19.4.14

Soviel zum Thema Schule und Goethes Werther

Am 29.12.2012 findet sich auf dem Blog "Soviel zum Thema Schule" der Eintrag "Lebenszeichen". Darin heißt es u.a.:
endlich habe ich Zeit für ein Lebenszeichen gefunden. Bei mir ist gerade sehr viel los, zu viel, um auch nur irgendwas geregelt zu bekommen. Ich hoffe das wird sich in den nächsten Wochen wieder entspannen, weiß aber leider nichts zu versprechen. Ich werde es versuchen – dennoch kann es sein, dass es innerhalb der kommenden vierzehn Tage schwierig wird.
Diese Sätze haben eine große Ähnlichkeit mit dem Schluss von Goethes Werther. Zum einen deshalb, weil sie vermutlich die Beschreibung einer realen Situation enthalten, aber so in die Komposition des Textes eingearbeitet sind, dass sie eine beachtliche literarische Aussage gewinnen.
Kestner hat Goethe mit klaren Worten, aber ohne jede literarische Absicht von Tod und Beerdigung Jerusalems, des literarischen Vorbilds von Werther berichtet. Die kurzen abschließenden Sätze aber bilden zu den ausführlichen Briefen Werthers einen harten Schlussstrich.
Der Hinweis der Bloggerin, dass sie Schwierigkeiten haben werde, innerhalb der nächsten 14 Tage etwas zu schreiben, klingt banal. Mit jeder Woche, jedem Monat, jedem Jahr, das nach diesen Worten ins Land geht, gewinnt die Überschrift "Lebenszeichen" aber an zusätzlicher Bedeutung.
Bei der Lektüre des Blogs hatte ich oft den Eindruck, dass die Darstellung zu nah an der Realität blieb, um nicht entschlüsselt zu werden, dass aber ein Formwille sie bestimmte, der weit mehr anstrebte, als reale Personen herabzusetzen und die Schreiberin in ein gutes Licht zu setzen.

Gerade bei Blogs von Autorinnen habe ich nicht selten das Gefühl, dass eine literarische Analyse lohnend sein könnte. Aber dafür brauchte ich mehr Zeit.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Dieses wortlose Verschwinden ist übrigens eines der Dinge, die ich, so toll ich all die virtuelle Vernetzung und die damit verbundenen Möglichkeiten finde, als ganz schrecklich empfinde.

Man lernt sich kennen, andererseits aber doch nicht.

Verschwindet einer von heute auf morgen wort- und spurlos, bleibt die Leserschaft hilflos zurück und hat kaum den Hauch einer Chance, herauszufinden, ob man sich Sorgen machen muss oder nicht.

Zurück bleibt ein beklemmendes Gefühl, wann immer man an den Verschwundenen denkt.

Walter Böhme hat gesagt…

Ich denke, zur virtuellen Bekanntschaft gehört, dass man die Beziehung, bis man einen wirklich persönlichen Kontakt aufgebaut hat, nicht so ernst zu nehmen braucht.
Wenn eine virtuelle Existenz verschwindet, braucht man sich um sie genauso wenig Sorgen zu machen wie um eine literarische. Freilich, man darf sich um sie Sorgen machen, das ist das Faszinierende an virtuellen wie an literarischen Existenzen.
Was SovielzumThemaSchule betrifft, nimm einfach an, dass sie - falls sie virtuell und nicht nur literarisch war - identisch ist mit der Person, die vor kurzem bloggte "Ein erster Versuch scheiterte a) an meiner Naivität und b) an dem Irrglauben, dass es tatsächlich so etwas wie das Recht auf freie Meinungsäußerung gibt. Ich habe Lehrgeld gezahlt und beschlossen, dass ich aus purem Selbstschutz diesen Blog so anonym wie möglich führe."
Dann kannst du dich daran freuen, dass sie munter weiter bloggt.
Aber vielleicht ist diese zweite Person genauso fiktiv wie die erste und diese Existenzen nehmen kein Ende, bis nicht - wie bei Harry Potter - mindestens sieben Existenzen - wie dort Bücher - durchgespielt sind. Und danach schreibt die Autorin in einem anderen Genre weiter.
Uns aber bleibt das geheimnisvolle Verschwinden mit "Lebenszeichen".

Anonym hat gesagt…

Angenommen, sie wäre es und sie somit, was begrüßenswert ist, gesund und munter, warum dann am alten Ort nicht wenigstens einen kurzen, erklärenden Abschlussartikel...?
Ach, Fragen über Fragen. (Die niemand beantworten kann, außer der Bloggerin selbst. Und die will es vielleicht nicht, nachvollziehbarerweise.)

Es ist jetzt auch nicht so, dass ich mir den Kopf zermartere über den Verbleib jedes inaktiven Bloggers. Aber dann und wann beschäftigt es einen eben doch.