Computern und Internet im Unterricht und klagt:
Es wird noch immer mehr auf die Rentabilität einer Schule geachtet, als auf die Umsetzung neuer Medien und neuer Lehrmethoden, die vielleicht noch etwas Zeit brauchen, um ihre Wirkung zu zeigen.
Sie fordert (am 3.10.2008):
Lehrer und Führungskräfte müssten besser geschult werden, um bereits Kindern zu zeigen, was das Internet alles bietet.
Wenige, die ich kenne, tauschen sich in Foren aus, obwohl es so eine wundervolle Einrichtung ist, um Fragen zu stellen und Informationen und Hilfe zu erhalten.
Die Kinder kennen es oft nicht oder haben noch keinen Spaß am Schreiben.

Genau ein Jahr darauf äußert sie dann:
Da könnte sich einem schon mal die Frage stellen, was dieser Hype eigentlich soll. Ist es nun wichtig, sich um das "Warum wird es doch nicht so angenommen" zu kümmern oder lieber darum, was die neue Generation (und zwar die gesamte) wirklich will und vor allem braucht?
Müssen der Jugend von heute nun alle Tools auf Teufel komm raus näher gebracht werden oder bleibt man bei den alten Methoden und passt diese nur ein wenig an die heutigen technischen Möglichkeiten an?

Es lohnt sich, die vollständigen Äußerungen zu lesen, weil man selten von Schülerseite Begeisterung für die medialen Möglichkeiten und große Skepsis zur Frage, ob sie wirklich der Schülerschaft insgesamt etwas bringen von ein und derselben Person dargestellt findet.
Ich würde mich freuen, wenn diese Beiträge von Leonie eine Diskussion anregen könnten, und hebe nur eine Formulierung heraus: "Es wird noch immer mehr auf die Rentabilität einer Schule geachtet, als auf die Umsetzung neuer Medien".
Ist das nur der Einfluss neoliberalen Denkens auf seiten der Lehrerschaft oder gibt es noch andere Gründe?

27.11.09

Internetkultur

Geert Lovink: Dark Fiber. Auf den Spuren einer kritischen Internetkultur (Copyright engl. 2001, dt. 2003, jetzt bei der Bundeszentrale für politische Bildung) will "die blinden Flecken der noch herrschenden cyberlibertären Ideologie" aufdecken. Lovink ist ein Insider und selbst 1993 maßgeblich am Aufbau der Digitalen Stadt Amsterdam beteiligt gewesen. Seine Darstellung mäßigt den Optimismus, der in John Gilmores Ausspruch zusammengefasst ist, das Internet "behandelt Zensur als Funktionsstörung und umgeht sie".
Bei Zensur denkt er freilich noch nicht an Administratoren der Wikipedia, denn als er seine Aufsätze schrieb, gab es noch keine Wikipedia, und selbst als das Buchg herauskam, steckte sie noch in den Kinderschuhen.
Vielmehr berichtet Lovink in Fallstudien von Die Digitale Stadt (DDS) und der Mailingliste Nettime aus der Zeit der Entstehung des Internet und vor seiner Kommerzialisierung. Die Digitale Stadt war ein Stadtnetz für Amsterdam (und die weitere Umgebung), an das schon in den achtziger Jahren nahezu alle Amsterdamer Haushalte angeschlossen waren und in dem eine von Bürgern eigenständig entwickelte Netzkultur entstand und von Koordinatoren gefördert wurde. Die Mailingliste Nettime wollte die Vorherrschaft der 1993 gegründeten Zeitschrift Wired bei der Diskussion von Netzproblemen aufbrechen.
Lovink weit auf die Probleme hin, die jedes offene Internetforum hat: Rauschen (eine Fülle relativ nichtssagender Beiträge) und Flame-War (Hassdiskussionen). Faszinierend zu lesen, wie diese Probleme vor der Entstehung von Wikipedia gesehen wurden und daraus darauf zu schließen, was Wikipedia auf diesem Feld gelungen ist: Große Ordnung und Möglichkeit, das Rauschen zu vermeiden, und eine Diskussionskultur, die beleidigende Äußerungen in Grenzen hält (freilich oft recht weit gesteckten Grenzen). Die Gefahr, dass solche Moderierung die Offenheit und Lebendigkeit der Arbeit gefährdet, war freilich in der Wikipedia schon lange sichtbar und ist mit der "Wikipedia-Zensurdebatte" auch einer etwas breiteren Öffentlichkeit bewusst geworden.
Das Buch ist eine Sammlung von Arbeiten, die weitgehend in den 90er Jahren entstanden sind.
In einem Aufsatz stellt er XTime, etoy.TIMEZONE und InternetTime von Swatch vor.

Über diesen Blog

Wenn statt Blogeinträgen hier nur Links eingetragen werden, ist das ein Beweis dafür, dass ich entweder nicht die Zeit habe oder mir nicht die Zeit nehme, etwas, was ich für durchaus bemerkenswert halte, zu kommentieren.
Zur Zeit verbringe ich mehr Zeit als sonst mit Besuchen, auch Klinikbesuchen (Besucher) und Arztbesuchen (Patient), und Gesprächen, auch Telefongesprächen. Ich halte das für richtig, auch wenn der Anlass dafür wenig erfreulich ist.
Ich lese auch mehr Unterhaltungsliteratur und habe über die letzten Monate mehr Bücher aus dem Haus als ins Haus geschafft. Auch das halte ich für richtig.

Dieser Blog ist nicht entstanden, weil ich von meiner Botschaft so überzeugt wäre, dass ich meinte, viel Zeit in sie investieren zu sollen. Vielmehr entstand er, weil ich glaubte, nicht nur mein politisches Tagebuch, sondern auch mein privates zu Teilen sinnvoll öffentlich führen zu können. Bald wurde daraus ein Lehrertagebuch, und das blieb es auch nach meiner Pensionierung. Gegenwärtig ist eine Phase, in der ich deutlich mehr Zeit für anderes brauche als für die Beobachtung der pädagogischen Szene.
Das wird sich vermutlich ändern.

13.11.09

Links

Für spontane Präsentationen die 2-5-1-Methode

Über häusliche Gewalt und die Hilfsorganisation Refuge im Guardian vom 27.11.09

Associated Press
wehrt sich gegen die Verlinkung seiner Nachrichten

Schirrmacher über die Überforderung der Menschen durch das Internet

Seit 1973 wurden 6 Millionen Bilder von Jesu Mafa verschickt, die das Leben Jesu an die afrikanische Kultur angepasst darstellen.

Bischof Enrique Figaredo von Battambang in Kambodscha bezeichnet Rollstühle als das achte Sakrament, weil sie Landminenopfern helfen. Kamboscha hat weltweit die meisten Landminenopfer.

Streikwiki der PH Ludwigsburg

Streikblog PH Ludwigsburg

Zahl der pensionierten Lehrer steigt von Jahr zu Jahr (Lehrerfreund)

Datenmanipulation von Klimaforschern?

Geheimbericht über Irakinvasion

US-Präsident antwortet kubanischer Bloggerin (hier zum Blog)

Monira Rahmans Einsatz für die Opfer von Säureattentaten

Katrin Hartmann: Ende der Märchenstunde (Kritik an der Vermarktung des Bio-Gedankens)

Die russisch-orthodoxe Kirche beendet die Zusammenarbeit mit der EKD (Begründung: Geschiedene Frau als Ratsvorsitzende der EKD für sie nicht tolerierbar)
Offenbar haben die Kirchen noch nicht so zueinander gefunden, wie wir gehofft hatten.

Hölderlin: Heidelberg


Heidelberg: Blick auf Neckar, Brücke und Schloss (aus Wikipedia Commons)




Heidelberg

Lange lieb ich dich schon, möchte dich, mir zur Lust,
Mutter nennen und dir schenken ein kunstlos Lied,
Du, der Vaterlandsstädte
Ländlichschönste, so viel ich sah.

Wie der Vogel des Waldes über die Gipfel fliegt,
Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei dir glänzt,
Leicht und kräftig die Brücke,
Die von Wagen und Menschen tönt.

Wie von Göttern gesandt, fesselt' ein Zauber einst
Auf die Brücke mich an, da ich vorüber ging
Und herein in die Berge
Mir die reizende Ferne schien

Und der Jüngling, der Strom, fort in die Ebne zog,
Traurigfroh, wie das Herz, wenn es, sich selbst zu schön,
Liebend unterzugehen,
In die Fluten der Zeit sich wirft.

Quellen hattest du ihm, hattest dem Flüchtigen
Kühle Schatten geschenkt, und die Gestade sahn
All' ihm nach, und es bebte
Aus den Wellen ihr lieblich Bild.

Aber schwer in das Tal hing die gigantische,
Schicksalskundige Burg nieder bis auf den Grund,
Von den Wettern zerrissen;
Doch die ewige Sonne goß

Ihr verjüngendes Licht über das alternde
Riesenbild, und umher grünte lebendiger
Efeu; freundliche Bilder
Rauschten über die Burg herab.

Sträuche blühten herab, bis wo im heitern Tal,
an den Hügel gelehnt oder dem Ufer hold,
Deine fröhlichen Gassen
Unter duftenden Gärten ruhn.


Eine Burg hängt, eine Brücke tönt, die Ferne scheint in die Berge, Gassen sind dem Ufer hold.
Adjektive werden von ihren Substantiven getrennt.
Nichtssagende Adjektive wie reizend, freundlich, lieblich und "unds" die Menge.
Verquere Wortstellung, immer wieder getrennte Zusammenhänge.
Und Bilder wie der Strom glänzt vorbei, das Bild bebt aus den Wellen.

Warum gilt dies Gedicht trotz aller Heidelbergromantik als das gelungenste über Heidelberg?

Kellers Strophe zeigt uns die Brücke doch so viel treffender als Hölderlins Bild vom Waldvogel:
Schöne Brücke, hast mich oft getragen,
Wenn mein Herz erwartungsvoll geschlagen
Und mit Dir den Strom ich überschritt
Und mich dünkte, deine stolzen Bogen
Sind in kühnerm Schwunge mitgezogen
Und sie fühlten mein Freude mit.

Warum gräbt man die erste Strophe dieses kunstlosen Liedes in Stein und nicht Goethes
Hintenan, bebuscht und traulich,
Steigt der Felsen in die Höhe;
Und mit hohem Wald umzogen,
Und mit Ritterschloß gekrönet"
Ist es doch ein Schloss und keine Burg, wie es bei Hölderlin heißt. Und was soll das mit der hängenden Burg?

Lange lieb ich und dann beim Blick von der Brücke traurigfroh bereit liebend unterzugehn. Es ist etwas anderes als Beschreibung und mehr als Lob.

Wie das - angeblich kunstlos - erreicht wird, ist genauer zu betrachten.
Es ist eine Ode mit asklepiadeischen Strophen. Das Versmaß fließt dahin, wird aber nicht nur durch die Innenzäsuren der ersten beiden Zeilen, sondern stärker noch durch das Aufeinanderfolgen von zwei Hebungen an Schluss und Anfang der beiden ersten und am Anfang der dritten Zeile bestimmt.

Auf die erste Strophe, die eine Art Einleitung darstellt, folgen zwei Bilder: zum einen Brücke mit Fluss, zum anderen das Schloss (hier Burg genannt). Das sind die beiden Elemente, die noch heute den berühmtesten Blick auf die Stadt prägen. Beide Bilder enthalten ein bewegtes Element: beim ersten ist es der Strom, der in die Ebene zieht. Beim zweiten sind es die Bilder, die über die Burg herab rauschen.
Die Abwärtsbewegung des zweiten Teils ist recht dramatisch gestaltet: Die Burg liegt nicht am Hang, sondern hängt "schwer in das Tal", als ob sie abzustürzen drohte und die Stadt dadurch gefährdete. Zusätzlich wird durch die Voranstellung des "nieder bis auf den Grund" in der folgenden Partizipialkonstruktion zunächst die Assoziation erweckt, die Burg hinge bis auf den Talgrund. (Der Hinweis "von den Wettern zerrissen" bezieht sich übrigens auf den durch zwei Blitzeinschläge verursachten Brand von 1794, der letztlich der entscheidende Grund war, weshalb das Schloss Ruine blieb.)
Das "doch" der nächsten Zeile leitet dann aber nicht nur ein freundlicheres Bild ein, sondern lenkt den Blick wieder neu nach oben, von wo aus dann das Licht gegossen werden kann, die Bilder rauschen, die Sträucher und Gassen den Hang herunter kommen.
Eine Spannung ergibt sich daraus, dass gerade die ewige (und somit uralte) Sonne das vergleichsweise neue Schloss verjüngt. Damit wird die verschönernde und belebende Rolle des Lichts noch stärker hervorgehoben, verstärkt durch das vorangestellte "lebendiger". Während der Pflanzenbewuchs von Mauern an sich eher den Eindruck verstärkt, dass es sich um ein älteres Gebäude handelt, zumal wenn es Mauerreste sind, die überwachsen sind, nimmt Hölderlin den Bewuchs als Zeichen der Verjüngung.
Noch freundlicher wird das Bild dann durch die blühenden Sträucher in den duftenden Gärten.

9.11.09

Tipps für Senioren in Ghana

1. Be committed to your faith
2. Get regular check ups
3. Keep your mind active
4. Volunteer your time, be active for others
5. Develop a positive attitude
6. Eat a healthy and well balanced diet
7. Get regular exercise
8. Practice random acts of kindness
9. SMILE
10. Be open to new experiences an possibilities. Get a hobby.
Den Hinweis verdanke ich Barbara Martin.