Herr Larbig sagt provokativ nein, denn sie verändere sich ja schon in Richtung mehr Internetverwendung, Lisa Rosa sagt dazu im Kommentar, sie müsse sich vernünftig verändern in Richtung Schülermitbestimmung.
Muuss-Merholz und Schaumburg betonen - wie Herr Larbig an anderer Stelle auch - die Notwendigkeit, Schulbücher durch OER-Material zu ersetzen. (hier das Whitepaper zu OER)
Beide haben irgendwie Recht.
Meiner Meinung aber müssen Schulen, Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung vor allem weniger hierarchisch werden, damit auch Durchschnittslehrer die Möglichkeit haben, Schülern mehr Mitwirkungsmöglichkeiten zu eröffnen und sinnvolle Verwendung des Internets einzuüben und zu lehren. Und das, ohne dass sie schon in der Referendarzeit und den ersten Unterrichtsjahren hoffnungslos überfordert werden.
Für mich wird der Wandel der Lehrerbeanspruchung deutlich an zwei Lehrerblogs: Dem Lehrerzimmer und sovielzumthemaschule. Da schreiben zwei engagierte und begabte Lehrkräfte. Beiden ist der Blog wichtige Ergänzung zum Schulalltag.
Im Lehrerzimmer sitzt jemand in Ruhe und schreibt - nicht selten über seine Hobbys (Literatur und Informatik) und stellt Unterrichtsprojekte vor.
In sovielzumthemaschule ist atemloses Bemühen, den Einbruch des Chaos zu verhindern, zu spüren, wie schon der Name es andeutet. Und das liegt nicht daran, dass wie in beliebten Fernsehfolgen der Lehrer als Sozialmanager ständig Ausnahmeprobleme seiner Schüler und Kollegen löst, sondern daran, dass die alltäglichen Unterrichtssituationen und die Situationen im Kollegium die Lehrkraft zwangsläufig in den Katastrophenmodus treiben.
Die Unterschiede sind in Wirklichkeit sicher nicht so groß, wie die gekonnte Inszenierung der Blogs es suggeriert, aber symptomatisch für die wachsende Überforderung der Lehrkräfte scheint mir der Unterschied schon.
John Hattie meint, das Wichtigste sei die Veränderung des Feedbacks an Schulen: "Wir müssen uns mehr Gedanken darüber machen, wie das Feedback beim Schüler ankommt, anstatt einfach die Menge an Feedback zu erhöhen. Und ein dritter wichtiger Befund lautet: wenn Lehrkräfte mehr Feedback über die eigene Wirksamkeit erhalten, dann sind die Schüler die größten Nutznießer."
Meine Frage dazu:
Wie sollen Lehrer hilfreiches Feedback geben können, wenn schon die Ausbildung darin besteht, sie in den Katastrophenmodus zu treiben und die Schulverwaltung durch ständige Regeländerungen alles dazu tut, ihn bei den ausgebildeten Lehrern zu erhalten?
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
4 Kommentare:
Feedbackkultur wäre schon mal ein Anfang. Bei uns gibt es im Prinzip gar kein Feedback.
Ich glaube, Schule ändert sich dann, wenn sich die Gesellschaft ändert oder die Gesellschaft will, dass sie sich ändert.
Zu deiner Frage: Ich wüsste nicht wie. Man müsste mal mit dem Katastrophenodus aufhören. Mehr Ruhe und mehr Gelegenheit zu Austausch, Fortbildung und Planung muss da sein - muss aber auch dafür verwendet werden. Eine einfache Reduktion der Stundenzahl würde nicht bei allen Kollegen zu diesem Ergebnis führen.
Reduktion der Stundenzahl allein tut's freilich nicht. Wer im Katastrophenmodus ist, wird sie nur zur Flucht vor Arbeit nutzen.
Ganz ohne aber wird es wohl auch nicht gehen.
Aber vor allem müsste an die Stelle einer Kultur des Misstrauens und der Kostenreduzierung ein neuer Teamgeist und eine Unterstützungskultur treten, meine ich.
Mehr Wertschätzung durch die Vorgesetzten und vorgesetzten Behörden, irgendwie. Ob das mit Beamten geht, weiß ich nicht. Gegen den Beatmtenstatus bin ich ohnehin.
Reduktion der Stundenzahl: Ja. Und kleinere Klassen. Und die Option, alle paar Jahre ein Seminar an der Uni zu besuchen (dafür 1 Stunde weniger unterichten).
Da sage ich "Im Lehrerzimmer sitzt jemand in Ruhe und schreibt". Aber so ganz zufrieden ist er auch nicht. Und wenn man in seinen Blog näher hineinschaut, merkt man, dass ihn auch manches nervt an der Schule und daran, was die Kultusbürokratie aus ihr zu machen sucht.
Kommentar veröffentlichen