Herr Larbig fragt: "Wer führt zur Unterstützung eigener Praxisreflexion ein Arbeitsjournal? Oder: Wie sieht eure ReflexionsROUTINE aus?" und ruft in einem Blogartikel, in dem er eine kurze Begründung seiner Frage liefert, dazu auf, eine Blogparade zu diesem Thema zu beginnen. (sieh
sein Artikel und seit dem 17.9. seine
Darlegung seiner eigenen Reflexionsroutine).
Ich möchte seine Initiative unterstützen, doch der Zeitpunkt, wo sie mir ins Auge fällt (nach Mitternacht, vor einer längeren Invasion von Handwerkern in mein geliebtes Heim, Ende meiner schulischen Praxis vor 5 Jahren) ist nicht ideal für einen schwergewichtigen Beitrag.
Deshalb nur schnell ein paar Thesen, die ich verändern werde, wenn ich merke, dass ich falsch gelegen habe.
1. Ich habe meine Praxis nie so intensiv reflektiert wie Herr Larbig seine. Das merkt man schon an der Länge der Blogartikel die wir schreiben.
2. Ich denke über die Praxis des Unterrichtens freier nach, seit ich nur noch
nicht-beruflich unterrichte (mehr Zeit, weniger Festlegungen durch Lehrpläne und Rollenerwartungen).
3. Ein "Arbeitsjournal" im Larbigschen Sinne habe ich frühestens mit meinem Blog begonnen.
4. Über meine Unterrichtspraxis habe ich vor allem nachgedacht, wenn
a) ich ein neues Fach unterrichtete
b) ich es an einer neuen Schule unterrichtete
c) ich die Chance hatte, eine von meiner stark abweichende Praxis kennenzulernen (z.B. die von Kollegen anderer Nationen); die hatte ich vor allem an der
Europäischen Schule, wo ich beim Praxisaustausch, bei der Entwicklung von Lehrplänen für die Europäischen Schulen und nicht zuletzt bei Zeugniskonferenzen sehr unterschiedliche Haltungen zu Unterricht und zum Umgang mit Schülern kennen lernte.
Es steht zu hoffen, dass ich ergänzen und verändern werde. Spätestens, wenn ich andere Beiträge aus der Blogparade gelesen haben werde.
Weitere Stichworte:
Funkkollegs
Ausbildung zum Mediator und die folgenden
Mediationen
Supervisionsgruppen mit LehrerInnen von unterschiedlichen Schulformen
Man höre und staune: Lehrerfortbildung (besonders regionale, danke Karl!)
Teamteaching
Lernen mit Referendaren
gemeinsame Erarbeitung von Unterrichtsmodellen
(Interessant war für mich die Erfahrung, dass ich auch bei den relativ offenen Modellen, zu denen wir Arbeitshefte veröffentlicht hatten, immer ein wenig vom vorgeschlagenen Konzept abgewichen bin, dass ich aber auf die Materialien nicht verzichten wollte, auch nachdem es weit aktuellere Materialsammlungen gab.)
Meine persönliche Erfahrung mit Unterrichtsreflexion:
Ständige Überprüfung der eigenen Unterrichtsstrategie an den Unterrichtserfolgen sollte selbstverständlich sein und bei den meisten Kollegen ist sie das auch. Mein
Pädagogisches Tagebuch als Reflektionsjournal habe ich aber nicht lange geführt. Entscheidend war immer die
Außensicht.
Ganz wichtig ist die
Rückkopplung mit Schülern. Sie ist aber nicht hilfreich, wenn der Lehrer keinen Lernwillen der Schüler voraussetzt und da, wo er nicht vorhanden ist, nicht erkennt, wodurch er verloren ging. Das heißt, es muss eine offene Kommunikation möglich sein. Wo das - wie sehr häufig - nicht der Fall ist, kann
Mediation helfen. Wenn der Mediator das Vertrauen der Schüler gewinnt, hat der Lehrer die Möglichkeit die Interessen der Schüler unverzerrt durch konfrontative Standpunkte und/oder abhängigkeitsbedingte Beschönigungen wahrzunehmen.
Nützlich ist es aber auch, in die Schülerrolle zu schlüpfen.
Das kann geschehen, wenn man dem Unterricht eines Referendars folgt und dabei z.B. feststellt, selbst der aktivste Schüler weniger als 10 Minuten dem Unterricht folgt (ein energisches Plädoyer für Lernen durch Lehren und forschendes Lernen).
Noch nützlicher aber fand ich die Gelegenheiten, wo ich an Fortbildungen teilnahm und die Vorteile von informierenden Frontalphasen und gut organisierten Gruppenphasen mit öden Informations- oder gar Selbstdarstellungsblöcken und ermüdenden Gruppendiskussionen verglich (
wie bekannt: ein Saboteur kann - wenn die Methode nicht rasch gewechselt wird - eine Lerngruppe im Nu lähmen; eine mitreißende Aufgabe kann auch bei allgemeinem Desinteresse Anstöße geben, die noch nach Jahren Wirkung zeigen).
Gemeinsame Erarbeitung von Unterricht mit Kollegen, deren Unterricht ich meinem eigenen vorzog, hat meine Refktion wesentlich gefördert, nur hatte ich nicht ständig die Gelegenheit dazu (was nicht daran lag, dass ich meinen Unterricht immer vorbildlich gefunden hätte).
Fortsetzung dieses Artikels:
Lernen in der Mediengesellschaft,
Supervision,
Funkkolleg
Links zu den Artikeln der Blogparade
bei Herrn Larbig.
Meine bisherigen Favoriten:
Frl. Rot
Andreas
mutigeschule
kreidefressen