Der Nationalfeiertag der alten Bundesrepublik erinnerte an den Aufstand in der DDR vom 17. 6. 1953. Es war ein Tag der Niederlage und auch ein Tag der Hoffnung. Zu diesem Tag gehörten die Bild von den Arbeitern, die mit Steinen auf Panzer warfen, und das Bild von Deutschland in der Grenzen von 1937 mit der Formel "Deutschland dreigeteilt niemals!" Die Bundesrepublik gehörte zum Westblock, die DDR zum Ostblock. Beide versuchten, Musterkind in ihrem Block zu sein.
Der Geschichtsunterricht der alten Bundesrepublik blieb nicht selten am Ende der Weimarer Republik stecken. Wer den Nationalsozialismus und die Nachkriegszeit bis 1950 behandelte, war stolz darauf, wie weit er gekommen war. Die DDR wurde als totalitärer Staat und Gegenbild zum freien Westen beschrieben, historisch interessant erschien allenfalls der Weg zum Einparteiensystem der SED und dem Aufbau der Volksarmee, danach eigentlich nichts mehr.
Der Nationalfeiertag der vereinigten Bundesrepublik Deutschland ist der 3. Oktober, der Tag der Wiedervereinigung von 1990. Die prägenden Bilder sind die der Feier am Brandenburger Tor und vom Fall der Mauer. "Wahnsinn!" das Stichwort.
Damals wurde klar, dass die gesamte Phase von 1945 bis 1989 Geschichte geworden war. Das wiedervereinigte Deutschland war wie die Europäische Einigung nicht mehr Vision, sondern Wirklichkeit, deren Vorgeschichte zu betrachten war.
Leicht fällt es im Westen Adenauerära, Studentenbewegung, Ostpolitik, RAF, den Wechsel von Schmidt zu Kohl und dann die Stufen zur Auflösung der Blöcke als wesentliche Stationen zu beschreiben. Doch welche Phasen der Geschichte der DDR sind so prägend, dass sie unbedingt behandelt werden müssten? Bisher kenne ich noch keine didaktisch überzeugende Konzeption für den Schulunterricht.
Bemerkenswert finde ich deshalb die Auswahl, die Dietrich Garska in Das schweigende Klassenzimmer trifft. 1953 und 1956 als die Jahre der gescheiterten Aufstände in DDR und Ungarn. Dann erst wieder der Blick auf die Einigung. Sollte man mit dem Prager Frühling von 1968 als Parallele zur Studentenbewegung fortfahren, dann 1976 die Ausbürgerung Biermanns und die Proteste dagegen mit der Entstehung der Solidarność in Polen 1980 zusammen sehen als Vorbereitung der friedlichen Revolutionen von 1989?
Das hieße, die DDR-Geschichte vom Ende her als letztlich nicht erfolgreiche Dauerunterdrückung zu verstehen. Aber das dafür entscheidende Jahr des Mauerbaus von 1961 fehlte dann. Darf man es wagen, die DDR-Geschichte nur in DDR vor und nach dem Mauerbau zu gliedern?
Nachtrag vom 13.8. (Mauerbau 1961):
In Brandenburg gibt es Überlegungen, mit der DDR-Geschichte schon in Klasse 7 zu beginnen.
17.6.10
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