1.6.10

Umgang mit Missbrauchsfällen an Internaten: Neuanfang an der Odenwaldschule

Der Trägerverein der Odenwaldschule (OSO) und sein Vorstand haben sich erneuert. Keines der Mitglieder, die 1999 für die Verschleppung der Aufklärung des Missbrauchsskandals eine Rolle spielte, ist noch Mitglied des Vorstandes. Neben dem Rechtsanwalt Michael Frenzel als Vorsitzendem wirken ein Missbrauchsopfer, Adrian Koerfer, und der bekannte Journalist Johannes von Dohnanyi im Vorstand mit. - Bedauerlich freilich, dass bisher keine Frau für die Vorstandsarbeit gewonnen werden konnte.
Rita Süsmuth hat den Vorsitz einer internationalen Expertenkommission übernommen, die Methoden zur möglichst effektiven Prävention künftigen Missbrauchs herausfinden soll.
Der Landrat Matthias Wilkes will seine etwas übereifrige Ankündigung, künftig keinen Schüler mehr über die Jugendhilfe der Odenwaldschule zuzuweisen, überdenken. Der Einsatz der Direktorin Margarita Kaufmann scheint für die Schule Früchte zu tragen.
Die schwierige Balance, zwischen pädagogischer Nähe und der Übergriffe verhindernden Distanz zu finden, wird nicht leicht sein. Ob Modelle einer stärkeren Mitverantwortung von Schülern oder ein strikteres Regelwerk zur Gewaltenteilung zwischen Trägerverein und Schule helfen können oder ob eine externe Appellationsinstanz im Sinne eines Ombudsmannes erforderlich ist oder eine Kombination von diesen und weiteren Ansätzen, sollte unvoreingenommen geprüft werden. Die bisherigen Instrumente waren vielleicht stark genug, neuen Missbrauch zu verhindern, aber jedenfalls nicht geeignet, ohne Unterstützung von außen die Aufklärungsarbeit über frühere Fälle genügend voranzubringen.

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