4.5.11

Lernen heute und morgen

Herr Larbig schreibt in seinem Beitrag Thesen zur Zukunft des Lernens:
Die Fragen, was Lernen sei und wie sich Bildung zeigt, wird in heutigen Diskussionsprozessen oft ausgeblendet. [...] Viele Diskussionen um die Zukunft des Lernens neigen heute dazu, den an ihnen beteiligten Personen im Rahmen eines „heimlichen Lehrplanes“ vor allem Technologien nahe zu bringen und diese methodisch auf die Nutzbarkeit in Lernprozessen hin anzuwenden.

Eine solche Annäherung an konkrete Methoden und Technologien finde ich spannend und notwendig, solange klar ist, dass die Nutzung digitaler Technologien selbst nur ein Teil des mit ihnen möglichen Lernprozesses ist, ja, dass das Erlernen der Möglichkeiten, die solche Technologien bieten, selbst ein enormer Lernprozess ist, der zunächst geleistet werden muss, bevor das Medium nicht mehr das zentrale Thema des Lernprozesses ist.
Diese Aussagen möchte ich aus Herrn Larbigs durchweg lesenswerten Thesen hervorheben.
Die opco11 ist so angelegt, dass den Teilnehmern deutlich werden soll, was "Möglichkeiten, die solche Technologien bieten" sind, und dass zugleich getestet wird, wie fruchtbar die Verwendung dieser Technologien sind.
Ich hoffe, dabei wird sich erweisen, dass "die Fragen, was Lernen sei und wie sich Bildung zeigt" bei dieser Gelegenheit auch diskutiert werden können, obwohl die Medienaspekte verständlicherweise im Mittelpunkt stehen werden.

Zur Frage, "wie sich Bildung zeigt", möchte ich zunächst an nur zwei der sechs Bildungskriterien von Hartmut von Hentig erinnern (zu den übrigen 4 vgl. Bildung. Ein Essay)

  • Die Fähigkeit und der Wille, sich zu verständigen
  • Bereitschaft zur Selbstverantwortung und Verantwortung in der res publica
Ich greife zunächst diese zwei heraus, weil sie geradezu selbstverständlich erscheinen, aber mir gegenwärtig durchaus nicht mehr im notwendigen Sinne gepflegt zu werden scheinen.

Was war an den Aussagen vor der Ethikkommission (im Unterschied zum Ethikrat) so beeindruckend? Für mich nicht, dass offenbar nichts Neues gesagt wurde (wie sollte das nach jahrzehntelanger Diskussion pünktlich zu einer solchen Befragung passieren?)
Mich beeindruckte, dass den Berichten über die Befragung zufolge weder die Experten noch die Mitglieder der Ethikkommission darauf hingearbeitet haben, sich zu verständigen.
Ich habe die 11 Stunden nicht mit verfolgt, weil ich wenig Hoffnungen darauf hatte, dass das passieren könne. Aber wäre es angesichts der Katastrophe von Fukushima und der gegenwärtigen großen Abhängigkeit vieler Volkswirtschaften von Atomstrom nicht an der Zeit gewesen?

Und das gilt insbesondere in Bezug auf das zweite Kriterium:
Bereitschaft zur Selbstverantwortung und Verantwortung in der res publica (der Gesellschaft)

Wo ist bei den Vorstandsvorsitzenden der vier Energie-Oligopolisten Deutschlands etwas von dieser Verantwortungsbereitschaft zu sehen? Mehr noch, wo ist in den letzten Jahren seit Beginn der Finanzkrise ab 2007 bei führenden Bankern etwas davon zu spüren gewesen?
Sollte nicht wenigstens jetzt eine ernsthafte Diskussion über die Verantwortung führender Manager mit der Bereitschaft, sich zu verständigen geführt werden?

Ich habe die beiden Bildungskriterien von Hentigs absichtlich auf aktuelle Probleme und auf kontroverse Probleme bezogen. Denn über der Diskssion über die rechte Verwendung der Medien und über operationalisierbare Bildungsstandards kommt leider schon lange die Frage, woran Bildung sich zeigt, zu kurz.
Gut möglich, dass auch mir Verantwortungsbereitschaft und Wille zur Verständigung fehlen und ich es nur noch nicht wahrhaben will. Das wäre im Gedankenaustausch zu prüfen.

Statt Fragen daher nun meine in der Terminologie der Operationalisierbarkeit formulierte These:

Die Reaktion auf die Finanzkrise ab 2007 und die deutsche Diskussion nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima stellten eine Evaluation der Verständigungsbereitschaft und der Verantwortungsbereitschaft führender Manager von Energiekonzernen und Finanzinstituten dar.
Diese Manager haben noch schlechter abgeschnitten als die deutschen Schüler in der ersten PISA-Studie.

Seriöse Zeitungen wie das Handelsblatt lassen solch Halbgares über Bildung verlautbaren. Es gibt noch viel zu tun.

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